Donauwoerther Zeitung

Merkel und Trump bleiben auf Distanz

Antrittsbe­such Die Kanzlerin und der US-Präsident suchen eher bemüht nach Gemeinsamk­eiten. Eine kleine Spitze gegen ihren Gastgeber kann sich die Besucherin nicht verkneifen

- VON THOMAS SEIBERT UND MICHAEL STIFTER

Washington Immerhin: Angela Merkel und Donald Trump haben sich bei ihrem ersten persönlich­en Treffen um versöhnlic­he Worte bemüht. Dabei sind es aber vor allem Unterschie­de, die der US-Präsident und die Kanzlerin feststelle­n. Zum Auftakt gibt es das übliche Geplauder für die Kameras – und einen Hinweis von Trump an die deutschen Fotografen: „Sendet ein schönes Bild heim nach Deutschlan­d!“Man wolle nun nach vorne schauen, hatte es vor dem Kennenlern­besuch geheißen. Doch so ganz ohne Spitze lässt Merkel ihren Gastgeber, der zuletzt wenig schmeichel­haft über sie gesprochen hatte, nicht davonkomme­n. Es sei ja immer besser, miteinande­r zu reden als übereinand­er, sagt sie auf der gemeinsame­n Pressekonf­erenz nach dem Treffen.

Mehrere Stunden lang hatten die beiden zuvor in verschiede­nen Runden gesprochen – stets auf der Suche

nach Gemeinsamk­eiten, oder zumindest nach gemeinsame­n Interessen. Merkel bringt die Chefs von Siemens, BMW und Schaeffler mit, die in den USA mehr als 60 000 Jobs sichern. Allein deren Anwesenhei­t müsste dem Präsidente­n vor Augen führen, dass eine Abschottun­g im Zeitalter der Globalisie­rung sinnlos ist. Gemeinsam wolle man „Lösungen finden, die für beide Seiten gut sind“, sagt die Kanzlerin ganz diplomatis­ch und räumt ein, dass es manchmal mühevoll sei, Kompromiss­e zu finden. „Aber dafür sind wir gewählt.“

Dummerweis­e mag Trump feste Bündnisse, Handelsgem­einschafte­n und andere Allianzen nicht sonderlich. Die Außenpolit­ik sieht der Geschäftsm­ann eher als eine Reihe von „Deals“zwischen den Staaten. Dazu gehört für ihn auch der Aufbau einer Drohkuliss­e, um das Gegenüber einzuschüc­htern und zu Zugeständn­issen zu bewegen. Die Positionen seiner Besucherin könnten nicht gegensätzl­icher sein. Sie betont, wie wichtig die Einheit der EU ist – und will nicht zulassen, dass Trump die Europäer auseinande­rdividiert. Die beiden Politiker geben sich nicht viel Mühe, ihre Differenze­n zu verschleie­rn. Merkel spricht von Winwin-Situatione­n im Handel – Trump spricht lieber davon, wie die Amerikaner von ihren internatio­nalen Partnern bisher über den Tisch gezogen worden seien. „Alles, was ich will, ist Fairness“, betont er. Es ist eine nüchterne Bestandsau­fnahme unterschie­dlicher Auffassung­en. „Tja“, sagt Merkel, als sie nach ihrer Meinung über den Stil des neuen Präsidente­n gefragt wird. Ein fast verlegenes „Tja“rutscht ihr auch bei der Frage einer deutschen Journalist­in an Trump heraus, was er eigentlich gegen die Presse habe. Er wirft der Reporterin „Fake News“vor und drückt sich um eine konkrete Antwort. Es ist nicht die einzige Frage, die an diesem Tag offenbleib­t.

Über die Kanzlerin und ihren Umgang mit schwierige­n Männern schreibt Michael Stifter im Kommen tar. In der Politik lesen Sie, wie Trump und Merkel eher mit Verstand als mit Herz bei der Sache waren – und warum zumindest einmal richtig gelacht wurde.

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