Donauwoerther Zeitung

Traumhafte­r Abschied für Poldi

DFB Bei seinem letzten Länderspie­l erzielt Lukas Podolski den 1:0-Siegtreffe­r gegen England. Ein besseres Ende hätte es nicht einmal in einem Hollywood-Film geben können

- VON TILMANN MEHL

Dortmund Wenn es schon die anderen nicht können, dann muss es Lukas Podolski eben selber machen. Die deutsche Nationalma­nnschaft lieferte beim 130. und zugleich letzten Länderspie­l Podolskis eine weitgehend schwache Leistung ab. Einzig der emotionale Abschied des 31-Jährigen hielt die 60109 Zuschauer im nicht ausverkauf­ten Stadion halbwegs bei Laune. Und wäre der Fußball gerecht, hätte die englische Nationalma­nnschaft klar gegen Deutschlan­d gewonnen. Der Fußball ist aber nicht gerecht, und so gewann Deutschlan­d gegen England mit 1:0 (0:0).

Der Fußball hat aber von jeher eher einen Sinn für Sentimenta­lität denn für Ergebnisse, die dem Spielverla­uf entspreche­n. Also schaukelte das Spiel Mitte der zweiten Halbzeit vor sich hin, als Podolski 19 Meter vor dem gegnerisch­en Tor an den Ball kam. Annahme, Schuss in den Winkel und ein Stadion kollektive­n Jubels (69.). Es blieb der einzige Treffer der Partie, weshalb die Länderspie­lkarriere Podolskis mit einem Sieg endete. 15 Minuten später wurde er dann unter dem lautstarke­n Jubel der Anhänger gegen Sebastian Rudy ausgewechs­elt. Verabschie­det hatte er sich lange zuvor mit seinen Worten. Klar, ohne Schnörkel: „Am liebsten würde ich jedem von euch die Hand schütteln. Es waren geile 13 Jahre auf und neben dem Platz. Danke Dortmund. Danke Köln. Danke Deutschlan­d!“

Damit endete eine Länderspie­lkarriere, die vor 13 Jahren mit einer 0:2-Niederlage gegen Ungarn ihren Anfang nahm. Trainer war damals noch Rudi Völler, dem ja eine ähnliche Einzigarti­gkeit wie Podolski nachgesagt wird. Die Zeiten haben sich geändert. Überrascht­e die Pleite bei Podolskis Debüt nur wenige, so entledigt sich die Nationalma­nnschaft heute zweitklass­iger Gegner mit energische­r Eleganz. Die Engländer zählen zu einer anderen Kategorie, auch wenn sie bei der vergangene­n Europameis­terschaft im Achtelfina­le am Kleinstaat Island scheiterte­n.

Auch gestern deuteten die Engländer an, dass von dem internatio­nalen Versagen auf Klubebene nicht zwingend Rückschlüs­se auf den Zustand der Nationalma­nnschaft zu ziehen sind. Von Beginn an setzte das Team von Trainer Gareth Southgate die deutschen Spieler weit in der eigenen Hälfte unter Druck. In Ermangelun­g von Anspielpos­itionen blieb meistens nur der weite Ball nach vorne, den die englische Verteidigu­ng stets in sichere Ver- wahrung nahm. Versuchten die Deutschen sich doch mal spielerisc­h aus der Umklammeru­ng zu befreien, gerieten sie durch Fahrlässig­keiten schnell unter Druck. Vor allem Joshua Kimmich erwies sich als Quell manch brisanten Fehlers. Seinen Unzulängli­chkeiten entsprange­n die beiden besten Chancen der Briten. Doch Adam Lallana und Bamidele Alli scheiterte­n am Pfosten und Keeper Marc-André ter Stegen.

In der zweiten Halbzeit agierten die Deutschen etwas aufgeräumt­er, ohne aber wirklich zu überzeugen. Weiterhin waren es die Briten, die spielbesti­mmend waren. Daran änderte auch Timo Werner nichts, der sich bei seinem Debüt redlich mühte.

Er ist der 87. Neuling in der mittlerwei­le über zehn Jahre langen Ära von Bundestrai­ner Joachim Löw. Vor dem Aufeinande­rtreffen hatte Löw prophezeit, dass dem 21-Jährigen möglicherw­eise eine große Zukunft im Dress mit dem Adler auf der Brust bevorstehe. Allzu viel sollte sich der Leipziger Offensivsp­ieler darauf allerdings nicht einbilden. Schließlic­h griff Löw auch bei den 86 vorherigen Debütanten zu ähnlichen Höflichkei­ten. Darunter Akteure wie Malik Fathi, Aaron Hunt oder Alexander Madlung, deren Länderspie­lkarrieren bald nach der Premiere auch schon wieder endeten. Podolski indes nimmt einen anderen Platz in der Ahnengaler­ie des deutschen Fußballs ein. Deutschlan­d ter Stegen (FC Barcelo na/24/9) – Kimmich (Bayern Mün chen/22/12), Rüdiger (AS Rom/24/12), M. Hummels (Bayern München/28/56), J. Hector (1. FC Köln/26/26) – Weigl (Borus sia Dortmund/21/5 – 66. E. Can (FC Liver pool/23/8)), Kroos (Real Madrid/27/75) – Brandt (Bayer Leverkusen/20/5 – 59. Schürrle (Borussia Dortmund/26/56)), Po dolski (Galatasara­y Istanbul/31/130 – 84. Rudy (1899 Hoffenheim/27/13)), L. Sané (Manchester City/21/5) – Ti. Werner (RB Leipzig/21/1 – 77. T. Müller (Bayern Mün chen/27/84)) England Hart – Keane, Smalling, Cahill– Walker, Livermore – 82. Ward Prowse, Dier, Bertrand – 83. Shaw – Lallana – 66. Redmond, Alli – 71. Lingard – Vardy – 70. Rashford Tor 1:0 Podolski (69.) Zuschauer 60 109

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Foto: Christian Kolbert Lukas Podolski sagt „Tschö“. In seinem130. und letztem Länderspie­l erzielte er das 1:0 für die deutsche Nationalma­nnschaft ge gen England.

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