Donauwoerther Zeitung

22 Meter tief in die Erde

Baustelle Drei riesige Bohrmaschi­nen sind derzeit auf der Baustelle in Nördlingen am Wemdinger Tunnel im Einsatz. Die Züge fahren mitten durch

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Noch steht der alte Tunnel, noch sind die tiefen Risse an seiner Decke zu sehen. Immer wieder hatten Lastwagenf­ahrer die Höhe ihres Fahrzeugs nicht bedacht, immer wieder hing ein Lkw am Eingang der Unterführu­ng, die die Altstadt mit dem Wemdinger Viertel verbindet, fest. Doch mittlerwei­le scheint der Tunnel noch dunkler zu sein als zuvor. Das liegt zum einen daran, dass die Arbeiter bereits die Beleuchtun­g an den Seiten abmontiert haben. Doch es liegt auch an der Erde, die von der Baustelle oben durch die alten Lichtschäc­hte nach unten geschüttet wird. Von dort aus wird sie mit Lastwagen abtranspor­tiert. Wohl bis August werde der Tunnel noch stehen bleiben, sagt der Leiter der Abteilung Tiefbau bei der Stadt Nördlingen, Michael Bauhammer. Dann wird das mehr als 100 Jahre alte Bauwerk endgültig abgerissen. Bis dahin muss der Rahmen für den neuen Tunnel unter den Eisenbahng­leisen stehen.

Für ihn werden derzeit im Bereich der Gleise sogenannte Bohrpfahlw­ände gebaut. Wie, das erklärt Bauhammer so: Die riesigen Maschinen bohrten zwei Reihen Löcher in den Boden, die parallel zueinander verlaufen – links und rechts der neuen Fahrbahn. Jedes Loch sei rund 22 Meter tief. Die Bohrlöcher überschnit­ten sich leicht. Jedes zweite werde mit Eisen befestigt, alle würden mit Beton ausgefüllt. Insgesamt müssten rund 150 Löcher gebohrt und gefüllt werden. 69 sind gestern Vormittag schon fertig, Bauhammer sagt: „Wir sind einen Tag vor der Zeit. 70 Liter Diesel brauchen die riesigen Bohrmaschi­nen pro Stunde“, sagt Bauhammer. Alle drei Tage werde der Treibstoff an die Baustelle geliefert. 25 Männer arbeiten am Tag am neuen Wemdinger Tunnel, 15 sind es in der Nachtschic­ht.

Am Eingang und am Ausgang des Tunnels werden zudem Spundbohle­n in den Boden gerammt – auch quer zur Fahrbahn. Notwendig ist das, weil der Tunnel zwei Meter tiefer wird als der alte – und damit kommt den Planern das Grundwasse­r in die Quere. Damit das nicht immer abgepumpt werden muss, liegt die neue Röhre in einer sogenannte­n Grundwasse­rwanne, einem riesigen Quadrat. Der neue Tunnel wird zweigeteil­t sein. Zunächst fährt der Autofahrer durch einen ersten, 42 Meter langen Abschnitt. Danach kommt ein Lichtschac­ht, der wiederum laut Bauhammer rund 15 Meter lang ist. Bislang waren an dieser Stelle die Gleise mit den Nummern zwölf und 13. Sie wurden genauso abgebaut, wie andere, die nicht mehr benötigt werden. Führten über die alte Röhre noch 14 Gleise, sind es über der neuen Unterführu­ng nur noch acht. Nach dem Lichtschac­ht kommt ein weiterer Tunnelabsc­hnitt mit rund 14 Metern.

Dann sind Autofahrer, Radler und Spaziergän­ger wieder auf der Seite des Wemdinger Viertels. Die Fahrbahn liegt künftig tiefer als jetzt, Rad- und Fußwege auf beiden Seiten sind erhöht. Damit die Löcher überall gebohrt werden können, müssen die Gleise zeitweise abgebaut werden. Schienener­satzverkeh­r gebe es aber nur zwischen dem 10. und dem 13. März in Richtung Aalen, sagt Bauhammer – und dann erst wieder im August, wenn die alte Röhre abgebroche­n werde.

 ?? Fotos: Bachmann ?? 22 Meter tief werden die Löcher in den Boden gebohrt. Drei riesige Bohrmaschi­nen sind an der Baustelle am Wemdinger Tunnel im Einsatz.
Fotos: Bachmann 22 Meter tief werden die Löcher in den Boden gebohrt. Drei riesige Bohrmaschi­nen sind an der Baustelle am Wemdinger Tunnel im Einsatz.
 ??  ?? Die Züge fahren derzeit mitten durch die Baustelle durch.
Die Züge fahren derzeit mitten durch die Baustelle durch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany