Andrew: 120 Stellen fallen weg
Wirtschaft Management informiert nun offiziell die komplette Belegschaft in Buchdorf über die Verlagerung der Produktion nach China. Wie der Commscope-Konzern dies begründet
Buchdorf Nun ist es offiziell: Bei der Firma Andrew Wireless Systems in Buchdorf werden viele der gut 300 Beschäftigten ihren Job verlieren. In einer außerordentlichen Betriebsversammlung informierte das Management des Commscope-Konzerns – zu diesem gehört das Unternehmen – erstmals die komplette Belegschaft über die Pläne. Demnach soll ein Großteil der Produktion vom Herbst an in ein Werk nach China verlagert werden.
Auf Anfrage unserer Zeitung nannte die in London ansässige Commscope-Pressestelle für Europa, den Mittleren Osten und Afrika die näheren Gründe und eine konkrete Zahl: Die Belegschaft in Buchdorf werde um etwa ein Drittel – nämlich 120 Kräfte – reduziert. Dies werde aber momentan nochmals überprüft. Konkret sollen die Stellen in der Fertigung und in „unter- stützenden Funktionen“in Nordschwaben wegfallen. Andere Bereiche des Betriebs seien von dieser Entscheidung nicht betroffen.
Mit der Verlagerung möchte Commscope die Produktionskosten reduzieren. Außerdem hoffe man, schneller auf Kundenwünsche reagieren zu können. Dadurch werde die Wettbewerbsfähigkeit in allen Regionen der Welt verbessert. Der Konzern betreibe derzeit mehr als 30 Fabriken, die über den ganzen Globus verteilt sind. Dieses Netzwerk aus Produktion und Vertrieb ermögliche eine Flexibilität, um auf Wünsche der Kunden und Veränderungen des Marktes reagieren zu können. Dies beinhalte, dass die Kapazitäten an bestimmten Orten aufgestockt und an anderen Orten reduziert werden. Dies sei ein permanenter Prozess in der Geschichte des Konzerns.
Die Einschnitte in Buchdorf kündigt Commscope für Ende 2017 an. Die Betroffenen würden individuell darüber informiert, was die Verlagerung der Produktion für sie bedeutet. Bis zu welchem Zeitpunkt der Transfer nach China abgeschlossen ist, steht nach Informationen unserer Zeitung noch nicht genau fest. Möglicherweise ziehe sich der Vorgang bis Mitte 2018 hin, ist aus Kreisen der Firma zu hören.
Nachdem unsere Zeitung vor knapp zwei Wochen über die Pläne von Commscope berichtet hatte, gab es dem Vernehmen nach große Unruhe unter den Beschäftigten. Aus deren Reihen gibt es nun auch Bestrebungen, einen Betriebsrat zu gründen. Ein solcher existiert in dem Unternehmen, das in Buchdorf schon bis zu 400 Mitarbeiter zählte, bisher nicht. Zwischendurch gab es eine Mitarbeitervertretung, dieses Gremium löste sich aber vor ein paar Jahren wieder auf.
Mit einem Betriebsrat kann laut Björn Kannler, Sekretär der IG Metall Augsburg, die Position der Beschäftigten bei der bevorstehenden Verlagerung gestärkt werden, beispielsweise wenn es darum geht, einen Sozialplan oder einen Interessensausgleich auszuhandeln oder eine Transfergesellschaft zu gründen. Am kommenden Montag findet bei Andrew eine Versammlung statt, um einen Betriebsrat zu formieren. Bis das Gremium aktiv werden kann, werden Kannler zufolge sechs bis acht Wochen vergehen.
Bürgermeister Georg Vellinger erklärt, dass die Gemeinde die Geschehnisse in dem Konzern leider nicht beeinflussen könne. Für die Arbeitnehmer sei die Entscheidung und die daraus resultierende Ungewissheit sicher eine „schwierige Situation“. »Wirtschaft, Kommentar
Es gibt keinen Betriebsrat – das soll sich nun ändern