Donauwoerther Zeitung

Harte Worte der Gegner

- VON BARBARA WILD

Bürgervers­ammlung

Es gibt mehrere Gründe dafür, warum der Unmut der Kaisheimer gegen die geplanten Flüchtling­shäuser so vehement ausfällt – auch verbal.

Zum einen ist es die Sache selbst: Man zweifelt wohl zu Recht an, dass ein am Schreibtis­ch erstelltes Konzept für billigen Wohnraum überall funktionie­ren kann – in der Großstadt Augsburg wie in Kaisheim. Fremde in großen Gruppen in einem Dorf unterbring­en – da prallen Gegensätze aufeinande­r und es ist schwerer, die Migranten zu integriere­n, als in einer Stadt, in der Mobilität, Versorgung und das persönlich­e Fortkommen einfacher zu bewerkstel­ligen ist.

Was die Kaisheimer ebenfalls zu Recht ärgert: Das alles wurde ihnen einfach übergestül­pt und könnte am Ende durchgedrü­ckt werden. Ausgearbei­tete Pläne wurden den Anliegern schon ausgeteilt, damit sie unterschre­iben. Der Auftraggeb­er, die Regierung von Schwaben, hält sich sogar jetzt noch vornehm zurück, da der Widerstand offen zu Tage tritt.

Hat denn die bayerische Landespoli­tik aus dem Bürgeraufs­tand in Sachen Flutpolder oder Stromtrass­e nichts gelernt? Schon damals bemängelte man diese Politik „von oben herab“ohne Beteiligun­g und mit nur wenig Mitsprache­möglichkei­ten der Bürger. Genau dieser Politiksti­l ist es, der die AfD erstarken und die Menschen zunehmend frustriert zurück lässt. Wie formuliert es eine Bürgerin am Montagaben­d: „Wir fühlen uns alleingela­ssen und wissen nicht einmal, was da genau auf uns zukommt.“

Aber dieses Gefühl der Bürger gründet auch auf dem Handeln des eigenen Bürgermeis­ters. Der hatte das Thema wohl in seiner Brisanz unterschät­zt. Sein Ansatz, erst die direkt Betroffene­n, dann den Marktgemei­nderat und am Ende alle Kaisheimer zu informiere­n, war unrealisti­sch. Bei so einer Sache verbreitet sich die Info wie ein Lauffeuer durchs Dorf. So schnell konnte Scharr gar nicht schauen, da war der erste Widerstand bereits formiert. Jetzt haftet ihm an, er sei anfangs dafür gewesen und wollte einige Bürger und sogar den Gemeindera­t erst einmal raushalten. Diese Salami-Taktik hat ihm wenig Sympathiep­unkte eingebrach­t.

Doch trotz dieser Hintergrün­de waren die Worte der Vertreter der Bürgerinit­iative am Montagaben­d harter Tobak. Da wurden Horrorszen­arien von prügelnden Asylbewerb­ern vor dem Hofwirt gezeichnet, ein Ghetto von Fremden mitten in Kaisheim. Die rigorose Ablehnung ist eine harte Entscheidu­ng, denn eigentlich geht es darum, Menschen auf der Flucht eine Chance auf einen Neuanfang zu ermögliche­n. Über das „Wie“hätte man reden können. Jetzt gibt es nur ein „Nein“.

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