Haschio macht mal wieder einen Hit
Julian Haschner aus Rain (Haschio) macht eine Mischung aus Comedy und Rap. Wie eine Begegnung auf der Toilette zu seinem persönlichen Höhepunkt wurde
Rain An den Wänden hängen Gitarren, im Regal steht eine goldene Schallplatte – ein Geschenk seiner Freundin. Noch handelt es sich bei der Scheibe nur um eine Nachbildung, dennoch ist sofort klar, dass hier ein Musiker wohnt. Julian Haschner hat die Leidenschaft für die Musik in die Wiege gelegt bekommen: „Ich bin in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Jeder spielt ein, zwei Instrumente.“
So hat auch er früh begonnen, Lieder zu covern und aufzutreten. „Ich hatte beispielsweise auf dem Reichsstraßenfest in Donauwörth gespielt. Damals habe ich noch richtige Musik gemacht“, erklärt der 18-Jährige und lacht. Richtige Musik – das war vor allem Rock und Pop. Seit Januar 2016 versucht der Schüler etwas anderes. „Ich würde es als eine Mischung aus Comedy und Rap beschreiben“, sagt Julian. Der österreichische Rapper Moneyboy und dessen Wortspiele hätten ihn inspiriert. Sein Vorbild sei er aber nicht, sondern vielmehr ein Landsmann Moneyboys: Crack Ignaz.
Der war es auch, der Julian zu ein wenig Berühmtheit verhalf. „Mein erstes Lied war ein Cover von Crack Ignaz. Es war eigentlich nur für den privaten Gebrauch gedacht, aber er schrieb mich dann an und fragte mich, ob er meine Version auf Facebook teilen darf, weil es ihm gefallen hat“, erinnert sich der 18-Jährige.
Mit Crack Ignaz erlebte Julian auch sein bislang vielleicht größter persönlicher Höhepunkt – und das auf einer Toilette: „Ich war auf einem Konzert von ihm im Schwarzen Schaf in Augsburg. Da haben Künstler keinen eigenen Toiletten, deshalb standen wir irgendwann nebeneinander auf dem stillen Örtchen. Da schaute mich Crack an und fragte mich, ob ich nicht dieser Haschio sei – das war schon verrückt.“
Haschio – so lautet Julians Künstlername. Eine besondere Bedeutung hat dieser aber nicht. „Das war eigentlich schon immer mein Spitzname“, erzählt der Schüler. Haschios bekanntestes Lied „Hit“hat mittlerweile rund 12 500 Aufrufe auf der Internetplattform Youtube. Um den Kommerz geht es Julian dabei nicht. Für ihn stehen andere Facetten im Vordergrund: „Im Prinzip geht es mir darum, einfach mein Ding durchzuziehen. Dabei ist es mir relativ egal, was andere denken. Schließlich geht es bei der Form der Musik, wie ich sie jetzt mache, darum, sich selbst nicht ganz ernst zu nehmen.“Das sei nicht nur für die Musik eine wichtige Einstellung, sondern auch fürs Leben. Charakterstärke zeigen, darum gehe es ihm hauptsächlich.
Dennoch reagieren seine Mitschüler an der Fachoberschule in Donauwörth durchweg positiv auf seine Videos, wie Julian selbst sagt: „Selbst Leute, die nichts damit anfangen können, finden es cool, dass ich einfach mein Ding mache.“Julians Eltern sind zwiegespalten, was seine neue Ausrichtung angeht. „Mein Vater ist selbst Kabarettist und findet es ganz lustig. Meine Mutter würde sich eher wünschen, dass ich wieder richtige Musik mache.“
Neben der Toiletten-Anekdote hat Julian weitere Geschichten erlebt, auf die er stolz ist: „Bei der Afterparty des Genderkinger Faschings hat der DJ plötzlich meinen Song ,Hit‘ gespielt, und einige haben sogar mitgesungen.“Für Haschio sei es immer noch unglaublich, dass bekannte Musiker auf ihn zukämen und fragten, ob sie nicht zusammenarbeiten wollten.
Seit vergangenem Freitag gibt es sogar ein offizielles HaschioT-Shirt. „In der ersten Nacht wurden 30 Exemplare verkauft. Es kostet ja nicht gerade wenig, aber dass dennoch Leute Geld investieren, freut mich natürlich sehr“, erzählt Julian sichtlich überrascht. Seine Pläne sehen in nächster Zeit auch den ein oder anderen Auftritt vor – beispielsweise im Jugendzentrum in Bäumenheim. Dort möchte er zusammen mit Freunden, die DJs sind, eine öffentliche Party veranstalten. In der Zeit nach der Schule soll die Musik aber weiterhin lediglich ein Hobby bleiben. „Damit wirklich Geld zu verdienen – das ist so gut wie unmöglich. Aber ich habe auf jeden Fall Lust, damit weiterzumachen“, resümiert der 18-Jährige. Konkrete Berufsziele hat er noch nicht.
Hinter einem Durchgang in seinem Zimmer verbirgt sich etwas, worauf Julian sehr stolz ist: ein eigenes, kleines Studio. Dort, vor schwarzer Wand, nimmt er seine Songs auf. Ein paar spärlich brennende Glühbirnen sorgen für Tonstudio-Atmosphäre. Wenn der 18-Jährige seine Kopfhörer aufsetzt und die ersten Takte seiner Musik ertönen, wird der ruhige, groß gewachsene Schüler plötzlich ziemlich laut. Dann ist Julian in seinem Element und rappt sein neues Lied, an dem er gerade arbeitet. „Quatsch mit Soße“wird es heißen und beweist einmal mehr: Was andere denken, ist für ihn zweitrangig. Er möchte sein Ding durchziehen – und genau das tut er.