Luthers Reformation im Kreis
Als die neue evangelische Lehre in die Grafschaft kam
Harburg Luthers Lehre kam vor 500 Jahren auch ins Ries, und zwar auf zwei Wegen. Der eine war die Verbreitung vor allem unter Geistlichen und der andere die Förderung der Grafen von Oettingen. Gerhard Beck, der Archivpfleger des Fürstlich-Oettingischen Archivs auf der Harburg, schilderte in einem Vortrag beim Bildungswerk Harburg vor Ort in der Dürnitz die einzelnen Phasen der Reformation im Ries.
Drei Grafen von Oettingen standen dabei anfangs im Mittelpunkt: die Grafen Karl Wolfgang (Harburg), Ludwig XV. (Oettingen) und ihr Vetter Graf Martin in Wallerstein. Ihre Haltung hieß: Reform ja, aber eher behutsam. Nach Luthers Thesenanschlag in Wittenberg 1517 und dem Wormser Reichstag waren es Karmelitermönche in Nördlingen, die sich der neuen Lehre öffneten: Kantz, Monninger und Warbecke. 1522 zog die Stadt Nördlingen mit und bestellte mit dem Heidelberger Theologen Billicanus einen Prediger an St. Georg, der Luthers Lehre folgte. Bald danach wurde Warbecke Hofprediger bei Graf Karl Wolfgang in Harburg und begann nachhaltig für die Reformation zu werben.
Dann kam jedoch der Bauernkrieg dazwischen – die Bauern hatten Luthers Lehre zum Anlass genommen, auch im Ries Forderungen vor allem wegen der Abgaben und Dienstpflichten aufzustellen und zogen plündernd durch das Land. Erst Reitersoldaten des Markgrafen von Ansbach konnten im Mai 1525 ihren Haufen zerschlagen.
Der zunehmenden Verbreitung der Lehre Luthers standen die Oettinger Grafen Karl Wolfgang und Ludwig mehr und mehr positiv gegenüber. Ihr Vetter Martin in Wallerstein blieb jedoch fest bei der alten Lehre. Er riskierte dabei die Trennung von seiner Frau Anna von Leuchtenberg. Diese familiäre Krise hat zweifellos auch den religiösen Zwiespalt unter den Grafen gefördert. 1539 starb der Oettinger Stadtpfarrer Hahn, seine Pfarrstelle musste neu besetzt werden. Graf Ludwig nutzte die Chance, mit dem aus Heroldingen stammenden und bei Luther ausgebildeten Georg Karg einen entschiedenen Reformator ins Ries zu holen. Er versammelte seine Pfarrer noch 1539 in Alerheim, sein Bruder Karl Wolfgang die seiner Region in Harburg. Dabei wurde der Übergang zu Luthers Lehre beschlossen.
Beck schilderte die anschließenden Ereignisse des Schmalkaldischen Kriegs, als Kaiser Karl V. durchs Ries zog und die lutherischen Abweichler abstrafte. Die Grafen mussten ins Exil, die Pfarrer mussten entweder die Rückkehr zur alten Lehre in Form des Interims annehmen oder wurden vertrieben. Warbecke, sein Nachfolger Mendlin in Harburg und Georg Karg in Oettingen gingen außer Landes. Erst nach neuen Kompromissen und der Rückkehr des Grafen Ludwig XV. 1555 (Graf Karl Wolfgang war inzwischen ohne Kinder gestorben) konnte sich die Reformation im Oettinger Teil der Grafschaft durchsetzen.
Gerhard Beck verdeutlichte seine Darstellung auf der Harburg mit vielen Bildern, vor allem der Orte und der Bildnisse von Personen, die im Ries und im Archiv überliefert sind. Das große Interesse an diesen geschichtlichen Vorgängen bezeugten ein voll besetzter Vortragsraum und der reiche Beifall des Publikums.