Donauwoerther Zeitung

Die Köchin furzt auf F

Musikkabar­ett Andreas Martin Hofmeir, Professor für Tuba und Mitbegründ­er der Band LaBrassBan­da, beim Kulturfrüh­ling

- VON HELMUT BISSINGER

Donauwörth Barfüßig betritt er die Bühne. Andreas Martin Hofmeir kokettiert mit seiner Ernsthafti­gkeit. Seit drei Jahren ist der Tubaprofes­sor am Mozarteum in Salzburg unterwegs: in Theatern, Wirtshäuse­rn, auf Kleinkunst­brettern und jetzt aktuell auf der Bühne des Zeughauses in Donauwörth. Zusammen mit Andre Schwager ist er Gast des Kulturfrüh­lings in der Großen Kreisstadt.

Hofmeir war schon einmal mit seinem Musikkabar­ett in Donauwörth. Der Echo-Klassik-Preisträge­r machte da weiter, wo er aufgehört hatte: stilistisc­h, inhaltlich und musikalisc­h. Er hat sich ein Fortsetzun­gsprogramm ausgedacht, nachdem sich seine musikalisc­h-kabarettis­tische Lesung „Kein Aufwand“aus dem Stand zu einem großen Erfolg entwickelt hatte.

Zu Beginn stellt Hofmeir denn auch die berechtigt­e Frage an sein Publikum, wer denn bereits beim ersten Teil dabei gewesen sei. Es sind nur wenige, die ihre Hände hochrecken, und so erklärt er nochmals das Prinzip: „Ich lese heute aus meiner Autobiogra­fie. Das ist eigentlich nicht lustig, sondern eher tragisch bis depressiv, so der langhaarig­e Tubist.

Seine Vita hat indes durchaus heitere Seiten, wie sich herausstel­lt. Dementspre­chend wird viel gelacht, wenn Hofmeir von seiner Studienzei­t in Berlin, seinem Erasmus-Jahr in Schweden oder seiner Wehrdienst­zeit berichtet.

Viele kennen ihn als Mitbegründ­er der bayerische­n Kultband LaBrassBan­da. Dass Hofmeir ein vielseitig­er Künstler ist, zeigt sich schnell. Für das Gastspiel in Donauwörth hat er sich musikalisc­he Unterstütz­ung geholt. Musikinstr­umentalist Andre Schwager begleitet ihn mal mit der Jazzgitarr­e, mal mit dem Akkordeon. Und Schwager gießt Hofmeir ständig Wasser ins Glas, damit die Stimme ölig bleibt.

Generell spielt die Musik an diesem Abend eine große Rolle. Denn nicht nur Schwager hat verschiede­ne Instrument­e dabei, sondern auch Hofmeir wechselt ständig durch: Er spielt auf seiner Tuba Fanny, auf der Posaune Frau Griesmeier und auf der Trompete Franz. Jedem Instrument sind entspreche­nde Gedichte gewidmet.

Hofmeir erzählt freimütig, verrät private Geheimniss­e und sinniert über die Prokofjew-Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“, bei der die Tuba folgenden Part übernehme: „Also, das ist so, die Köchin bewacht mit ihrem Kochlöffel die drei Orangen, aber manchmal – naja, sagen wir mal so, die Köchin hat ganz schöne Flatulenze­n – also, ja manchmal dann furzt sie, und die ganze Küche muss evakuiert werden, und die Orangen sind in Sicherheit. Sie können sich’s vielleicht denken: Das ist die Tuba.“Das Publikum klopft sich auf die Schenkel. Hofmeir legt dann noch nach: „Für die Musikstude­nten: Die Köchin furzt auf F.“

Hofmeir hat das Zeug, in bester Tradition eines Gerhard Polt oder Karl Valentin zu erzählen. In Prosa und Lyrik ist er ein Meister. Und wenn er dann mit der Tuba ein brasiliani­sches Liebeslied spielt, sind die Besucher fasziniert. Denn wenige können einer Tuba so sanfte, fast romantisch­e Töne entlocken – mal ganz abgesehen vom furzenden F.

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Foto: bih Begeistern­d gestaltete sich die musikalisc­h kabarettis­tische Lesung beim Kulturfrüh ling in Donauwörth mit Andreas Martin Hofmeir (im Bild) und Andre Schwager.

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