Späte, aber richtige Einsicht
In der Tat ist das Resümee von Karl Auinger nicht von der Hand zu weisen – es zeugt von diplomatischer Verbindlichkeit, wenn der Schulleiter des Gymnasiums Donauwörth sagt: „Im Nachhinein ist man immer schlauer.“Der Satz stimmt. Und trotzdem muss es sich die Staatsregierung durchaus gefallen lassen, dass die Einführung des G 8 als bildungspolitischer Fehler bezeichnet wird. Tatsächlich war das G8 ein unreflektierter Schritt in die falsche Richtung: Im Zuge einer schier panischen Angst, im globalen Vergleich möglicherweise zu schlecht dazustehen, wurde das achtjährige Gymnasium gegen den Elternwillen hastig durchgedrückt. Schnelligkeit ist indes nicht alles, schon gar nicht in der Bildung. Die braucht nun mal ihre Zeit.
Das hätte man bereits 2003/ 04 wissen können. Die Eltern, die damals auf die Barrikaden gingen und die bis heute gegen das G 8 kämpften, sie hatten letztlich recht. Und ihnen darf zu einem Sieg gratuliert werden. In Donauwörth ist man präpariert, das Gymnasium stellt sich fest darauf ein, dass die künftigen Fünftklässler ab diesem Herbst bereits wieder im G-9-Modus unterrichtet werden. Will heißen: Die verpflichtenden Unterrichtseinheiten werden ab kommendem Herbst in den fünften Klassen aller Wahrscheinlichkeit nach – wie gesagt: München muss erst beschließen – entfallen. Es bleibt mehr Zeit für das Engagement in Vereinen, Jugendgruppen, Kirche und Co. Der Wermutstropfen: Alle, die aktuell bereits das Gymnasium besuchen, werden noch den umstrittenen G-8-Modus durchlaufen müssen. Dennoch: Der Staatsregierung ist hoch anzurechnen, dass sie umschwenkt. Sie hätte es aus purem Stolz auch anders halten können.
Natürlich ist da politisches Kalkül dabei – im Hinblick auf die kommenden Landtags- aber auch auf die Bundestagswahlen will man jene Unzufriedenheit der Eltern vom Tisch bekommen. Doch trotz allen Taktierens darf man festhalten: Es gehört Größe dazu, einen solchen Fehler einzugestehen – und ihn wieder gutmachen zu wollen.
Insofern darf man im Sinne der Schüler und ihrer Eltern hoffen, dass die Abstimmungen für das G 9 ab dieser Woche in München nurmehr eine Formsache sind. Denn Bildung braucht Zeit, Reife und Einsicht. Und besser Letztere kommt spät als nie.