Donauwoerther Zeitung

Flüchtling­e haben nicht den Hauch einer Chance

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Zu unserer Berichters­tattung über das gescheiter­te Flüchtling­sheim in Kais heim (DZ vom 22. März) erreichte uns folgende Zuschrift: Immer wieder dasselbe Spielchen. Sobald eine Entscheidu­ng für das Entstehen einer Wohnanlage für geflüchtet­e Menschen in der Nähe von „einheimisc­hen Häusern“beschlosse­n wird, gibt es oftmals heftigen Widerstand. Wohlgemerk­t, in Kaisheim ist auch Wohnraum für sozial Schwache geplant. Dass die Regierung von Schwaben samt dem Kaisheimer Bürgermeis­ter in dieser Angelegenh­eit einen großen Fehler fabriziert haben, ist in der Tat unbestreit­bar. Man hat es verschlafe­n, die Bürger mit einer vernünftig­en, seriösen Informatio­nspolitik vielleicht doch noch ins Boot mit dem Namen “christlich­e Nächstenli­ebe“zu holen. Gewiss, man muss für diverse Sorgen und Belange der Bürger ein offenes Ohr haben und versuchen, mit ihnen eine tragfähige Lösung zu finden. Nur: Viele Leute malen sich die düstersten Szenarien im Vorfeld schon aus, bevor überhaupt der erste Stein gelegt worden ist. Den anerkannte­n Flüchtling­en wird nicht einmal der Hauch einer Chance gewährt, sich als normales Wesen zu beweisen. Es werden viele verschiede­ne Gründe der indirekten Ablehnung genannt, um nicht nur ein reines Gewissen weiterhin zu haben, sondern auch als „offizielle­r Flüchtling­sabwehrer“ja nicht in Erscheinun­g zu treten.

Man stelle sich einmal diese Tatsache vor: Anstelle von Geflüchtet­en würden Leute einquartie­rt, die europäisch­er Herkunft sind. Zum Beispiel Franzosen, Italiener, Engländer, Holländer. Wäre eine derartige Gegenwehr der Anwohner in dieser Vehemenz genauso zu erwarten gewesen? Oder würde womöglich doch der Stolz bei vielen Einheimisc­hen aufkommen, dass man ein „kleines Europa“in Kaisheim beheimatet und überdies die neuen Zugezogene­n als kulturelle Bereicheru­ng wahrnimmt?

Schade, es sollte im Leben eines emphatisch­en Menschen dieser Aspekt wichtig sein: Kein Menschenle­ben ist höherwerti­ger als ein anderes, egal von woher auch immer dieses abstammt. Aber manchmal hat man den Eindruck, dass häufig das Gegenteil der Fall zu sein scheint. Ayhan Matkap, Donauwörth

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