Milben setzen den Bienen zu
Natur Die Parasiten lassen die Völker schrumpfen. Das hat zum Teil gravierende Folgen. Weshalb der strenge Winter dennoch positiv für die Insekten war
Donauwörth Noch sieht man sie nur vereinzelt umhersummen – sie verlassen für kurze Reinigungsflüge ihr Volk. Oder um Wasser zu holen. Die Rede ist von Bienen. In circa vier Wochen brummen die fleißigen Insekten wieder von Blüte zu Blüte. Doch in diesem Jahr werden dies weniger Bienen tun. Schuld daran ist nicht etwa der strenge Winter mit Temperaturen bis minus 20 Grad, sondern ein Parasit: die Varroamilbe.
„Die Milbe wurde vor 30 bis 40 Jahren aus Asien eingeschleppt. Sie sitzen wie Zecken auf den Bienen und schwächen diese“, erklärt Werner Bötsch, Zweiter Vorsitzender der Imker in Donauwörth. Doch damit nicht genug. Die Schädlinge machen die schwarz-gelben Insekten empfänglich für weitere Krankheiten. „Die Milben im Bienenvolk dienen als Eingangspforte für Viren und weitere Parasiten“, erklärt Jo- sefine Mayer, Vorsitzende des Kreisverbands der Imker. Die mikroskopisch kleinen Schädlinge seien auch in diesem Winter wieder dafür verantwortlich, dass die Bienenvölker Verluste erlitten. Mayer empfiehlt daher, die Populationen „rechtzeitig mit Ameisensäure zu behandeln. Der günstigste Zeitpunkt ist der Spätsommer.“„Dabei müssen die Bienenzüchter aber darauf achten, dass sich keine Milben in der Brut befinden, da dort die Säure nicht wirkt“, betont Bötsch.
Wie wichtig es ist, als Imker sorgfältig auf die Bekämpfung zu achten, erläutert Bötsch an einem einfachen Beispiel: „Wenn ein Bienenvolk durch den Milbenbefall immer weiter schrumpft, fliehen die übrigen Bienen und suchen in einem Bienenkasten in der Nähe Unterschlupf. Dort können sie dann die Parasiten einschleppen.“Ob eine Population von dem Schädling befallen ist, lässt sich am einfachsten mit der Abfallmethode klären. „Die meisten Bienenkästen verfügen über eine Öffnung im Edelstahlboden, durch die keine Bienen gelangen können. Mithilfe eines weißen Blattes Papier kann man die verendeten, herabgefallenen Milben zählen. Es sollten nicht mehr als fünf Milben pro Tag abfallen, sonst muss der Imker dringend handeln“, mahnt Bötsch. Die Überprüfung solle am besten im Juli erfolgen und sei extrem wichtig. Denn würde sich die Anzahl der Honigbienen immer weiter verringern, hätte das gravierende Folgen für Natur und Mensch. „Es gäbe keine ausreichende Bestäubung mehr im Obstanbau. Bienen sind sehr wichtig. Sie sind sozusagen für die Nahrungsbeschaffung zuständig“, resümiert Mayer. Jeder Besitzer von Obstbäumen könne die Auswirkungen spüren, wie Bötsch anmerkt.
Immerhin kam der zum Teil eisige Winter den Insekten zugute. „Ein milderer Winter ist für die Bienen schlimmer, weil sie dann komplett durchbrüten. In diesem Jahr gab es eine Brutpause, dadurch konnten sie sich erholen“, beschreibt die Vorsitzende. Auch Bötsch bestätigt dies: „Lange, beständige Kälte ist besser als ein ständiges Auf und Ab.“
Draußen trifft man zwar momentan noch nicht allzu viele Bienen, dennoch laufen in den Völkern bereits die Vorbereitungen auf den Frühling, wie Mayer weiß: „Die Königin legt jetzt schon Eier und baut ihre Population wieder auf.“