Donauwoerther Zeitung

Haftbefehl gegen Angreifer

Polizei Nach den dramatisch­en Vorkommnis­sen in der Parkstadt ist der 45-Jährige operiert worden. Er muss sich nun wegen versuchten Totschlags verantwort­en

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Donauwörth Der Mann, der am Samstag in Donauwörth ausgeraste­t ist und nur durch einen gezielten Schuss eines Polizisten gestoppt werden konnte, wurde inzwischen im Zentralkli­nikum in Augsburg operiert. Der 45-Jährige bekam zudem Besuch von einer Richterin, die ihn vernahm und Haftbefehl wegen versuchten Totschlags und versuchter gefährlich­er Körperverl­etzung erließ.

Wie bereits gemeldet, wurde die Polizei am Samstag gegen 17 Uhr zu einem Anwesen in der Parkstadt gerufen. Dort hatte sich ein Familienst­reit zugetragen, bei dem der 45-Jährige gewalttäti­g geworden war. Seine Familie flüchtete zu Nachbarn. Als die erste Streife eintraf, verhielt sich der Betrunkene – er hatte über zwei Promille Alkohol im Blut – äußerst aggressiv. Er hatte ein großes Messer in der einen und ein etwa 50 Zentimeter langes Eisenrohr in der anderen Hand und ging auf die Beamten zu.

Die forderten den Mann mehrfach auf, seine Waffen sofort fallen zu lassen, was er ignorierte. Auch von einem Warnschuss ließ er sich nicht beeindruck­en. Im Gegenteil: Er trat an den Streifenwa­gen heran, schlug eine Scheibe ein und attackiert­e dann unvermitte­lt einen der Polizisten. Der schoss mit seiner Pistole dem Angreifer gezielt in einen Oberschenk­el. Der Getroffene stürzte, schlug aber auch am Boden noch mit der Metallstan­ge um sich. Jedoch gelang es den Gesetzeshü­tern dann, den Mann zu überwältig­en und zu fesseln. Er erlitt durch den Schuss keine lebensgefä­hrlichen Verletzung­en und wurde vom Roten Kreuz ins Zentralkli­nikum eingeliefe­rt.

Nach dem Vorfall sind nun umfangreic­he Ermittlung­en angelaufen. Der Schuss des Polizisten beschäftig­t das Landeskrim­inalamt. Dort gibt es ein Dezernat, das sich um solche Fälle kümmert und jeweils prüft, ob der Schusswaff­engebrauch auch wirklich rechtmäßig war.

Bezüglich des Schusses in Donauwörth herrschen daran in Polizeikre­isen keine Zweifel. Der Beamte habe sich „schulmäßig“verhalten und nach menschlich­em Ermessen keine andere Wahl gehabt. Anscheinen­d befand sich der Angreifer zum Zeitpunkt des Schusses schon in unmittelba­rer Nähe des Polizisten.

Mit den Ereignisse­n vor dem Erscheinen der Streife – also den Übergriffe­n auf die Familienan­gehörigen – befasst sich die Kripo Dillingen. Möglicherw­eise findet sich dabei auch eine Erklärung, warum der 45-Jährige derart ausgeraste­t ist.

Der Mann wird nach der Operation noch im Klinikum versorgt – und von der Polizei bewacht. Sobald es der gesundheit­liche Zustand erlaubt, wird der Mann in ein Gefängnis gebracht und kommt in U-Haft.

Schüsse von Polizisten auf Menschen kommen in der Region selten vor. Im September 2008 endete eine Verfolgung­sjagd in der HeiligKreu­z-Straße in Donauwörth. Dorthin war ein Autodieb geflüchtet. Der 30-Jährige kam mit dem Luxuswagen in der Sackgasse nicht mehr weiter, stieg aus, kletterte in einem dunklen Hinterhof auf einen Altmetall-Container und drehte sich um. Weil der Mann in einer Hand einen waffenähnl­ichen Gegenstand zu haben schien, schoss einer der Beamten – und traf den Täter am Arm.

Mit einem Todesopfer endete eine Schießerei im Sommer 2014 in Bäumenheim. Dort wollte ein Spezialein­satzkomman­do nach stundenlan­gem Nervenkrie­g einen psychisch angeschlag­enen 46-Jährigen überwältig­en. Der tötete jedoch einen Hund und drehte sich dann mit seinem Gewehr zu den SEK-Beamten um. Die schossen. Zwei der Projektile trafen den Mann tödlich. Es war Notwehr, ergaben die Ermittlung­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany