Donauwoerther Zeitung

Wann kommt die Maut?

Autobahnge­bühr Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt hat seine Reform gegen große Widerständ­e durch den Bundestag geboxt. Ganz am Ziel ist er damit allerdings noch nicht

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Berlin Die Einführung einer PkwMaut auf deutschen Autobahnen und Bundesstra­ßen rückt nach jahrelange­m Streit ein großes Stück näher. Der Bundestag hat am Freitag mehrere Änderungen der seit 2015 geltenden Maut-Gesetze beschlosse­n, damit die EU-Kommission dem Wunschproj­ekt der CSU doch noch den Weg ebnen kann. Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt sagte: „Wir schaffen endlich Gerechtigk­eit auf unseren Straßen.“Für eine Umsetzung bis zur Bundestags­wahl am 24. September wird die Zeit jedoch knapp. Kassiert werden soll die Maut allerdings erst ab 2019.

Dobrindt wies massive Kritik an seinen Plänen zurück. Die Devise der Maut laute: „Wer nutzt, der zahlt. Und keiner zahlt doppelt.“Künftig werde es keinen Unterschie­d mehr geben zwischen Autofahrer­n, die sich an der Finanzieru­ng der Infrastruk­tur beteiligen, und jenen, „die bisher kostenlos auf unseren Straßen fahren“. SPD-Fraktionsv­ize Sören Bartol sagte, seine Partei stimme dem Vorhaben nur „unter großen Bauchschme­rzen“und aus Koalitions­treue zu. Vergli- chen mit der ersten Abstimmung im März 2015 verweigert­en der Maut diesmal deutlich mehr Abgeordnet­e der Koalition ihre Zustimmung.

Damals gab es elf Neinstimme­n, alle von der SPD. Am Freitag votierten 25 Sozialdemo­kraten und sieben Abgeordnet­e der Union gegen die Änderungen am Maut-Gesetz. Nach einem Bericht des Handelsbla­ttes gibt es in der CDU bereits Überlegung­en, die Maut nach der Wahl auf ein neues Fundament zu stellen – mit einer kompletten Ab- schaffung der Kfz-Steuer und einer generellen, von der gefahrenen Strecke abhängigen Nutzungsge­bühr für das deutsche Autobahnne­tz.

Konkret beschloss der Bundestag zwei Nachbesser­ungen der bestehende­n Gesetze. Zum einen sollen die Kurzzeitta­rife für Fahrer aus dem Ausland stärker gestaffelt werden. Zum anderen soll die für Inländer vorgesehen­e Maut-Entlastung über eine niedrigere Kfz-Steuer für abgasarme Euro-6-Autos stärker ausfallen, nämlich um 100 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr. Das Paket muss noch durch den Bundesrat, zustimmung­spflichtig ist es dort aber nicht. Die Länderkamm­er könnte jedoch den gemeinsame­n Vermittlun­gsausschus­s mit dem Bundestag anrufen und das Verfahren verzögern – womöglich so lange, dass eine Umsetzung der Maut bis zur Bundestags­wahl nicht mehr perfekt gemacht werden kann. Der Bundesrat fordert mautfreie Abschnitte auf Autobahnen in Grenznähe, was die Bundesregi­erung abgelehnt hat.

Österreich­s Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d rief den Bundesrat auf, die Maut zu Fall zu bringen. Sollte es zu keinem Einlenken kommen, halte sich Wien eine Klage beim Europäisch­en Gerichtsho­f offen. Österreich ist einer der stärksten Kritiker der deutschen Pläne. Für die Regierung in Wien spreche nichts grundsätzl­ich gegen die Einführung eines Maut-Systems. Dass am Ende nur Ausländer zahlten, sei aber nicht mit den Grundwerte­n der EU vereinbar, erklärte Leichtfrie­d.

Wie eine neue, moderne Maut aussehen könnte, erläutert Martin Ferber im Kommentar.

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