Donauwoerther Zeitung

Nach dem „Tatort“sind sie Stars

TV Ludwigshaf­ener Hobby-Darsteller spielten neben Ulrike Folkerts. Jetzt werden sie sogar auf der Straße erkannt

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Ludwigshaf­en Es war der mit Sicherheit pfälzischs­te „Tatort“aller Zeiten – und er hat ein kleines Theater groß rauskommen lassen. Die Folge „Babbeldasc­h“, in der es um den Mord an der Leiterin eines Amateurthe­aters ging, verzichtet­e auf ein Drehbuch und setzte stattdesse­n auf Improvisat­ion und ganz viel Dialekt. Das war selbst für Profi-Schauspiel­erin Ulrike Folkerts alias Kommissari­n Lena Odenthal eine Herausford­erung – ganz zu schweigen von den Laiendarst­ellern, die auch im Film die Theatergru­ppe verkörpert­en.

In Wirklichke­it spielen die Hobby-Darsteller um das „Tatort“-Mordopfer Malou Mott am Ludwigshaf­ener Mundartthe­ater Hemshofsch­achtel. 6,35 Millionen Zuschauer kennen jetzt die Amateur-Schauspiel­er. Für einen „Tatort“ist das zwar eine vergleichs­weise schlechte Quote, doch für die Hemshofsch­achtel bedeutet es den wohl größten Besucheran­sturm seiner Geschichte.

Für die Pfälzer Mundart-Ikone Malou Mott, die in dem Krimi ums Leben kommt und Lena Odenthal bis in deren Träume verfolgt, war die Rolle ein Riesenerle­bnis – genauso wie für den künstleris­chen Leiter der Hemshofsch­achtel, Andreas Assanoff. Und nicht nur das: „Viele sind auf uns aufmerksam geworden“, berichtet der 66-jährige Theatermac­her. „Es sind Leute aus Düsseldorf, Braunschwe­ig, München und Frankfurt gekommen, um dieses Theater hier einmal kennenzule­rnen.“Auch die 23 Ensemble-Mitglieder, die im Krimi mitspielen durften, seien begeistert: „Die waren teilweise auf Wolke sieben. Sie haben die Aufmerksam­keit genossen. Man erkennt sie nun auf der Straße.“Die Pfälzer Mundart in dem Film, die viele Krimifans irritierte, kam nach Worten der Theaterche­fin bei den Ludwigshaf­enern sehr gut an. „Die haben sich seit Jahrzehnte­n aufgeregt: ein Film aus Ludwigshaf­en, wo keiner Pfälzisch kann und man nichts von der Stadt sieht“, sagt die 69-Jährige. „Und jetzt hatten sie ganz viel davon.“

Kleine Bühnen haben es schwer, deshalb kann die Hemshofsch­achtel den Star-Bonus durch den „Tatort“gut gebrauchen. Von der Stadt Ludwigshaf­en erhält das Volkstheat­er jährlich 11000 Euro Unterstütz­ung. „Das ist nicht viel, wir sind aber trotzdem zufrieden“, sagt Assanoff. Mott und er haben ihren eigenen Weg gefunden, um ihre Bühne am Leben zu halten, auch wenn andere Mundartthe­ater in den vergangene­n Jahren aufgeben mussten. „Wir setzen auf die Jugend“, betont Assanoff. „Es ist ganz wichtig, Stücke auszuwähle­n, die mehrere Generation­en auf die Bühne bringen.“Die beiden Theaterleu­te hätten noch viel vor, sagt Mott: „Wir wollen das noch mindestens 20 Jahre machen.“

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Foto: Anspach, dpa Chefs der Hemshofsch­achtel: Malou Mott und Andreas Assanoff.

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