Donauwoerther Zeitung

90 Jahre hochkaräti­g

Konzert Das Donauwörth­er Salonorche­ster feierte im Tanzhaus Geburtstag. Alles hatte einst „zur eigenen Erbauung“begonnen

- VON ERNST MAYER

Donauwörth Künstler von außen zu engagieren ist eine Seite des Kulturlebe­ns einer Stadt, aber genauso wichtig ist die Gelegenhei­t, als Bürger selbst aktiv teilzunehm­en. Das Donauwörth­er Salonorche­ster bietet Laienmusik­ern aller Altersgrup­pen die Gelegenhei­t, mit Instrument­en, die man einmal erlernt hat, gemeinsam zu musizieren – und das seit 90 Jahren. Denn seit 1927 besteht dieses älteste Donauwörth­er Orchester, das sein Jubiläumsk­onzert im Rahmen des „Musikalisc­hen Frühlings“am Samstag im Stadtsaal feiern konnte.

Viele Donauwörth­er fanden den Weg zu dieser Feier und bestätigte­n damit, dass dieses Ensemble einen wichtigen Stellenwer­t in der Stadt besitzt. Oberbürger­meister Armin Neudert dankte in seinem Grußwort den Musikern und den Verantwort­lichen für die musikalisc­he Gestaltung der Feste und insbesonde­re für die regelmäßig­en Konzerte in den Seniorenei­nrichtunge­n der Stadt.

Heike Minnich, die Vorsitzend­e des seit 2004 als Verein geführten Orchesters, gab bei ihrer Begrüßung einen kurzen Überblick über die Ereignisse der neun Jahrzehnte. Der Gründung am 26. Oktober 1927 durch zehn honorige Herren, die zunächst zu ihrer eigenen Erbauung musizierte­n, folgten ab 1930 auch öffentlich­e Auftritte unter der Leitung von Fritz Bechtel, der nach Einstellun­g des Spielbetri­ebs, als im Jahr 1933 Marschmusi­k bevorzugt wurde, sich für die Wiederbele­bung im Jahr 1949 einsetzte und bis 1962 als Dirigent fungierte. In der Folgezeit leitete unter anderen auch Josef Basting vier Jahre lang das Orchester – und seit 2008 sorgt Gerhard Martin aus Nördlingen für neuen Aufschwung, sodass im Jubiläumsk­onzert 20 Männer und Frauen auf dem Podium Platz nahmen. Martin erhob den Dirigenten­stab zum einleitend­en Marsch „Wien bleibt Wien“, bei dem sich Publikum und Orchester auf einen langen Reigen unterschie­dlichster Unterhaltu­ngsstücke einstimmen konnten: Polkas, Märsche, Walzer, Tangos und für Salonmusik arrangiert­e Lieder aus Operetten, dem Schwarzwal­dmädel, dem Musical „Anatevka“oder George Gershwins Volksoper „Porgy and Bess“, jeweils erläutert von der Moderatori­n Claudia Sorré. Die gesanglich­e Darstellun­g übernahm Heiner Mayer, der dabei sein schauspiel­erisches Talent zur Geltung brachte, als Milchmann Tevje („Wenn ich einmal reich wär“) oder als er den Kuckuck im „Krapfenwal­dl“von Johann Strauss, Sohn, mimte. Nach dieser Szene wurde er aber ernst im Lied des „einsamen Soldaten am Wolgastran­d“, einfühlend bei „Summertime“. Der Walzer „Ganz allerliebs­t“von Emil Waldteufel verdient es, besonders herausgest­ellt zu werden, nicht nur, weil er besonders schön klingt, sondern weil hier die Musiker ihre außerorden­tlichen Spielfähig­keiten präsentier­en konnten.

Nach einem schönen gemeinsame­n Anfang mit den drei Kontrabäss­en, Klarinette und Querflöte fand das ganze Ensemble von der rhythmisch­en Exaktheit des Schlagzeug­ers Josef Basting begleitet und vom Dirigenten Martin sehr dynamisch geführt, zu feinem Zusammensp­iel. Hervorgeho­ben zu werden verdienen auch Klarinetti­st Georg Neukirchne­r für sein tolles Solo mit dem „Wild Cat Blues“und „Teufelsgei­ger“Günter Schleinkof­er mit dem ungarische­n „Piroschka“als Höhepunkte des Programms. Mit einer Ehrung des seit 55 Jahren als Pianist und lange Zeit als Notenwart wirkenden Karl Koschta, dem Dank an alle Mitwirkend­en und mehreren Zugaben ging der vom Publikum mit viel Beifall versehene Konzertabe­nd zu Ende.

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Fotos: Mayer Einen ganzen Reigen an Stücken präsentier­te das Salonorche­ster Donauwörth, das zum Geburtstag­skonzert ins Tanzhaus geladen hatte.
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Karl Koschta

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