Harte Worte der Gegner
Bürgerversammlung
Es gibt mehrere Gründe dafür, warum der Unmut der Kaisheimer gegen die geplanten Flüchtlingshäuser so vehement ausfällt – auch verbal.
Zum einen ist es die Sache selbst: Man zweifelt wohl zu Recht an, dass ein am Schreibtisch erstelltes Konzept für billigen Wohnraum überall funktionieren kann – in der Großstadt Augsburg wie in Kaisheim. Fremde in großen Gruppen in einem Dorf unterbringen – da prallen Gegensätze aufeinander und es ist schwerer, die Migranten zu integrieren, als in einer Stadt, in der Mobilität, Versorgung und das persönliche Fortkommen einfacher zu bewerkstelligen ist.
Was die Kaisheimer ebenfalls zu Recht ärgert: Das alles wurde ihnen einfach übergestülpt und könnte am Ende durchgedrückt werden. Ausgearbeitete Pläne wurden den Anliegern schon ausgeteilt, damit sie unterschreiben. Der Auftraggeber, die Regierung von Schwaben, hält sich sogar jetzt noch vornehm zurück, da der Widerstand offen zu Tage tritt.
Hat denn die bayerische Landespolitik aus dem Bürgeraufstand in Sachen Flutpolder oder Stromtrasse nichts gelernt? Schon damals bemängelte man diese Politik „von oben herab“ohne Beteiligung und mit nur wenig Mitsprachemöglichkeiten der Bürger. Genau dieser Politikstil ist es, der die AfD erstarken und die Menschen zunehmend frustriert zurück lässt. Wie formuliert es eine Bürgerin am Montagabend: „Wir fühlen uns alleingelassen und wissen nicht einmal, was da genau auf uns zukommt.“
Aber dieses Gefühl der Bürger gründet auch auf dem Handeln des eigenen Bürgermeisters. Der hatte das Thema wohl in seiner Brisanz unterschätzt. Sein Ansatz, erst die direkt Betroffenen, dann den Marktgemeinderat und am Ende alle Kaisheimer zu informieren, war unrealistisch. Bei so einer Sache verbreitet sich die Info wie ein Lauffeuer durchs Dorf. So schnell konnte Scharr gar nicht schauen, da war der erste Widerstand bereits formiert. Jetzt haftet ihm an, er sei anfangs dafür gewesen und wollte einige Bürger und sogar den Gemeinderat erst einmal raushalten. Diese Salami-Taktik hat ihm wenig Sympathiepunkte eingebracht.
Doch trotz dieser Hintergründe waren die Worte der Vertreter der Bürgerinitiative am Montagabend harter Tobak. Da wurden Horrorszenarien von prügelnden Asylbewerbern vor dem Hofwirt gezeichnet, ein Ghetto von Fremden mitten in Kaisheim. Die rigorose Ablehnung ist eine harte Entscheidung, denn eigentlich geht es darum, Menschen auf der Flucht eine Chance auf einen Neuanfang zu ermöglichen. Über das „Wie“hätte man reden können. Jetzt gibt es nur ein „Nein“.