Wenn die Päpstin auf Peter Pan trifft ...
Freilichtbühne ... dann ist Spielzeit am Mangoldfelsen. Noch stecken die Vorbereitungen für die kommende Saison in den Anfängen. Doch gibt es schon jetzt einige Neuigkeiten
Donauwörth Wer in diesen Tagen durch die Donauwörther Promenade spaziert, kann sich zwar in der Natur am aufkeimenden Frühling freuen, findet aber das Theaterareal am Mangoldfelsen noch im trostlosen Winterschlaf vor. Wo die Akteure im vergangenen Sommer – war das nicht erst gestern? – die Kulissen mit temperamentvollen Szenen belebt haben, liegt derzeit alles brach und wartet darauf, wieder zum Leben erweckt zu werden. Und dieser Weckruf ist in der Tat schon ertönt. Ganz leise, aber immerhin! Denn für Spielleiter, Schauspieler, Masken- und Bühnenbildner und die ganze Mannschaft drum herum gilt es jetzt, die Weichen zu stellen, damit es bei der Premiere am 30. Juni wieder heißen kann: Vorhang auf!
Auf dem Spielplan der Freilichtbühne am Mangoldfelsen in Donauwörth stehen heuer ein Klassiker der Kinderbuchliteratur und die Bühnenadaption eines bekannten, auch verfilmten, historischen Romans: Das Jugendtheater und die Bühnenstrolche spielen „Peter Pan“, im Erwachsenentheater kommt „Die Päpstin“auf die berühmten Bretter.
„Das ganze Team hat sich gleich für diesen Stoff begeistern lassen“, schildert Regisseur Wolfgang Schiffelholz – zuständig fürs Erwachsenentheater. Er hält zwar Komödienstoff generell für zugkräftiger, ist aber von der spannenden Thematik der „Päpstin“überzeugt. „Die Geschichte spielt um das Jahr 800, also im Mittelalter, als Mädchen und Frauen geringer geschätzt wurden als Männer“, erklärt Schiffelholz. Im Mittelpunkt steht Johanna, die als Tochter eines Dorfpriesters zur Welt kommt und sich dem Verbot widersetzt, lesen zu lernen und sich Wissen anzueignen. Als ihr Bruder Johannes bei einem Normannenüberfall getötet wird, flieht Johanna und übernimmt die Identität ihres Bruders. Sie gibt sich fortan als Mann aus und absolviert im Kloster Fulda als Mönch eine medizinische Ausbildung. Als die Pest das Kloster erreicht, erkrankt sie ebenfalls und flieht, um nicht bei der Behandlung als Frau erkannt zu werden. Nach ihrer Genesung kommt sie als Pilger nach Rom und gelangt als Leibarzt des Papstes zu hohem Ansehen. Dann wird sie selbst zum Papst gewählt.
„Das Stück ist inhaltlich sehr spannend“, sagt Wolfgang Schiffelholz, „auch deshalb, weil es den einen oder anderen Nagel der heutigen Zeit auf den Kopf trifft.“Für die Titelrolle gibt es drei Besetzungen: Johanna als Kind wird von Laura Zielewski verkörpert. In die Rolle der jugendlichen Johanna schlüpft Bella Ott. Und als erwachsene Titelfigur ist Birgit Padrok zu sehen. Sie ist es auch, die derzeit zusammen mit Bernadette Lang die Bühnenbilder entwirft, die ja wie immer so geschickt konzipiert sein müssen, dass sie mit nur geringfügigen Veränderungen beiden Stücken gerecht werden.
Mit 27 Sprechrollen handelt es sich bei der „Päpstin“mehr um eine einmal Mammut-Produktion der Freilichtbühne. Zusammen mit den Statisten stehen dann erneut um die 50 bis 60 Akteure auf die Bühne – ganz zu schweigen von den Helfern hinter den Kulissen.
Schiffelholz inszeniert das neue Stück als Schauspiel, nicht als Musical. Dennoch kommt auch diesmal Musik zum Einsatz. Hans Huber komponiert die musikalische Untermalung und spielt sie auf alten Instrumenten im Studio ein. Diese Zusammenarbeit hat sich bekanntlich schon früher bewährt.
Und auch beim Jugendtheater spielt Musik eine große Rolle – dort wird freilich auch gesungen. Der Cantus-Verlag, bei dem „Peter Pan“eingekauft wurde, liefert neben den Textbüchern auch gleich die Lieder. „Wir richten zwar den Fokus auf die Schauspielerei“, sagt Regisseurin Sabine Müller, „setzen aber mit dem Gesang quasi noch ein I-Tüpfelchen.“
Ähnlich wie beim Erwachsenentheater herrscht auch beim Schauspieler-Nachwuchs schon jetzt in diesem frühen Stadium große Vorfreude auf die neue Inszenierung. „Ich hab ein Stück gesucht, dass meiner riesigen Truppe gerecht wird mit vielen wunderschönen Rollen, das viele Aspekte verbindet und Herausforderungen bietet, das es ermöglicht, Fantasie und Kindsein zu leben. Dieses Stück hab ich in ’Peter Pan’ gefunden“, verrät Sabine Müller. „Meine Leute sind alle total begeistert. Kein Einziger ist mir abgesprungen.“
Die Hauptrollen sind folgendermaßen besetzt: Peter Pan (Jessica Becker), Wendy (Sophia Gerstmeier), die Fee Glöckchen (Lisa Fricke) und Käpt’n Hook (Maximilian Ott). Insgesamt gibt es 32 Sprechrollen und mit Unterstützung der Bühnenstrolche werden 40 Personen auf der Bühne stehen. Glücklich ist Sabine Müller auch über die Kreativität der Bühnenbildnerinnen. „Wir werden ein Schiff bekommen“, freut sie sich schon jetzt auf die Verwirklichung dieses ganz speziellen Schauplatzes.
Wer in diesen Tagen also durch die Donauwörther Promenade spaziert, findet in der Tat am Mangoldfelsen das noch immer brachliegende, graue und trostlos wirkende Theaterareal vor. Doch mit etwas Fantasie kann man heute schon erahnen, dass sich dort bald wieder allerlei kuriose, amüsante, bunte, interessante und liebenswerte Gestalten aus einer anderen Welt tummeln werden ...