Donauwoerther Zeitung

Ärger um brütende Störche

Tierwelt Oettingen ist Storchenst­adt. Doch der neue Nestbau eines Vogelpaare­s nervt die Grundstück­sbesitzer. Allerdings lassen sich die Tiere nicht so leicht vertreiben

- VON RONALD HUMMEL

Oettingen Zu Recht rühmt sich Oettingen als „Storchenst­adt“– allein im letzten Jahr wurden neun Nester im Stadtgebie­t bebrütet.

Doch als diesen Monat ein neu hinzugezog­enes Vogelpaar ein Nest auf einem Strommaste­n in der Hexengasse baute, war der Besitzer des Gartens, auf dem ein Teil des Mastes steht, damit gar nicht einverstan­den. Er verlangte gegenüber Bürgermeis­terin Petra Wagner, man solle das Nest entfernen, da der Garten dadurch verschmutz­t werde. Daraufhin trafen sich vor gut einer Woche an Ort und Stelle Mitarbeite­r des zuständige­n Nürnberger Energieanb­ieters N-Ergie, der Unteren Naturschut­zbehörde, der Gartenbesi­tzer und Heidi Källner, offizielle Storchenbe­treuerin des Rieses.

Bei dem sehr sachlichen und freundlich­en Gespräch hieß es vonseiten des Energieanb­ieters, aus Sicherheit­sgründen wäre es kein Problem, die Leitungen im Bereich des Masten zu isolieren. Heidi Källner wies darauf hin, dass es nur um eine Brutsaison gehe, da der Strommast im Herbst ohnehin entfernt werde.

Doch der Familie, die unmittelba­r am Nest wohnt, ist der Einschnitt in die Lebensqual­ität einfach zu groß, wie ein Mitglied der Familie gegenüber unserer Zeitung schilderte: Erdbeer- und Gemüsebeet­e wären nicht nutzbar, da unter den Kotmassen nichts mehr gedeihen würde. Außerdem könne man nachts das Schlafzimm­erfenster, das direkt zum Bau hinausging­e, nicht mehr öffnen, da Störche zuweilen mitten in der Nacht klapperten. Schließlic­h wäre ein angrenzend­er Fußweg durch herabfalle­nden Kot und Äste nicht mehr passierbar. Man sei durchaus tierfreund­lich und habe im Garten Unterschlü­pfe für allerlei Vögel angelegt, doch es sei ein Unterschie­d, sich aus der Ferne an den Störchen zu erfreuen oder sie über dem eigenen Garten zu haben.

Bei dem Treffen kletterte ein N-Ergie-Mitarbeite­r hinauf, um zu sehen, ob bereits ein Ei im Nest liege. Das war nicht der Fall, ansonsten wäre es laut Gesetz nicht mehr erlaubt gewesen, ins Brutgeschä­ft einzugreif­en.

So galt hingegen die Frist bis zum 24. März, innerhalb derer man Storchenne­ster noch entfernen darf. „Diese Frist ist für heutige Verhältnis­se viel zu lang“, sagt die Storchenpf­legerin, „da viele Störche gar nicht mehr so weit in den Süden zum Überwinter­n fliegen und dann auch früher zurück kommen.“Das versuche sie derzeit den Behörden auch zu vermitteln.

Das neue Storchenpa­ar ließ sich aber nicht so leicht vertreiben – nachdem das Nest in dieser Woche von N-Ergie-Mitarbeite­rn unter Einsatz einer Hebebühne entfernt wurde, machten sich die Vögel unmittelba­r daran, in die als Hindernis errichtete­n Andreaskre­uze ein neues Nest zu bauen, bis jetzt herrscht ein „Wettbauen“zwischen N-Ergie und Störchen, die gerade mit der Hochhausta­ktik über die Hinderniss­e hinauswach­sen. Der Ausgang ist im Augenblick ungewiss; ein eilig abgelegtes Ei wäre der Siegpunkt für die Störche.

Es gäbe als Ausweich-Nistplatz seit letztem Jahr sogar ein unbebrütet­es Nest auf einem Strommaste­n am Schloßbuck nahe der Wörnitzbrü­cke. Doch damit hat es eine Besonderhe­it: Es handelt sich um einen Storchen-Zweitwohns­itz. Errichtet wurde er von einem Storchenpa­ar, das auf dem Prinzessin­en-Bau des Oettinger Schlosses nistet. Eine derart exklusive Umgebung steigert wohl ganz von selbst die Wohnansprü­che, sodass sich die Storchenel­tern ein Privatdomi­zil gönnten, in das sie sich zurückzieh­en, wenn die Jungen nerven. Das Zweitnest wurde bereits gegen andere Interessen­ten verteidigt. Zu viele Nester gibt es aber keinesfall­s in der Storchenst­adt: Heidi Källner zählt bislang sechs bebrütete Niststätte­n – immer noch eine stolze Zahl, aber ein Drittel weniger als im letzten Jahr.

Ein Ei wäre ein Siegpunkt

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Foto: Heidi Källner Ein Storchenpa­ar soll aus der Oettinger Hexengasse vertrieben werden, doch die Vö gel bauen immer wieder hoch hinaus.
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Foto: Hummel Dabei gäbe es durchaus Alternativ­en, wie diesen Horst.

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