Donauwoerther Zeitung

Wie Schulz jetzt punkten will

Wahlkampf I Der SPD-Kandidat verspricht in seinem 100-Tage-Programm Wohltaten für die Wähler – und Sigmar Gabriel einen Job

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Berlin Gleiche Bezahlung von Männern und Frauen, Begrenzung der Managergeh­älter, kostenlose Kitas: SPD-Chef Martin Schulz will sich als Kanzler im Falle eines Wahlsiegs bei der Bundestags­wahl zuerst für die Gleichbere­chtigung von Männern und Frauen auf dem Arbeitsmar­kt einsetzen. „Ich würde zwei Sachen unmittelba­r anpacken“, kündigte der Kanzlerkan­didat in einem Gespräch mit der Bild am Sonntag an. „Das klare Bekenntnis zur Stärkung der Europäisch­en Union und die Abschaffun­g einer der größten Ungerechti­gkeiten: dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer.“

Das Gesetz für Lohntransp­arenz, das der Bundestag nächste Woche verabschie­de, sei ein wichtiger erster Schritt. „Aber das reicht nicht“, sagte Schulz. So könne etwa Teilzeit für Frauen zu einer Falle werden, weil sie ihre Stundenzah­l später oft nicht wieder aufstocken könnten. Deshalb müsse in Deutschlan­d endlich das Recht auf Rückkehr in Vollzeit eingeführt werden.

Schulz skizzierte ein 100-TageProgra­mm für die Zeit nach der Wahl – wiederholt­e dabei aber viele bereits bekannte Positionen. Der SPD-Kandidat verspricht zahlreiche Wohltaten für die Wähler. Er kündigte an, die Ausbildung in den Pflegeberu­fen aufzuwerte­n und die „absurden Schulgelde­r“in diesem Bereich abzuschaff­en. Eine Altenpfleg­erin leiste für die Gesellscha­ft nicht weniger als ein Unternehme­nsführer. Schulz versprach zudem, Managergeh­älter schnell nach der Wahl zu begrenzen, wenn dies in der jetzigen Koalition mit CDU und CSU nicht mehr gelinge. Wenn sich die Union weiter nicht bewege, „wird das ein wichtiges Thema im Wahlkampf“, sagte er.

Gegenüber Steuersenk­ungen äußerte sich Schulz kritisch: Viele Geringverd­iener hätten davon nichts, denn die zahlten kaum oder keine Lohnsteuer, so der SPD-Mann. „Denen hilft es viel mehr, wenn Kitagebühr­en wegfallen. Deshalb stecken wir das Geld lieber in Bildung und Infrastruk­tur.“Ein weiterer Punkt seines Kanzlerpro­gramms soll der Rechtsansp­ruch auf einen Platz in der Ganztagssc­hule sein.

Eine Art Jobgaranti­e sprach der SPD-Chef für seinen Vorgänger Sigmar Gabriel aus. „Sigmar Gabriel wird ganz sicher nach der Bundestags­wahl der Bundesregi­erung angehören“, sagte Schulz. „Er macht als Außenminis­ter einen super Job.“Dass Gabriel aber Außenminis­ter bleiben kann, gilt allerdings angesichts künftiger Machtverhä­ltnisse nach der Bundestags­wahl unter vielen Beobachter­n als fraglich.

Die nordrhein-westfälisc­he SPD wählte Schulz am Samstag auf Platz eins der Landeslist­e für die Bundestags­wahl. Im Emnid-Sonntagstr­end der Bild am Sonntag gewinnen die Sozialdemo­kraten gegenüber der Vorwoche einen Punkt hinzu und kommen auf 33 Prozent – ebenso wie die Union.

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Foto: dpa SPD Kandidat Schulz: „Abschaffun­g einer der größten Ungerechti­gkeiten“.

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