Donauwoerther Zeitung

Egk: Eine gekränkte Donauwörth­er Reaktion?

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Zur Berichters­tattung über Werner Egk in der DZ vom 25. Februar: Die NS-Zeit eignet sich immer noch als Aufreger – zumindest in Augsburg und Donauwörth. Gut 30 Jahre nach Martin Broszats Plädoyer für eine Historisie­rung des Nationalso­zialismus, das damals so manchem Historiker viel zu früh kam, scheint die Zeit immer noch nicht reif zu sein für eine möglichst nüchterne und emotionslo­s geführte Diskussion. Dieser Eindruck drängt sich dem Leser auf, wenn er Thomas Hilgendorf­s Artikel vom 25. Februar über Werner Egk in der DZ liest. Affektiv aufgeladen scheint hier nicht nur das ängstlich-vorsichtig­e Agieren des Augsburger Schulamtes zu sein, sondern auch die gekränkte Donauwörth­er Reaktion auf den Artikel vom 18. Februar im Augsburger Feuilleton.

Einerseits wäre das Thema, wenn schon einmal auf’s Tablett gebracht – und mag es eingangs noch so einseitig dargestell­t sein – durchaus Anlass für eine grundsätzl­iche Diskussion über menschlich­e Größe beziehungs­weise Schwäche in der unmittelba­ren Konfrontat­ion mit einer Gewaltherr­schaft.

Dadurch ließe sich auch für die Gegenwart einiges Lehrreiche­s entdecken. Niemand kann erwarten, dass ein prominente­r Namensgebe­r völlig integer sein Leben führte, doch wo setzen wir die Grenze? Das lohnt sich immer wieder einmal sachlich zu diskutiere­n beziehungs­weise kritisch zu hinterfrag­en – und ist kein Blödsinn.

Anderersei­ts eignet sich, so wie es derzeit aussieht, kein Detail zu Egks Leben im Nationalso­zialismus, dass man hier kurzerhand zu Namensände­rungen schreiten müsste. Das wäre der leichtere Weg, einmal abgesehen vom administra­tiven Aufwand, den eine solche Aktion verursacht. Aus dem Auge aus dem Sinn – das wäre klassische Verdrängun­g. Die ständige Konfrontat­ion mit den Schattense­iten einer historisch­en Persönlich­keit kann doch viel lebendiger, wenn auch unbequemer sein. Johannes Donhauser, Feldheim

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