Eine alte Notenhandschrift aus Oettingen
Konzert Die Gempfinger Hofmarkmusik war in Reimlingen zu Gast. Ihr Programm ist europäisch und doch auch regional
Reimlingen Im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Nördlinger Kulturforums stand die Hofmarkmusik auf dem Programm. Im Fokus stand dabei die Präsentation ihrer neu erschienenen CD mit dem Namen „Servus Europa“. Wobei Servus hier als Begrüßung zu verstehen ist, und nichts mit Europaverweigerung oder gar Auswanderung zu tun hat.
Um es vorweg zu nehmen: Es war ein absolut gelungener Konzertabend, den die sympathischen Musiker der Hofmarkmusik den zahlreich erschienenen Zuhörern präsentierten. Dabei beließen sie es nicht nur bei erfrischend musizierter Volksmusik aus Bayern, sondern der Blick ging weit über die Grenzen der Region hinaus in die angrenzenden europäischen Nachbarländer mit Schwerpunkt Osteuropa. Der Auftakt oblag einer schmissigen Polka aus der Ukraine mit dem passenden Namen „Auf geht‘s Polka“, gefolgt von einem wunderbaren Itamar Freilach aus Israel.
Doch ging der Bezug zur Heimat nie verloren. Vom Trachtenverein d‘Riaser in Oettingen hat Hartmut Betz eine alte Notenhandschrift bekommen. Ein handschriftliches Fundstück aus einem alten Schrank. Die besten Stücke daraus hat die Hofmarkmusik wiederbelebt, unter anderem einen „Schottisch aus Oettingen“und „Schlagfertig“, eine Schnellpolka. Chapeau – so kommt längst vergessenes Kulturgut zu neuer Ehre.
Mit der Hinzunahme eines zweiten Melodieinstruments durch Rita Brunner an der Geige hat sich das spielerische Spektrum des Ensembles deutlich verbessert. Quirlige Melodielinien, filigran und virtuos gespielt von Hartmut Betz (Klarinette) und Rita Brunner (Geige) treten ähnlich einem Zwiegespräch in ständigen Wechsel. Eine Weiterentwicklung, die sich positiv in irischen Reels oder fetzigen Klezmer-Stücken niederschlägt. Die mitreißend gespielte „Drowsy Maggie“von Rita Brunner – wohl eine der bekanntesten irischen Melodien – quittierten die Zuhörer mit lautem Sonderapplaus. Doch auch die Rhythmusfraktion scheint an diesem Abend bestens aufgelegt zu sein. Erich Hofgärtner am diatonischen Hackbrett und Hannes Schmauch am Kontrabass meistern souverän alle schwierigen Hürden, sei es bei einem ungewöhnlichen 7/8-Takt oder ständig wechselnde Rhythmusfiguren in halsbrecherischen Freilachs. Sprudelnd, perlend und immer für ein Solo zu haben sind die Markenzeichen von Angela Hofgärtner an der Harfe. Sie bringt die Harmonien in die Musik, und ihre einfühlsame Spielweise geht auch schon mal unter die Haut. „Servus Europa“ist eine absolut gelungene Symbiose aus heimatlichen Klängen und selten gehörten Tönen aus der europäischen Nachbarschaft. Bestens arrangiert, professionell eingespielt und eine wohlüberlegte Auswahl der Stücke nehmen den Hörer mit auf eine spannende Reise quer durch das musikalische Europa, vom hohen Norden bis weit in den tiefen Süden. Eine bemerkenswerte CD, eingespielt von einem bemerkenswerten Ensemble.