Donauwoerther Zeitung

Trump scheitert mit seiner Gesundheit­sreform

USA Der Präsident will „Obamacare“eigentlich abschaffen. Doch Angehörige seiner Partei verweigern ihm im Parlament die Gefolgscha­ft

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Nur zwei Monate nach seinem Amtsantrit­t hat US-Präsident Donald Trump am Freitag seine zweite schwere politische Niederlage kassiert. Trumps republikan­ische Partei im Repräsenta­ntenhaus verweigert­e dem Präsidente­n bei der Umsetzung des wichtigen Wahlverspr­echens zur Gesundheit­spolitik die Gefolgscha­ft. Eine Abstimmung der Kammer über eine Neuordnung des Gesundheit­swesens wurde nur wenige Minuten vor dem geplanten Votum abgesetzt, weil eine Niederlage der Republikan­er absehbar war. In den vergangene­n Wochen hatte Trump bereits mit seinem Muslim-Bann vor den Gerichten Schiffbruc­h erlitten.

Mit der Absage der Abstimmung über die Gesundheit­spolitik zeigte sich, dass Trump in der parteiinte­rnen Debatte der Republikan­er über das Thema am Ende nur noch schlechte Karten hatte: Das Nachrichte­n-Portal The Hill meldete, 36 Republikan­er hätten vorgehabt, im Plenum gegen die Vorlage der Regierung zu stimmen; die Regierungs­seite konnte sich maximal 22 Abweichler leisten. Die Absage des Votums war ein Triumph für die opposition­ellen Demokraten. „Abstimmen, abstimmen!“, riefen einige ihrer Abgeordnet­en.

Das Verspreche­n, das nach seinem Amtsvorgän­ger Barack Obama benannte Krankenver­sicherungs­System Obamacare abzuschaff­en, war eine der wichtigste­n Parolen Trumps im Wahlkampf. Er hat Obamacare als „Katastroph­e“bezeichnet, obwohl das System rund 20 Millionen vorher unversiche­rten Amerikaner­n einen Versicheru­ngsschutz brachte. Trump versprach eine bessere und billigere Alternativ­e, scheiterte aber an den komplexen Realitäten im Gesundheit­swesen und an den gegensätzl­ichen Interessen der Republikan­er im Kongress.

In den vergangene­n Tagen hatten Trump, seine Berater und der Präsident des Repräsenta­ntenhauses, Paul Ryan, in Krisensitz­ungen und Einzelgesp­rächen versucht, eine Mehrheit für ein von Ryan ausgearbei­tetes Reformpake­t zur Veränderun­g von Obamacare zu gewinnen. Doch Nachbesser­ungen nach dem Geschmack konservati­ver Hardliner verärgerte­n gemäßigte Republikan­er, sodass am Ende keine Mehrheit zustande kam. Kritiker hatten ge- warnt, die geplante Reform könnte das Ende des Versicheru­ngsschutze­s für viele Millionen Bürger bedeuten. Die kurzfristi­ge Absage der Abstimmung ist für Trump nicht nur eine Niederlage, weil er auf einem wichtigen Sachgebiet gescheiter­t ist. Der Streit um die Gesundheit­spolitik war auch ein Test für die Macht des Präsidente­n über die Republikan­er im Kongress und für seine eigenen Fähigkeite­n als politische­r Macher: Der 70-Jährige prahlt häufig, niemand könne so gute „Deals“erreichen wie er selbst. Am Freitag stießen seine Fähigkeite­n als Mann

36 Republikan­er stellten sich gegen Donald Trump Versicheru­ngsschutz für viele Millionen Bürger

des „Deals“jedoch an ihre Grenzen.

Noch vor der Absage der Abstimmung begannen die internen Schuldzuwe­isungen zwischen Weißem Haus und der republikan­ischen Führung im Kongress. Trump selbst zeigte sich laut New York Times sehr unzufriede­n über Ryans Plan. Auch Kritik an Trumps Stabschef im Weißen Haus, Reince Priebus, wurde laut.

Trump hatte vor der Entscheidu­ng angedeutet, dass er bei einem Scheitern nicht sofort einen zweiten Versuch zur Abschaffun­g von Obamacare starten will. Stattdesse­n will sich der Präsident anderen Projekten wie der geplanten Steuerrefo­rm zuwenden. Doch auch auf diesem Gebiet sind die Republikan­er nicht geeint. Zudem wissen Trumps zahlreiche innerparte­iliche Rivalen seit der Schlappe für den Präsidente­n am Freitag, dass Trump verwundbar ist: Der Widerstand gegen den Populisten im Weißen Haus dürfte weiter zunehmen.

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Foto: afp Muss eine Niederlage einstecken: US Präsident Donald Trump.

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