Donauwoerther Zeitung

Unter Weißen: Privilegie­n und Alltagsras­sismus

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Es ist ein unbequemes Buch, als Leser fühlt man sich immer wieder unwohl. Zumindest wenn man selbst dem privilegie­rten weißen Teil der Gesellscha­ft angehört. Oder wie der Autor diese Gruppe in seinem Buch nennt: Biodeutsch­e. Mohamed Amjahids Eltern kommen aus Marokko. Er lebt in Berlin und schreibt als Journalist für das Magazin der Wochenzeit­ung Die Zeit.

„Unter Weißen“handelt von Alltagsras­sismus, von Privilegie­n, die die Biodeutsch­en gar nicht wahrnehmen. Es ist gespickt mit Anekdoten, die zum Teil witzig sind, weil Amjahid sie selbstiron­isch aus der Ich-Perspektiv­e beschreibt. Doch es sind ernste Themen, wenn er von seinen Eltern erzählt, die als Gastarbeit­er kamen und Deutschlan­d wieder verließen, weil sie das Gefühl hatten, nicht willkommen zu sein. Amjahid war damals sieben, nach dem Abitur kehrte er zum Studieren zurück. In seinem Buch geht er auf aktuelle Entwicklun­gen ein, darauf, wie er seit den Übergriffe­n am Kölner Hauptbahnh­of beim Jahreswech­sel zu 2016 in der Öffentlich­keit anders wahrgenomm­en wird.

Und er beschreibt, wie problemati­sch es ist, als „guter Migrant“herzuhalte­n. „Mit mir als leuchtende­m Beispiel für gelungene Integratio­n lassen sich jedenfalls wunderbar sämtliche Vorurteile über alle anderen ‚Anderen‘ am Leben erhalten“, schreibt er. „Schließlic­h bin ja ich der lebende Beweis dafür, das Integratio­n funktionie­rt – die ‚anderen‘ müssen sich halt auch nur ein bisschen mehr anstrengen.“(jako)

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Mohamed Amjahid: Unter Weißen Hanser, 192 Seiten, 16 Euro

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