„Freiwillige Liebestätigkeit“allein reicht nicht
Das Kränzchen des Tischdeck- und Servierkurses im Hotel Hansa hat 16 Mark gespendet, aus der Sparbüchse von Cilly Henz kommen 2 Mark für blinde Krieger… Regelmäßig werden im März 1917 Listen mit solcher „Freiwilligen Liebestätigkeit“in Zeitungen veröffentlicht – Spenderlisten mit Privatleuten und auch Firmen, hier mit Beispielen aus dem Düsseldorfer Generalanzeiger. Das soll nur den Boden bereiten und genügt ja längst nicht für die Materialschlacht des Krieges. Darum laufen gleichzeitig im Deutschen Reich die staatlichen Werbeaktionen zur Zeichnung der „6. Kriegsanleihe“auf Hochtouren (mit künstlerischer Inspiration wie hier rechts durch den Maler Maximilian Lenz). Dabei meldet sich dann auch die Prominenz zu Wort, um patriotischen Geist vorzuführen, während die zur Gabe Ermunterten ja nicht selten selbst mit großer Versorgungsnot zu kämpfen haben. Walther Rathenau, Präsident der AEG und führendes Mitglied der Nationalliberalen Partei dröhnt einen Slogan etwa in der Berliner Zeitung: „Schmiedet die goldene Rüstung am Arm, der das goldene Schwert führt!“Schließlich sollen die Bürger am besten auch ihren noch übrigen Gold- und Silberschmuck an die Reichsbank abtreten. Und dazu erscheinen in Zeitungen noch lyrisch anmutende Motivationstexte wie dieser, der am 31. März erscheint: „Die Kriegsopfer für alle Länder abzukürzen, hat kaiserliche Großmut angeregt. Nun da die Friedenshand verschmäht ist, sei das deutsche Volk aufgerufen, den verblendeten Feinden mit neuem Kraftbeweis zu offenbaren, daß deutsche Wirtschaftsstärke, deutscher Opferwille unzerbrechlich sind und bleiben … Das Hoffen (des Feindes) auf ein Müdewerden daheim muß aber jetzt durch die neue Kriegsanleihe vernichtet werden. Fest und sicher ruhen unsere Kriegsanleihen auf dem ehernen Grunde des deutschen Volksvermögens, auf der deutschen Wirtschaftskraft, dem deutschen Fleiß, dem Geist von Heer, Flotte und Heimat …“