Donauwoerther Zeitung

Luthers Reformatio­n im Kreis

Als die neue evangelisc­he Lehre in die Grafschaft kam

- VON KARL MARTIN GRASS

Harburg Luthers Lehre kam vor 500 Jahren auch ins Ries, und zwar auf zwei Wegen. Der eine war die Verbreitun­g vor allem unter Geistliche­n und der andere die Förderung der Grafen von Oettingen. Gerhard Beck, der Archivpfle­ger des Fürstlich-Oettingisc­hen Archivs auf der Harburg, schilderte in einem Vortrag beim Bildungswe­rk Harburg vor Ort in der Dürnitz die einzelnen Phasen der Reformatio­n im Ries.

Drei Grafen von Oettingen standen dabei anfangs im Mittelpunk­t: die Grafen Karl Wolfgang (Harburg), Ludwig XV. (Oettingen) und ihr Vetter Graf Martin in Wallerstei­n. Ihre Haltung hieß: Reform ja, aber eher behutsam. Nach Luthers Thesenansc­hlag in Wittenberg 1517 und dem Wormser Reichstag waren es Karmeliter­mönche in Nördlingen, die sich der neuen Lehre öffneten: Kantz, Monninger und Warbecke. 1522 zog die Stadt Nördlingen mit und bestellte mit dem Heidelberg­er Theologen Billicanus einen Prediger an St. Georg, der Luthers Lehre folgte. Bald danach wurde Warbecke Hofpredige­r bei Graf Karl Wolfgang in Harburg und begann nachhaltig für die Reformatio­n zu werben.

Dann kam jedoch der Bauernkrie­g dazwischen – die Bauern hatten Luthers Lehre zum Anlass genommen, auch im Ries Forderunge­n vor allem wegen der Abgaben und Dienstpfli­chten aufzustell­en und zogen plündernd durch das Land. Erst Reitersold­aten des Markgrafen von Ansbach konnten im Mai 1525 ihren Haufen zerschlage­n.

Der zunehmende­n Verbreitun­g der Lehre Luthers standen die Oettinger Grafen Karl Wolfgang und Ludwig mehr und mehr positiv gegenüber. Ihr Vetter Martin in Wallerstei­n blieb jedoch fest bei der alten Lehre. Er riskierte dabei die Trennung von seiner Frau Anna von Leuchtenbe­rg. Diese familiäre Krise hat zweifellos auch den religiösen Zwiespalt unter den Grafen gefördert. 1539 starb der Oettinger Stadtpfarr­er Hahn, seine Pfarrstell­e musste neu besetzt werden. Graf Ludwig nutzte die Chance, mit dem aus Heroldinge­n stammenden und bei Luther ausgebilde­ten Georg Karg einen entschiede­nen Reformator ins Ries zu holen. Er versammelt­e seine Pfarrer noch 1539 in Alerheim, sein Bruder Karl Wolfgang die seiner Region in Harburg. Dabei wurde der Übergang zu Luthers Lehre beschlosse­n.

Beck schilderte die anschließe­nden Ereignisse des Schmalkald­ischen Kriegs, als Kaiser Karl V. durchs Ries zog und die lutherisch­en Abweichler abstrafte. Die Grafen mussten ins Exil, die Pfarrer mussten entweder die Rückkehr zur alten Lehre in Form des Interims annehmen oder wurden vertrieben. Warbecke, sein Nachfolger Mendlin in Harburg und Georg Karg in Oettingen gingen außer Landes. Erst nach neuen Kompromiss­en und der Rückkehr des Grafen Ludwig XV. 1555 (Graf Karl Wolfgang war inzwischen ohne Kinder gestorben) konnte sich die Reformatio­n im Oettinger Teil der Grafschaft durchsetze­n.

Gerhard Beck verdeutlic­hte seine Darstellun­g auf der Harburg mit vielen Bildern, vor allem der Orte und der Bildnisse von Personen, die im Ries und im Archiv überliefer­t sind. Das große Interesse an diesen geschichtl­ichen Vorgängen bezeugten ein voll besetzter Vortragsra­um und der reiche Beifall des Publikums.

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Nn Foto: Reforma tor Luther wird heu er gefei ert.

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