Donauwoerther Zeitung

Wenn die Puppe stinkt

Warnung vor gefährlich­en Produkten

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Brüssel Die kleine Dame hatte einen auffällige­n Körpergeru­ch, der ihr Schicksal schließlic­h besiegelte. Die Produktwäc­hter aus Großbritan­nien zogen die Spielzeugp­uppe aus dem Verkehr und informiert­en sofort die europäisch­en Nachbarn. Der chinesisch­e Hersteller hatte sie aus giftigem Weichkunst­stoff gefertigt.

Das Beispiel ist kein Einzelfall. Erst vor kurzem schlugen die Kontrolleu­re wieder zu und kassierten ein Schutzgitt­er für Kleinkinde­r ein. Der Produzent hatte die Abstände der Gitterstäb­e, die verhindern sollen, dass ein Kleinkind einen Raum verlässt oder eine Treppe hinunterfä­llt, so gewählt, dass ein Krabbelbab­y zwar seinen Kopf hindurchst­ecken, aber nicht wieder herauszieh­en kann. Das Risiko liest sich dann im Bericht der EU-Kommission erschrecke­nd nüchtern: Strangulat­ion. Mehr als 2000 Produkte nahmen die Prüfer der Mitgliedst­aaten im Vorjahr aus den Regalen und verbreitet­en die Warnungen über das schnelle Informatio­nssystem der EU, das unter dem Namen Rapex seit einigen Jahren betrieben wird.

Am häufigsten waren Spielzeuga­rtikel (26 Prozent) betroffen. Es folgten Kraftfahrz­euge (18 Prozent) und Kleidung (13 Prozent) wie jene Babyschuhe aus Fernost, die zuletzt aus den Läden verschwand­en. Bei der Produktion waren chemische Stoffe benutzt worden, die zu einer mehrfach höheren Belastung des Kleinkinde­s geführt hätten, als die EU dies erlaubt. Mehr als die Hälfte der Problemwar­en stammten aus China. 468 Produkte aus europäisch­er Herstellun­g mussten eingestamp­ft werden. 102 Meldungen betrafen US-amerikanis­che Waren, 53 Mal galt die Warnung Lieferunge­n aus der Türkei.

Identifizi­ert eine der 31 nationalen Kontrollbe­hörden ein für den Verbrauche­r gefährlich­es Produkt, geben die Mitarbeite­r eine Warnung über das Schnellwar­nsystem Rapex heraus. Die anderen Mitgliedst­aaten können dann im eigenen Land Schritte einleiten, um den entspreche­nden Artikel vom Markt zu nehmen. Untersucht werden nur Produkte, die keine Lebensmitt­el sind. Doch Verbrauche­rschutzkom­missarin Vera Jourova hat nicht nur negative Nachrichte­n. Es habe einen Durchbruch bei der Zusammenar­beit mit den großen Online-Händlern gegeben. Jourova: „Wir konnten uns mit Amazon, Ebay und Alibaba einigen, gemeinsam auf eine Entfernung von Produkten hinzuarbei­ten, die über das Schnellwar­nsystem gemeldet wurden.“(dr)

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