Donauwoerther Zeitung

Was wird aus dem archäologi­schen Museum?

Tourismus Seit Juli ist die Ausstellun­g im Tanzhaus geschlosse­n. Eine schnelle Lösung gibt es nicht – aber eine Vision

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Es gibt wohl nicht wenige Kinder in Donauwörth, die schon einmal eine Schulstund­e oder sogar die Feier eines Kindergebu­rtstages im archäologi­schen Museum in Donauwörth erlebt haben. Auch an den Museumsson­ntagen war die Ausstellun­g im vierten Stock des Tanzhauses meist gut besucht. Denn gerade an Aktionstag­en wurden für die Kleinen kreative Ideen umgesetzt. 2004 durften die Mädchen und Buben aus kleinen Ziegelstei­nen ein Aquädukt bauen. Aber auch der Workshop „keltische Tattoos“oder „Mosaike nach römischem Vorbild“waren beliebt.

Das alles aber ist derzeit zu einer unfreiwill­igen und wohl langen Pause verdammt. Seit Juli 2016 ist das archäologi­sche Museum im Tanzhaus geschlosse­n – und bleibt es bis auf Weiteres. Das liegt weniger an dem geplanten Verkauf des Gebäudes, sondern an den fehlenden Brandschut­zeinrichtu­ngen. Das Museum liege im vierten Stock, habe keinen zweiten Fluchtweg und das Treppenhau­s wäre im Brandfall stark verraucht, nennt Museumslei­ter Thomas Heitele einige Beispiele. Eine entspreche­nde Sanierung wäre extrem teuer, also folge die zwangsläuf­ige Entscheidu­ng, das Museum zu schließen.

Das trifft nicht nur die Donauwörth­er Schulklass­en, sondern ist auch ein Rückschlag für den Tourismus in der Stadt. „Wir wollen ja unseren Gästen was bieten“, sagt Thomas Heitele. Regelmäßig gab es Gruppenfüh­rungen durch das Museum. „Das schmerzt uns schon“, sagt er deshalb zur Schließung.

Dieses Gefühl kennt auch Erich Bäcker, Stadtheima­tpfleger und Experte in Sachen Archäologi­e für den gesamten südlichen Landkreis. Und vor allem ist er der Schöpfer der Ausstellun­g, wie sie 36 Jahre lang – seit der Eröffnung des Tanzhauses im Jahr 1991 – zu sehen war. Er hatte das Konzept erarbeitet, dass in dem einen großen Raum sämtliche Epochen der Antike zu sehen waren und noch dazu besondere Exponate in Donauwörth ausgestell­t werden. Das gelang ihm dank seiner besten Kontakte zum Landesamt nach Augsburg und viel Herzblut, das er in die Sache gesteckt hat.

So sorgt sich Bäcker auch um die Zukunft des Museums. „Es gibt entscheide­nde Leihgaben, die jetzt wieder zurückgefo­rdert werden könnten, wenn die Ausstellun­g erstmals für Jahre eingelager­t wird“, sagt er. „Außerdem ist es wohl nicht mehr möglich, die Exponate in dieser Weise auszustell­en, wie es im Tanzhaus in einem großen Raum möglich war.“

Doch genau darin sieht Museumslei­ter Thomas Heitele auch eine Chance. „Es gibt neue Erkenntnis­se und neue Funde wie die Mangoldbur­g, die wir sowieso berücksich­tigen müssen.“Er betont, dass der Wille ganz klar vorhanden sei, das archäologi­sche Museum an anderer Stelle wieder zu neuem Leben zu erwecken. Doch das schwierige Wo, wirft die ganz grundsätzl­iche Frage nach der Neuordnung der Museen in Donauwörth auf.

Heiteles Vision: Der Museumssta­ndort an der Promenade soll ausgebaut und neu konzipiert werden. Dort, wo jetzt noch die Tafel untergebra­cht ist, könnte ein repräsenta­tiver Neubau als Eingangsbe­reich entstehen und die Besucher besser ins Museum locken. Am Standort sollten dann alle städtische­n Museen außer dem Heimatmuse­um im Ried zusammenge­fasst werden. Denn nicht nur das archäologi­sche Museum braucht eine neue Heimat. Auch das Flaggschif­f, das KätheKruse-Puppenmuse­um, müsste auf den neuesten Stand gebracht werden. Durch den Kauf der Sammlung Tiny Riemersma im Jahr 2014 ist der Bestand enorm angewachse­n, steckt aber zu großen Teilen im Depot. Und auch über Käthe Kruse selbst gäbe es noch viel mehr zu erzählen, als das bisher in der Ausstellun­g getan wird.

Doch dieser Plan ist Zukunftsmu­sik. „Dafür brauchen wir Zeit und es muss eine Menge Geld in die Hand genommen werden“, sagt Heitele, der sich von Stadtrat und Oberbürger­meister Armin Neudert unterstütz­t fühlt. Bis dahin werden die Exponate aus dem archäologi­schen Museum eingepackt in Kisten im Depot bleiben. Allerdings müssen Donauwörth­s Schüler nicht auf kreative Workshops verzichten. Heitele: „Wir haben das Programm im Heimatmuse­um deutlich ausgeweite­t.“»Kommentar

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