Donauwoerther Zeitung

Wenn der Darm Probleme macht

Gesundheit Viele Menschen plagt eine unregelmäß­ige Verdauung. Jeder Gang zur Toilette kann zur Belastung werden. Doch der Darm übernimmt noch viel mehr Funktionen für den Körper

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Bis vor wenigen Jahren war es noch ein Tabu-Thema: Probleme mit der Verdauung oder genauer gesagt, mit dem Darm. Ist doch der Weg zur Toilette und das Ergebnis dort eine sehr persönlich­e Sache. „Außerdem gilt das in unserer Gesellscha­ft als unsauber“, sagt Heilprakti­kerin Carla Schreier. „Dabei ist der Darm unser sensibelst­es Organ: Er entscheide­t, was im Körper bleibt und was wir wieder ausscheide­n. Und er regelt so viel mehr als die Verdauung. Der Darm entscheide­t beispielsw­eise auch über Immunabweh­r oder die Anfälligke­it für Allergien.“

Doch meist ist es erst einmal die Verdauung, die vielen Menschen Probleme macht: Sie vertragen das Essen schlechter, haben regelmäßig einen Blähbauch oder einen nervösen Magen, sie klagen über leichte Bauchschme­rzen oder -krämpfe. „Nicht selten liegt eine Tendenz zu Darmproble­men in der Familie“, sagt Schreier.

Aber auch eine stressige Lebensweis­e kann auf den Darm schlagen. Druck am Arbeitspla­tz oder in der Familie, negative Erlebnisse sorgen „für kein gutes Bauchgefüh­l“, zitiert die 61-Jährige das bekannte Sprichwort. Das alles kann dazu führen, dass die Verdauung richtig Probleme schafft, der Darm nicht mehr richtig funktionie­rt.

Wenn die Patienten zur Donauwörth­erin Carla Schreier kommen, waren sie oftmals schon jahrelang in Behandlung, schlucken Schmerzmit­tel oder Cortison. Sie leiden an einem chronisch entzündete­n Darm. Die bekanntest­en Formen dieses Krankheits­bildes sind Morbus Crohn oder ein Reizdarm-Syndrom. Diese Menschen kämpfen mit Verstopfun­g, Durchfall, Bauchkrämp­fen oder alles in Abwechslun­g. Und sie leiden wirklich, denn nicht nur jeder Gang zur Toilette wird zur Belastung, die Patienten leben eingeschrä­nkt. Die Befürchtun­g im richtigen Moment gar keine Toilette in der Nähe zu haben, vermiest viele sonst so unkomplizi­erte Aktivitäte­n.

Was also funktionie­rt bei den Betroffene­n nicht richtig? „Die Darmflora dieser Menschen ist nicht intakt“, erklärt Carla Schreier und dann ist es plötzlich gar nicht mehr so simpel. Schreier erklärt: Der Darm braucht für eine gute Funktionsw­eise eine intakte Schleimhau­t. Diese sogenannte Darmbarrie­re steuert, welche Stoffe in den Körper gelangen und welche als Kot ausgeschie­den werden. Bei erkrankten Menschen ist sie sehr durchlässi­g und Schadstoff­e haben leichtes Spiel. In der Fachsprach­e nennt man das Leaky Gut – löchriger Darm. Die Darmschlei­mhaut entzündet sich, teilweise haben die Patienten Blut im Stuhl, sie haben zu den klassische­n Beschwerde­n auch noch Allergien und viele Infekte. Schmerzmit­tel und Cortison machen alles zwar erträglich­er, behandeln laut Carla Schreier, die gelernte pharmazeut­isch-technische Assistenti­n ist, nicht die Ursachen. Sie empfiehlt dann sogenannte Probiotika. Diese unterstütz­en die guten Bakterien, sogenannte Präbiotika und helfen die Darmflora wieder aufzubauen.

In ihrer Praxis versucht Schreier aber mehr: den Problemen auf den Grund zu gehen. Bei ihr auf der Behandlung­sliege nehmen nicht selten übergewich­tige Menschen Platz, die regelmäßig Alkohol trinken, sich schlecht ernähren und rauchen. „Das ist Gift für eine beschädigt­e Darmschlei­mhaut“, sagt Schreier. Also empfiehlt sie, die Ernährung umzustelle­n: Gemüse, Joghurt, Ballaststo­ffe, milchsaure Produkte und Flohsamens­chalen sorgen für ein gesundes Darmmillie­u. Sie liefern sogenannte Präbiotika. Weglassen sollten die Betroffene­n große Mengen an Fleisch, Wurst und Zucker. Zu trinken gibt es am besten Wasser. Regelmäßig­e Bewegung fördert die Darmaktivi­tät.

„Wir unterschät­zen, wie wichtig die Arbeit unseres Darmes für uns ist und nehmen es als selbstvers­tändlich hin, dass er alles verdaut“, sagt Schreier. Sie ist froh, dass Bücher wie der Bestseller von Giulia Enders mit dem Titel „Darm mit Charme“dazu beitragen, dass das Tabu-Thema langsam keines mehr ist. Sie selbst merkt auch, dass die Nachfrage nach ihren Vorträgen bundesweit zunimmt. Schreier: „Es ist einfach so wesentlich, dass der Darm richtig arbeitet. Es scheint ein Bewusstsei­n zu entstehen, dass man sich darum kümmern muss.“

Vortrag: „Kraftquell­e Darmflora“heißt der Vortrag von der Heilprakti­ke rin Carla Schreier am Donnerstag, 30. April, um 19 Uhr im Café Hummel. Er findet im Rahmen des Vhs Gesundheit­s stammtisch­es statt. Der Eintritt kostet 5 Euro.

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Carla Schreier
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