Ein Wert, den wir nicht verlieren dürfen
Freiheit und Flexibilität, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit – das sind dynamische Werte, wie sie ins vollvernetzte 21. Jahrhundert passen! Was soll da noch ein altbackener Begriff, der ja schon nach gängelnder Leine statt offenem Netz, nach belastender Schuld statt freier Entfaltung klingt? Hören Sie mal: Verbindlichkeit! Da wummern doch Zinsen, da klirren doch Ketten. Wir sollten genauer hinhören …
Das führt der Publizist Maximilian Probst in seinem Buch mit nichts als diesem Wort als Titel vor: „Verbindlichkeit“. Er zeigt, von welch umfassender Bedeutung dieser Wert gerade in Zeiten der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten tatsächlich ist. Als Erstes gegenüber den Kindern. Aber auch in der Beziehung, die doch erst zum sinnstiftenden Abenteuer durch den gemeinsamen Gang ins Unbekannte wird – statt dass sich im Wechsel der Partner nur immer gleiche Muster wiederholen. In Gesellschaft, die ein Fundament des gemeinsamen Zugehörigfühlens braucht – vom sozialen Engagement über das Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber bis hin zur Steuerpflicht aller. Schließlich in der Politik, wo sonst Gewählte zu Opportunisten und Wähler zu Förderern jener mit den einfachen Lösungen werden.
Starkes Thema, starke Thesen. Blöd bloß, dass Probst das in ein „erzählerisches Sachbuch“packt, also als persönliches Tagebuch entblättert (und dabei auch noch trickst). Das schadet der Klarheit – und gerade darum muss es doch gehen. (ws)