Koalition streitet über Teilzeit
Nahles wirft Union Wortbruch vor
Berlin Im Streit um ein neues Rückkehrrecht der Arbeitnehmer aus Teilzeit in einen alten Vollzeitjob hat SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles der Union die Missachtung des Koalitionsvertrags vorgeworfen. Scheitert das Vorhaben, wäre dies „das erste Mal, dass es einen aktiven Bruch mit dieser Vereinbarung gibt“, sagte Nahles nach einem Treffen mit dem Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Ihrem Entwurf nach sollen Arbeitnehmer das Recht erhalten, Teilzeit-Verträge befristet abzuschließen, um danach wieder Vollzeit arbeiten zu können.
Teilzeitarbeit wird für viele Frauen zum Hindernis in ihrer Karriere. Durch kürzere Arbeitszeiten werden sie seltener befördert und gelangen schwerer in eine Führungsposition. Zwei Drittel aller Mütter arbeiten laut Statistischem Bundesamt Teilzeit. Im Gegensatz dazu ist durchschnittlich nur einer von 20 Vätern in Teilzeit beschäftigt.
Nahles zeigte sich offen für weitere Verhandlungen: „Ich bin gesprächsbereit.“Eine Verständigung müsse aber bald kommen, da die Zeit sonst bis zur Bundestagswahl im Herbst zu knapp werde. Die Arbeitsministerin fordert die befristeten Teilzeit-Verträge für Unternehmen ab 15 Beschäftigten. Aus der Union kam die Forderung, die Schwelle bei 200 Beschäftigten festzulegen.
Der Arbeitgeberverband betonte, 90 Prozent aller Arbeitnehmer seien mit ihrer Arbeitszeit zufrieden. Ungewollte Teilzeit liege häufig nicht am Arbeitgeber, sondern etwa an fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Ein Recht auf Vollzeit berücksichtige zudem keine betrieblichen Zwänge. „Mehr Arbeit im Betrieb gibt es nicht, wenn es ein Gesetz verordnet, sondern wenn mehr Aufträge kommen“, wandten die Arbeitgeber ein.