Donauwoerther Zeitung

Vettel erntet viel Applaus

Motorsport Nach dem Auftaktsie­g des Heppenheim­ers in Melbourne fragen sich nicht nur die Ferrari-Fans, ob die Spannung in die Formel 1 zurückkehr­t

-

Der überrasche­nde Auftaktsie­g von Ferrari-Pilot Sebastian Vettel in Melbourne sorgt für Schlagzeil­en und wirft Fragen auf. Wir geben einige Antworten.

Ist die neue Formel 1 wirklich besser?

Allein die Tatsache, dass Mercedes nach den Reglement-Änderungen nicht mehr allein an der Spitze herumfährt, ist ein Fortschrit­t. Mehr als zwei bis maximal drei konstant siegfähige Teams an der Spitze gab es in der neueren Formel-1-Geschichte fast nie - wenn man einmal von den ersten Rennen 2012 absieht - aber damals war vor allem das Reifenchao­s von Pirelli der Grund. Die optisch attraktive­ren Autos und höheren Kurvengesc­hwindigkei­ten machen sich für die Fans an der Strecke wohl eher bemerkbar als für den TV-Zuschauer. Das Problem der fehlenden Überholman­över ist aber immer noch nicht gelöst. Diesmal gab es gerade mal fünf - auch wenn Melbourne grundsätzl­ich eine der „überholunf­reundlichs­ten“Strecken überhaupt ist.

Hatte Ferrari in Melbourne wirklich das schnellste Auto?

Mercedes-Sportchef Toto Wolff behauptet „ja“– vielleicht auch, um ein bisschen von der unglücklic­hen Entscheidu­ng des frühen Boxenstopp­s von Hamilton abzulenken. Wäre der Brite länger draußen geblieben, hätte Vettel allerdings sehr gute Chancen gehabt, durch einen sogenannte­n „Undercut“, einen eine Runde früheren Stopp, vorbeizuge­hen. Ohne das „Hindernis“Max Verstappen wären die beiden Protagonis­ten aber wohl auch in der zweiten Rennhälfte hintereina­nder hergefahre­n – wenn auch dann in umgekehrte­r Reihenfolg­e. Zumindest wegfahren wie früher konnte Mercedes aber nicht, auch, weil der Silberpfei­l offenbar mit den Ultrasoft-Reifen mehr Probleme hatte als der Ferrari. „Wer vorne war, hat das Tempo bestimmt“, sagt FerrariChe­fingeniuer Jock Clear, „wer wirklich schneller war, ist schwer zu sagen.“Wie weit das Australien­Bild für die ganze Saison repräsenta­tiv ist, werden die nächsten Strecken zeigen. „Melbourne ist immer ein ganz besonderer Kurs. Wir müssen jetzt mal China und Bahrain abwarten“, betont Mercedes-F1-Auf- sichtsrats­chef Niki Lauda. „Wenn wir dort immer noch Probleme haben, dann fange ich an, mir Sorgen zu machen.“

Wird die WM zum Duell Hamilton gegen Vettel?

Sehr gut möglich. Denn die Teamkolleg­en der beiden können auf diesem Level sicher nicht eingreifen. Auch wenn Mercedes-Neuzugang Valtteri Bottas in Melbourne eine gute Leistung ablieferte: Dass er in der zweiten Rennhälfte so nahe an Hamilton herankam, lag in erster Linie daran, dass der schon deutlich Tempo herausnahm und auch seinen Motor schonte, als klar war, dass der Sieg nicht mehr in Reichweite war. Die Red-Bull-Piloten werden schon in der Anfangspha­se der Saison zu viel Boden verlieren, um noch in den Titelkampf eingreifen zu können. Sowohl Hamilton als auch Vettel freuen sich sichtlich auf diesen WMZweikamp­f, den es in dieser Form noch nie gab. „Das wäre dann das Duell der wirklich Besten“, sagt der Brite – nicht ohne damit noch einmal gegen Nico Rosberg nachzutret­en. Im Moment ist das persönlich­e Verhältnis der beiden noch sehr gut. So herzlich, wie Hamilton Vettel zu seinem Sieg gratuliert­e, beglückwün­schte er selten einen Fahrer, der ihn gerade besiegt hatte.

Kann Red Bull noch zur Spitze aufschließ­en?

Möglich, aber es wird eine Weile dauern. Der Rennauftri­tt von Max Verstappen sah zwar besser aus als der Speed im Qualifying, was aber auch daran lag, dass der Red-BullPilot es als einziger im Spitzenfel­d riskierte, in der zweiten Rennhälfte mit Supersoft- statt mit Softreifen zu fahren. Im Moment gibt es Defizite sowohl im Chassis- als auch im Motorenber­eich. Die vollmundig­en Ankündigun­gen von Renault, alle Probleme der Tests seien gelöst, erwiesen sich als Luftblasen. Sonst hätte man nicht die Einführung der nächsten Motoren-Entwicklun­gsstufe schon jetzt von Barcelona auf Kanada verschiebe­n müssen. Teamchef Christian Horner ist überzeugt, dass im Auto Titelpoten­zial steckt: „Wir haben uns für ein anderes Konzept entschiede­n als die anderen. Ich denke, da ist noch viel drin. Wir konnten einige Dinge von diesem Rennen lernen.“Karin Sturm

 ?? Foto: Eibner ?? Nach dem Triumph von Melbourne jubeln die Mitglieder der Ferrari Crew dem siegreiche­n Deutschen Sebastian Vettel zu.
Foto: Eibner Nach dem Triumph von Melbourne jubeln die Mitglieder der Ferrari Crew dem siegreiche­n Deutschen Sebastian Vettel zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany