22 Meter tief in die Erde
Baustelle Drei riesige Bohrmaschinen sind derzeit auf der Baustelle in Nördlingen am Wemdinger Tunnel im Einsatz. Die Züge fahren mitten durch
Nördlingen Noch steht der alte Tunnel, noch sind die tiefen Risse an seiner Decke zu sehen. Immer wieder hatten Lastwagenfahrer die Höhe ihres Fahrzeugs nicht bedacht, immer wieder hing ein Lkw am Eingang der Unterführung, die die Altstadt mit dem Wemdinger Viertel verbindet, fest. Doch mittlerweile scheint der Tunnel noch dunkler zu sein als zuvor. Das liegt zum einen daran, dass die Arbeiter bereits die Beleuchtung an den Seiten abmontiert haben. Doch es liegt auch an der Erde, die von der Baustelle oben durch die alten Lichtschächte nach unten geschüttet wird. Von dort aus wird sie mit Lastwagen abtransportiert. Wohl bis August werde der Tunnel noch stehen bleiben, sagt der Leiter der Abteilung Tiefbau bei der Stadt Nördlingen, Michael Bauhammer. Dann wird das mehr als 100 Jahre alte Bauwerk endgültig abgerissen. Bis dahin muss der Rahmen für den neuen Tunnel unter den Eisenbahngleisen stehen.
Für ihn werden derzeit im Bereich der Gleise sogenannte Bohrpfahlwände gebaut. Wie, das erklärt Bauhammer so: Die riesigen Maschinen bohrten zwei Reihen Löcher in den Boden, die parallel zueinander verlaufen – links und rechts der neuen Fahrbahn. Jedes Loch sei rund 22 Meter tief. Die Bohrlöcher überschnitten sich leicht. Jedes zweite werde mit Eisen befestigt, alle würden mit Beton ausgefüllt. Insgesamt müssten rund 150 Löcher gebohrt und gefüllt werden. 69 sind gestern Vormittag schon fertig, Bauhammer sagt: „Wir sind einen Tag vor der Zeit. 70 Liter Diesel brauchen die riesigen Bohrmaschinen pro Stunde“, sagt Bauhammer. Alle drei Tage werde der Treibstoff an die Baustelle geliefert. 25 Männer arbeiten am Tag am neuen Wemdinger Tunnel, 15 sind es in der Nachtschicht.
Am Eingang und am Ausgang des Tunnels werden zudem Spundbohlen in den Boden gerammt – auch quer zur Fahrbahn. Notwendig ist das, weil der Tunnel zwei Meter tiefer wird als der alte – und damit kommt den Planern das Grundwasser in die Quere. Damit das nicht immer abgepumpt werden muss, liegt die neue Röhre in einer sogenannten Grundwasserwanne, einem riesigen Quadrat. Der neue Tunnel wird zweigeteilt sein. Zunächst fährt der Autofahrer durch einen ersten, 42 Meter langen Abschnitt. Danach kommt ein Lichtschacht, der wiederum laut Bauhammer rund 15 Meter lang ist. Bislang waren an dieser Stelle die Gleise mit den Nummern zwölf und 13. Sie wurden genauso abgebaut, wie andere, die nicht mehr benötigt werden. Führten über die alte Röhre noch 14 Gleise, sind es über der neuen Unterführung nur noch acht. Nach dem Lichtschacht kommt ein weiterer Tunnelabschnitt mit rund 14 Metern.
Dann sind Autofahrer, Radler und Spaziergänger wieder auf der Seite des Wemdinger Viertels. Die Fahrbahn liegt künftig tiefer als jetzt, Rad- und Fußwege auf beiden Seiten sind erhöht. Damit die Löcher überall gebohrt werden können, müssen die Gleise zeitweise abgebaut werden. Schienenersatzverkehr gebe es aber nur zwischen dem 10. und dem 13. März in Richtung Aalen, sagt Bauhammer – und dann erst wieder im August, wenn die alte Röhre abgebrochen werde.