Fitteste Menschen
Das lehrt uns das Leben im Amazonas
Die Arterien von Amazonas-Ureinwohnern in Bolivien sind gesünder als bei allen anderen bislang gemessenen Menschengruppen. Das schreiben US-Forscher in The Lancet. Im Schnitt seien die Blutgefäße eines 80-jährigen Ureinwohners so geschmeidig wie die eines Mittfünfzigers aus den USA. Sie wiesen kaum Anzeichen von Arteriosklerose (Arterienverkalkung) auf.
Vermutlich sei die Ernährung (wenig gesättigte Fettsäuren, viele Ballaststoffe) sowie extrem viel Bewegung und weitestgehender Verzicht aufs Rauchen für die gute Herzgesundheit der Ureinwohner verantwortlich. Von den Ureinwohnern können sich auch Europäer einiges abschauen, sagen deutsche Experten.
Die US-Forscher untersuchten 705 ältere Mitglieder des TsimaneStammes. Sie machten computertomografische Aufnahmen der Arterien und maßen Cholesterin-, Blutzuckerund Blutdruck-Werte. Dabei stellten sie fest, dass 85 Prozent der 40- bis 94-jährigen Probanden keinerlei Risiko für Herzkrankheiten aufwiesen. Zum Vergleich: Bei älteren Amerikanern liegt die Rate bei nur 14 Prozent. Fast drei Viertel des Tsimane-Speiseplans besteht aus Kohlehydraten und Ballaststoffen – in Form von Reis, Maniok, Kochbananen, Mais, Nüssen und Früchten. Hinzu kommen wenig
Das zeigt, wie wichtig ein natürlicher Lebenswandel ist
Proteine durch Fleisch und Fisch (14 Prozent) und ebenso wenig Fett. Während Menschen in Industriegesellschaften zudem mehr als die Hälfte ihres Tages sitzend verbringen, ruhen sich die Tsimane nur zehn Prozent ihrer Tageszeit aus. Den Rest verbringen sie mit Jagen, Fischen oder Getreideanbau.
Für Ernährungsmediziner Hans Hauner vom Klinikum Rechts der Isar in München passt das: „Die heutigen Empfehlungen zur Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten, aber auch anderen Wohlstandskrankheiten zielen auf die gleichen Lebensstil- und Risikofaktoren wie Ernährung, Bewegung, Körpergewicht ab, die sich in dieser Studie als so protektiv erwiesen haben.“Diese Risikofaktoren seien nur nach wie vor zu wenig bekannt. Jeder Einzelne müsse da mehr Eigenverantwortung lernen.
Heribert Schunkert vom Herzzentrum München ergänzt, dass Arteriosklerose durchaus verschiedene Ursachen habe und auch dass man aus den Konventionen seiner jeweiligen Lebensumwelt nur schwer herauskomme, aber: „Die Studie erinnert daran, wie wichtig natürlicher Lebenswandel ist.“