Die Väter der Waschmaschine
Der Regensburger Pfarrer Jacob Christian Schäffer interessierte sich einfach für alles. Für Heilkräuter, für Schwämme, für Insekten, für Physik und für Mechanik. Und über all das schrieb er Bücher. Seine Theologie hatte viele andere Götter neben sich. Schäffer gab einem Spindelbaumgewächs seinen Namen und kümmerte sich persönlich um eine Raupenplage in seiner Stadt. Er bastelte an optischen und an elektrischen Geräten. Sein größter Beitrag zur Veränderung der Gesellschaft war seine Waschmaschine.
Im Jahr 1767 veröffentlichte Schäffer erstmals die Skizze einer Waschmaschine. Ist er der Erfinder der Waschmaschine? Na ja. Da gibt es noch einen Balten namens Gotthard Friedrich Stender. Auch Stender war – wie Schäffer – ein Theologe mit vielen Nebeninteressen. Er verfasste eine lettische Grammatik und das erste lettische Lexikon. Und auch ihn faszinierten technische Neuerungen.
Vor allem aber war da noch dieser englische Bericht über eine frühe Waschmaschine. Er zeigte die Skizze eines Geräts, das den schönen Namen „Yorkshire Maiden“trug. Die Jungfrau von Yorkshire war eine ziemlich robuste Erscheinung. Sie bestand aus einem Wasserbottich mit Deckel, durch den eine Holzstange führte. Dank zweier Vorrichtungen oben und unten an der Stange konnte die Wäsche so lange im Wasser umgewälzt werden, bis sie sauber war. So eine Urwaschmaschine verlangte reichlich Handarbeit.
Als sie den Sprung von der Insel auf den Kontinent schaffte, wurde sie zum Gegenstand systematischer Weiterentwicklung. Der Balte Stender und der Wahl-Bayer Schäffer traten mit verbesserten Skizzen an die Öffentlichkeit und fingen an zu basteln. Der nimmermüde Jacob Christian Schäffer ließ sein modernisiertes Gerät dann in größerer Zahl bauen. Der Geburtsort der Waschmaschine war das erfindungsreiche England, aber die Herren Stender und Schäffer waren die Pioniere der neuen Technik. Von ihren schlichten Geräten zu den heutigen elektronisch angereicherten Wundermaschinen war es ein langer Weg. Ihre Pioniertaten aber hatten Folgen: Den Waschfrauen wurde die Arbeit zunächst erleichtert, dann wurden sie nicht mehr gebraucht. Für die geplagte Hausfrau war es ein erster, kleiner Schritt der Befreiung.