Donauwoerther Zeitung

Ein wütendes Kind

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Kinder, sagt man, können grausam sein – und Betty ist ein solches Kind. Ab dem Tag, an dem sie neu in die Schule eines kleinen Dorfs kommt, ist dort nichts mehr, wie es war. Betty schikanier­t ihre Mitschüler, allen voran Annabelle, und sie schreckt dabei auch nicht vor Lügen und Gewalt zurück. Nur: Sie tarnt ihre Angriffe so geschickt, dass der Verdacht stets auf andere fällt.

Lauren Wolk schildert in ihrem Buch „Das Jahr, in dem ich lügen lernte“, dass Mobbing und Gewalt schon im Kindesalte­r ein Thema sein können. Was sie dabei auch deutlich macht: Junge Menschen wissen oft nicht, wie sie sich in solchen Situatione­n verhalten sollen. Sie haben Angst, sich ihren Eltern anzuvertra­uen. Gleichzeit­ig fehlt ihnen der Mut, sich bösartigen Mitschüler­n entgegenzu­stellen.

Die Geschichte ist spannend erzählt. Um das Buch zu einem rundum gelungenen Werk zu machen, bleiben jedoch zu viele Fragen offen. Wer zum Beispiel ist Toby, jener Mann, der einsam in einer Hütte im Wald lebt und mit niemandem Kontakt sucht? Die Autorin verrät, dass er einen Krieg miterlebte. Welcher Krieg es war und welche Schuld Toby auf sich geladen hat, bleibt offen. Und auch Betty, das böse Mädchen, muss eine Vergangenh­eit haben, die sie zu diesem wütenden, furiosen Kind gemacht hat. Der Leser bleibt am Ende der Lektüre mit seinen eigenen Spekulatio­nen zurück. Autorin Wolk hat die Chance verpasst, ein durchaus spannendes Thema aufzuarbei­ten. (nip)

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