Rosettis Musik – so quirlig wie nie
Festakt Im Laufe von 25 Jahren hat die Internationale Rosetti-Gesellschaft die Kompositionen des Wallersteiner Kapellmeisters wieder salonfähig gemacht. Wer jetzt darüber regelrecht ins Schwärmen geriet
Harburg Heute wird Antonio Rosetti in einem Atemzug mit Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart genannt. Alle drei waren große Komponisten des 18. Jahrhunderts. Die Werke Rosettis aber hatten Staub angesetzt, bis die Internationale Rosetti-Gesellschaft mit Sitz in Wallerstein die Kompositionen des Kapellmeisters neu belebt hat. Sie hat damit einen großen Anteil daran, dass der Künstler mittlerweile in der Welt der klassischen Musik wieder ein Begriff ist.
Seit 25 Jahren setzt sich die Gesellschaft dafür ein, dass die Werke Rosettis nicht in Vergessenheit geraten. „Seine Kompositionen begeistern durch den Wohlklang seiner Musik, durch eine kraftvoll frische Melodik mit unverkennbaren böhmischen Wurzeln“, geriet Thomas Goppel, Präsident des Bayerischen Musikrates, geradezu ins Schwärmen. Anlass dazu bot ein Festakt zum 25-jährigen Bestehen der Gesellschaft.
Kaum hätte es einen würdevolleren Rahmen geben können als den Fürstensaal auf Schloss Harburg. „Rosetti wäre begeistert gewesen“, urteilte denn auch Bezirksrat Peter Schiele ganz enthusiastisch. Er wie auch Landrat Stefan Rößle zeigte sich stolz, „dass der große Kompo- nist Teil unseres kulturellen Lebens im Landkreis ist“.
Rosetti, wie so viele in der Branche, war immer in Geldnöten. Nur deshalb hatte er die Dienste von Ludwig Kraft Ernst Fürst zu Oettingen-Wallerstein aufgegeben. Er war dort seit Herbst 1773 Musiker gewesen - und nach einem Besuch in Paris zu einem der beliebtesten Komponisten seiner Zeit geworden. Weil der Herzog von MecklenburgSchwerin aber sein Einkommen vervielfachte, verließ er seinerzeit Wallerstein. Dabei hatte er diese Anstellung einst dem großen Mozart weggeschnappt.
Eine illustre Schar von Gästen durfte der Präsident der Gesell- schaft, Johannes Moesus, zum Festakt begrüßen: von Festredner Thomas Goppel bis hin zum Landtagsabgeordneten Wolfgang Fackler, von der Fürstin zu Oettingen-Wallerstein bis hin zum Prinzenpaar zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg.
Im Mittelpunkt aber standen die Musiker, denn sie machten den Zauber der Rosetti-Kompositionen spürbar, machten ihn erlebbar. Die Stuttgart Winds, ein Klassikensemble par excellence brachte die Werke zu Gehör und löste wahre Begeisterungsstürme aus. Die Heimat des Ensembles ist das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart. Es hat sich vornehmlich der Bläserkammermusik Mozarts verschrieben, versteht sich aber auch trefflich auf Rosetti-Interpretationen. Zum Kreis seiner Bewunderer zählt auch Staatsminister a. D. Thomas Goppel, der Präsident des Bayerischen Musikrats. Er resümierte: „Heute nach 25 Jahren aktiver Arbeit der Internationalen Rosetti-Gesellschaft ist der Künstler im Kontext seiner Zeitgenossen präsenter und prominenter vertreten, als zu seinen Lebzeiten.“Das gelte für dessen Präsenz im Konzertsaal wie für die Dokumentation seines Wirkens und seiner Werke.
Apropos Wirken: Günther Grünsteudel, der zweite Vorsitzende der Gesellschaft, hat auf der Harburg mit ihrem großen Archiv eine zweite Heimat gefunden. Dort fand er neue Erkenntnisse. Die Gründlichkeit, mit der er vorgehe, so Goppel, „atmet sein jüngstes Buch über die Oettingen-Wallersteiner Hofkapelle“. Der Grünsteudel gezollte Respekt resultiere nicht nur aus der akribischen Durchforstung der Rosetti-Werke, sondern auch aus dem Zusatzwissen, das die anderen musikalischen Angebote dieser Zeit würdige. Goppel: „Rosetti lebt quirliger als vor 225 Jahren“. Den 200 Mitgliedern der Rosetti-Gesellschaft aus zehn verschiedenen Ländern sei es geglückt, „der Region, dem Ries, eine Aura zu verschaffen, die lockt, mitreißt, fesselt und nicht mehr loslässt“.
Bibliothekar Grünsteudel hat Rosetti mit seinem Buch ein Denkmal gesetzt. Darin geht es vornehmlich natürlich um den Komponisten selbst, aber in 116 Kurzbiografien auch um das Leben und Wirken der in den Quellen fassbaren Hofmusiker. Es bietet einen tiefen Einblick in die Verschiedenartigkeit von Musikerschicksalen im 18. und frühen 19. Jahrhundert, deren Bandbreite vom einfachen Lakaien, der nebenher auch in der Hofmusik Verwendung fand, bis hin zum gefeierten Virtuosen, der gezielt wegen seines herausragenden Könnens engagiert wurde. Im Mai erklingen wieder Werke des Künstlers – bei den Rosetti-Festtagen im Ries.