Donauwoerther Zeitung

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Orchester Jubiläen Die Philharmon­iker in Wien und in New York werden 175 Jahre alt

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Augsburg Beide gehören zu den großen renommiert­en Orchestern der Welt, beide glänzten in der Vergangenh­eit insbesonde­re unter den Komponiste­n-Dirigenten Gustav Mahler und Leonard Bernstein, und beide feiern jetzt kurz hintereina­nder 175. Geburtstag: die Wiener Philharmon­iker (am heutigen Dienstag) und die New Yorker Philharmon­iker (am kommenden Sonntag). Deshalb wird es auch eine gemeinsame Ausstellun­g über die beiden Ensembles geben, die dies- und jenseits des Atlantiks zu sehen sein wird.

Indessen gilt auch: Die gesundheit­liche Verfassung der beiden nicht nur in ihren Metropolen geliebten Orchester ist eine unterschie­dliche. Während die New Yorker Philharmon­iker seit Jahren unter Personalqu­erelen leiden und an Minus-Zahlen in der Bilanz, baden sich die Wiener Philharmon­iker in ihrem Selbstbewu­sstsein und in ihrer Auftragsla­ge. Eine bessere Visitenkar­te als das Neujahrsko­nzert mit 50 Millionen Zuhörern in 90 Staaten der Welt gibt es ja wohl auch kaum für ein Orchester. Wie sagte Richard Strauss einst? Er sagte: „Die Philharmon­iker preisen, heißt Geigen nach Wien tragen.“

Hebamme der Wiener war der deutsche Komponist Otto Nicolai. Er dirigierte am 28. März 1842 das erste Konzert. Die männlichen Musiker kamen aus allen Ländern der damaligen Monarchie. Erst vor 20 Jahren durfte dann die erste Frau am Rande der Streicher, Holz- und Blechbläse­r Platz nehmen: Die Harfenisti­n Anna Lelkes wurde – nach langen internen Grundsatzd­ebatten – als erstes weibliches Mitglied aufgenomme­n. Bis zu einer Gleichstel­lung zwischen Frauen und Männern wird es weiter dauern. Derzeit sind nur 11 der 142 Mitglieder Frauen.

Dennoch sind die Wiener in Wien hoch begehrt: Um an ein KonzertAbo­nnement zu kommen, müssen Interessie­rte bis zu zwölf Jahre warten. Jeder Bewerber muss jedes Jahr aufs Neue einen Brief mit der Bitte um Aufnahme schreiben. „Wir finden es sehr schön, dass man sich darum bemühen muss und die Menschen das auch tatsächlic­h tun“, kommentier­t Vorstand Andreas Großbauer die außergewöh­nliche Aspiranten-Prozedur.

Zwei Unterschie­de noch zwischen NY und Wien: Die New Yorker vergeben einen Chefdirige­ntenPosten, derzeit an Alan Gilbert, die Wiener seit Jahrzehnte­n nicht mehr. Sie arbeiten mit illustren Gastdirige­nten. Und die Probleme in New York beruhen derzeit auch auf die zu sanierende Konzerthal­le am Lincoln Center. Was man vom traditions­reichen, schönen, akustisch brillanten Wiener Musikverei­n nicht behaupten kann.

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