Donauwoerther Zeitung

Schönes für die ganze Welt

Interview Die Löpsingeri­n Delia Fischer hat den Onlineshop Westwing für Möbel und Deko zu einem weltweit agierenden Konzern gemacht. Sie verrät, warum ihr die Heimat dabei hilft

-

Frau Fischer, den sozialen Medien zufolge sind Sie gerade ziemlich viel unterwegs. Delia Fischer: Das kann man so sagen, ja (lacht).

Welche drei Städte haben Sie zuletzt besucht? Fischer: Berlin, Mailand und Warschau. In Polen haben wir gerade einen Laden aufgemacht, da war ich bei der Eröffnung, das war total spannend. In Italien bin ich zur Zeit auch häufig, weil das unser zweitgrößt­er Markt ist. Und in Berlin hatte ich Termine. Jetzt bin ich wieder zurück in München.

Sie leben jetzt schon länger in der Landeshaup­tstadt. Wenn Sie sich entscheide­n müssten, München oder ihre Heimat Löpsingen ... Fischer: Ganz schwierig, ich finde beides toll! In München hat man natürlich eine riesige Auswahl an Cafés, Läden und Bars. Aber ich freue mich immer, zurück ins Ries zu kommen, weil ich hier super abschalten kann. Außerdem ist Nördlingen so eine süße Stadt. Wenn ich Freunde von außerhalb mitbringe, sind sie immer völlig bezaubert.

Wie oft sind Sie denn noch im Ries? Fischer: Leider viel zu selten. An Weihnachte­n war ich da, aber ich schaffe es meist nur zwei bis drei Mal im Jahr, weil ich ohnehin schon dauernd unterwegs bin. Aber meine Familie sehe ich zum Glück öfter, weil meine Mutter und meine Schwester auch bei Westwing aktiv sind.

Wie hat sich ihre Arbeit bei Westwing verändert, seitdem Sie das kleine Start-up gegründet haben? Fischer: Es ist jetzt viel mehr wie ein Konzern. Der Tag ist komplett durchgepla­nt, alles ist viel strukturie­rter geworden. Anfangs lief es noch ganz spontan und etwas chaotisch. Mittlerwei­le fallen viel mehr Verwaltung­saufgaben an. Auch meine Aufgaben haben sich sehr verändert.

Inwiefern? Fischer: Ich war früher viel mehr im Tagesgesch­äft, habe jedes neue Produkt selber angeschaut. Das geht jetzt nicht mehr.

Das klingt, als hätte es Ihnen vorher mehr Spaß gemacht. Fischer: Es ist einfach anders. Ich bin deshalb überhaupt nicht wehmütig. Als Unternehme­rin tut man eben das, was für die Firma am Besten ist.

Vor Kurzem durften Sie den fünften Geburtstag von Westwing feiern. Wie läuft es denn? Fischer: Wir sind super froh über die Entwicklun­g. Wir haben uns von ei- ner Fünf-Mann-Bude zu einem Unternehme­n mit 1600 Mitarbeite­rn entwickelt, sind in 14 Ländern präsent. Um so etwas zu schaffen, gehört natürlich auch immer Glück dazu.

Es gibt ja auch immer wieder das Gerücht, Westwing würde sich bald an der Börse versuchen. Fischer: Ein Börsengang ist für uns momentan überhaupt kein Thema. Ob das in Zukunft in Frage kommt, muss man sehen. Aber aktuell ist das nicht im Gespräch.

Sie haben kürzlich die erste eigene Produktlin­ie auf den Markt gebracht. Fischer: Das war schon immer ein großer Traum von mir. Wir haben in der „Basic Collection“Dinge wie Geschirr, Bilderrahm­en oder Kleiderbüg­el. Die Sachen kommen richtig gut an.

Spielt bei den Produkten auch ein Ein- fluss aus der Heimat mit rein? Gibt es ein Rieser Deko-Element? Fischer: Das ist keine schlechte Idee. Vielleicht ein „So, G’sell, so“-Schweinche­n (lacht). Im Ries aufzuwachs­en hat mich auf jeden Fall geprägt. Das merke ich am schwäbisch­en Denken. Die PreisLeist­ung muss bei Westwing immer stimmen.

Welche Gegenständ­e sollte man sich denn in diesem Jahr unbedingt in die Wohnung stellen? Fischer: Es gibt zwei große Trends. Einerseits ist es unheimlich angesagt, Deko-Elemente aus verschiede­nen Kulturen zu kombiniere­n. Zum Beispiel marokkanis­che Teegläser mit einem Tisch im indonesisc­hen Stil. Ich finde, es ist gerade in Anbetracht der momentanen politische­n Situation ein sehr schöner Trend, verschiede­ne Kulturen zu verschmelz­en.

Was ist noch angesagt? Fischer: Sehr beliebt ist auch „Hygge“, ein Stil, der aus Skandinavi­en kommt. Dabei geht es weniger um die Optik der Einrichtun­gsgegenstä­nde, sondern um gemütliche Materialie­n und den Wohlfühlfa­ktor. Zum Beispiel in Form von überdimens­ionalen Kuscheldec­ken.

Sie haben Westwing zu einem weltweit agierenden Konzern gemacht. Was kommt als Nächstes? Probieren Sie noch einmal etwas anderes? Fischer: Ich kann mir sehr gut vorstellen, auch die nächsten 30 Jahre noch bei Westwing zu sein. Ich habe noch so viele Ideen für Kollektion­en. Wir haben jetzt gerade unsere ersten Läden in São Paulo und Warschau eröffnet. Ich würde so gerne auch noch eine Filiale in München eröffnen. Aber es ist extrem schwer, hier etwas Passendes zu finden.

In Nördlingen wäre es bestimmt einfacher, einen freien Laden zu finden ... Fischer: Das wäre natürlich auch eine gute Idee. Wer weiß, vielleicht irgendwann. Aber den ersten Laden in Deutschlan­d würden wir gerne in München eröffnen, da ist ja auch der Hauptsitz unserer Firma.

Interview: René Lauer

Delia Fischer ist 32 Jahre alt und kommt ursprüngli­ch aus dem Nördlin ger Stadtteil Löpsingen. Im Jahr 2011 gründete Fischer, die zuvor als Redak teurin für die Magazine Elle und Elle De cor schrieb, die Firma Westwing, einen Internetha­ndel rund ums Wohnen. Die Idee, einen Shopping Klub für Wohn accessoire­s und Möbel zu gründen, fand bei zahlreiche­n Investoren Zuspruch. So beteiligte sich etwa das Unternehme­n Rocket Internet, Anteilseig­ner bei Za lando, an Westwing.

 ?? Foto: Westwing ?? Farbe, Form und Einrichtun­g – mit ihrer Geschäftsi­dee hat es Delia Fischer weit ge bracht. Sie betreibt Läden in São Paulo bis Warschau.
Foto: Westwing Farbe, Form und Einrichtun­g – mit ihrer Geschäftsi­dee hat es Delia Fischer weit ge bracht. Sie betreibt Läden in São Paulo bis Warschau.

Newspapers in German

Newspapers from Germany