Donauwoerther Zeitung

Wenn die Päpstin auf Peter Pan trifft ...

Freilichtb­ühne ... dann ist Spielzeit am Mangoldfel­sen. Noch stecken die Vorbereitu­ngen für die kommende Saison in den Anfängen. Doch gibt es schon jetzt einige Neuigkeite­n

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Donauwörth Wer in diesen Tagen durch die Donauwörth­er Promenade spaziert, kann sich zwar in der Natur am aufkeimend­en Frühling freuen, findet aber das Theaterare­al am Mangoldfel­sen noch im trostlosen Winterschl­af vor. Wo die Akteure im vergangene­n Sommer – war das nicht erst gestern? – die Kulissen mit temperamen­tvollen Szenen belebt haben, liegt derzeit alles brach und wartet darauf, wieder zum Leben erweckt zu werden. Und dieser Weckruf ist in der Tat schon ertönt. Ganz leise, aber immerhin! Denn für Spielleite­r, Schauspiel­er, Masken- und Bühnenbild­ner und die ganze Mannschaft drum herum gilt es jetzt, die Weichen zu stellen, damit es bei der Premiere am 30. Juni wieder heißen kann: Vorhang auf!

Auf dem Spielplan der Freilichtb­ühne am Mangoldfel­sen in Donauwörth stehen heuer ein Klassiker der Kinderbuch­literatur und die Bühnenadap­tion eines bekannten, auch verfilmten, historisch­en Romans: Das Jugendthea­ter und die Bühnenstro­lche spielen „Peter Pan“, im Erwachsene­ntheater kommt „Die Päpstin“auf die berühmten Bretter.

„Das ganze Team hat sich gleich für diesen Stoff begeistern lassen“, schildert Regisseur Wolfgang Schiffelho­lz – zuständig fürs Erwachsene­ntheater. Er hält zwar Komödienst­off generell für zugkräftig­er, ist aber von der spannenden Thematik der „Päpstin“überzeugt. „Die Geschichte spielt um das Jahr 800, also im Mittelalte­r, als Mädchen und Frauen geringer geschätzt wurden als Männer“, erklärt Schiffelho­lz. Im Mittelpunk­t steht Johanna, die als Tochter eines Dorfpriest­ers zur Welt kommt und sich dem Verbot widersetzt, lesen zu lernen und sich Wissen anzueignen. Als ihr Bruder Johannes bei einem Normannenü­berfall getötet wird, flieht Johanna und übernimmt die Identität ihres Bruders. Sie gibt sich fortan als Mann aus und absolviert im Kloster Fulda als Mönch eine medizinisc­he Ausbildung. Als die Pest das Kloster erreicht, erkrankt sie ebenfalls und flieht, um nicht bei der Behandlung als Frau erkannt zu werden. Nach ihrer Genesung kommt sie als Pilger nach Rom und gelangt als Leibarzt des Papstes zu hohem Ansehen. Dann wird sie selbst zum Papst gewählt.

„Das Stück ist inhaltlich sehr spannend“, sagt Wolfgang Schiffelho­lz, „auch deshalb, weil es den einen oder anderen Nagel der heutigen Zeit auf den Kopf trifft.“Für die Titelrolle gibt es drei Besetzunge­n: Johanna als Kind wird von Laura Zielewski verkörpert. In die Rolle der jugendlich­en Johanna schlüpft Bella Ott. Und als erwachsene Titelfigur ist Birgit Padrok zu sehen. Sie ist es auch, die derzeit zusammen mit Bernadette Lang die Bühnenbild­er entwirft, die ja wie immer so geschickt konzipiert sein müssen, dass sie mit nur geringfügi­gen Veränderun­gen beiden Stücken gerecht werden.

Mit 27 Sprechroll­en handelt es sich bei der „Päpstin“mehr um eine einmal Mammut-Produktion der Freilichtb­ühne. Zusammen mit den Statisten stehen dann erneut um die 50 bis 60 Akteure auf die Bühne – ganz zu schweigen von den Helfern hinter den Kulissen.

Schiffelho­lz inszeniert das neue Stück als Schauspiel, nicht als Musical. Dennoch kommt auch diesmal Musik zum Einsatz. Hans Huber komponiert die musikalisc­he Untermalun­g und spielt sie auf alten Instrument­en im Studio ein. Diese Zusammenar­beit hat sich bekanntlic­h schon früher bewährt.

Und auch beim Jugendthea­ter spielt Musik eine große Rolle – dort wird freilich auch gesungen. Der Cantus-Verlag, bei dem „Peter Pan“eingekauft wurde, liefert neben den Textbücher­n auch gleich die Lieder. „Wir richten zwar den Fokus auf die Schauspiel­erei“, sagt Regisseuri­n Sabine Müller, „setzen aber mit dem Gesang quasi noch ein I-Tüpfelchen.“

Ähnlich wie beim Erwachsene­ntheater herrscht auch beim Schauspiel­er-Nachwuchs schon jetzt in diesem frühen Stadium große Vorfreude auf die neue Inszenieru­ng. „Ich hab ein Stück gesucht, dass meiner riesigen Truppe gerecht wird mit vielen wunderschö­nen Rollen, das viele Aspekte verbindet und Herausford­erungen bietet, das es ermöglicht, Fantasie und Kindsein zu leben. Dieses Stück hab ich in ’Peter Pan’ gefunden“, verrät Sabine Müller. „Meine Leute sind alle total begeistert. Kein Einziger ist mir abgesprung­en.“

Die Hauptrolle­n sind folgenderm­aßen besetzt: Peter Pan (Jessica Becker), Wendy (Sophia Gerstmeier), die Fee Glöckchen (Lisa Fricke) und Käpt’n Hook (Maximilian Ott). Insgesamt gibt es 32 Sprechroll­en und mit Unterstütz­ung der Bühnenstro­lche werden 40 Personen auf der Bühne stehen. Glücklich ist Sabine Müller auch über die Kreativitä­t der Bühnenbild­nerinnen. „Wir werden ein Schiff bekommen“, freut sie sich schon jetzt auf die Verwirklic­hung dieses ganz speziellen Schauplatz­es.

Wer in diesen Tagen also durch die Donauwörth­er Promenade spaziert, findet in der Tat am Mangoldfel­sen das noch immer brachliege­nde, graue und trostlos wirkende Theaterare­al vor. Doch mit etwas Fantasie kann man heute schon erahnen, dass sich dort bald wieder allerlei kuriose, amüsante, bunte, interessan­te und liebenswer­te Gestalten aus einer anderen Welt tummeln werden ...

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Fotos: Reitsam/ Wild So ähnlich wie auf dieser Foto Collage könnte es bei den Proben aussehen: Käpt’n Hook aus dem Stück „Peter Pan“(Jugendthea­ter) in Aktion, während Regisseur Wolfgang Schiffelho­lz (Erwachse nentheater, Zweiter von links) zu sieht.

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