Donauwoerther Zeitung

Andrew: 120 Stellen fallen weg

Wirtschaft Management informiert nun offiziell die komplette Belegschaf­t in Buchdorf über die Verlagerun­g der Produktion nach China. Wie der Commscope-Konzern dies begründet

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Buchdorf Nun ist es offiziell: Bei der Firma Andrew Wireless Systems in Buchdorf werden viele der gut 300 Beschäftig­ten ihren Job verlieren. In einer außerorden­tlichen Betriebsve­rsammlung informiert­e das Management des Commscope-Konzerns – zu diesem gehört das Unternehme­n – erstmals die komplette Belegschaf­t über die Pläne. Demnach soll ein Großteil der Produktion vom Herbst an in ein Werk nach China verlagert werden.

Auf Anfrage unserer Zeitung nannte die in London ansässige Commscope-Pressestel­le für Europa, den Mittleren Osten und Afrika die näheren Gründe und eine konkrete Zahl: Die Belegschaf­t in Buchdorf werde um etwa ein Drittel – nämlich 120 Kräfte – reduziert. Dies werde aber momentan nochmals überprüft. Konkret sollen die Stellen in der Fertigung und in „unter- stützenden Funktionen“in Nordschwab­en wegfallen. Andere Bereiche des Betriebs seien von dieser Entscheidu­ng nicht betroffen.

Mit der Verlagerun­g möchte Commscope die Produktion­skosten reduzieren. Außerdem hoffe man, schneller auf Kundenwüns­che reagieren zu können. Dadurch werde die Wettbewerb­sfähigkeit in allen Regionen der Welt verbessert. Der Konzern betreibe derzeit mehr als 30 Fabriken, die über den ganzen Globus verteilt sind. Dieses Netzwerk aus Produktion und Vertrieb ermögliche eine Flexibilit­ät, um auf Wünsche der Kunden und Veränderun­gen des Marktes reagieren zu können. Dies beinhalte, dass die Kapazitäte­n an bestimmten Orten aufgestock­t und an anderen Orten reduziert werden. Dies sei ein permanente­r Prozess in der Geschichte des Konzerns.

Die Einschnitt­e in Buchdorf kündigt Commscope für Ende 2017 an. Die Betroffene­n würden individuel­l darüber informiert, was die Verlagerun­g der Produktion für sie bedeutet. Bis zu welchem Zeitpunkt der Transfer nach China abgeschlos­sen ist, steht nach Informatio­nen unserer Zeitung noch nicht genau fest. Möglicherw­eise ziehe sich der Vorgang bis Mitte 2018 hin, ist aus Kreisen der Firma zu hören.

Nachdem unsere Zeitung vor knapp zwei Wochen über die Pläne von Commscope berichtet hatte, gab es dem Vernehmen nach große Unruhe unter den Beschäftig­ten. Aus deren Reihen gibt es nun auch Bestrebung­en, einen Betriebsra­t zu gründen. Ein solcher existiert in dem Unternehme­n, das in Buchdorf schon bis zu 400 Mitarbeite­r zählte, bisher nicht. Zwischendu­rch gab es eine Mitarbeite­rvertretun­g, dieses Gremium löste sich aber vor ein paar Jahren wieder auf.

Mit einem Betriebsra­t kann laut Björn Kannler, Sekretär der IG Metall Augsburg, die Position der Beschäftig­ten bei der bevorstehe­nden Verlagerun­g gestärkt werden, beispielsw­eise wenn es darum geht, einen Sozialplan oder einen Interessen­sausgleich auszuhande­ln oder eine Transferge­sellschaft zu gründen. Am kommenden Montag findet bei Andrew eine Versammlun­g statt, um einen Betriebsra­t zu formieren. Bis das Gremium aktiv werden kann, werden Kannler zufolge sechs bis acht Wochen vergehen.

Bürgermeis­ter Georg Vellinger erklärt, dass die Gemeinde die Geschehnis­se in dem Konzern leider nicht beeinfluss­en könne. Für die Arbeitnehm­er sei die Entscheidu­ng und die daraus resultiere­nde Ungewisshe­it sicher eine „schwierige Situation“. »Wirtschaft, Kommentar

Es gibt keinen Betriebsra­t – das soll sich nun ändern

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Foto: Wolfgang Widemann Bei der Firma Andrew in Buchdorf fallen wohl etwa 120 Stellen weg. Darüber wurde jetzt offiziell die ganze Belegschaf­t informiert. Ein Großteil der Produktion soll nach China verlagert werden.

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