Wann schafft der Dax den neuen Rekord?
Börse Dass der Kurs immer weiter steigt, hat aus der Sicht eines Experten vier Gründe. Was Anleger nun machen können
Augsburg Seit vergangener Woche deutet sich an, dass der Dax auf einen neuen Rekordwert klettert. Doch kurz bevor er ein neues Allzeithoch erreichte, kehrte er gestern um. Folgt man der Argumentation der Händler, liegt das vor allem daran, dass Anleger das erste Treffen des US-Präsidenten Donald Trump mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping abwarten wollen. Für Ingo Schweitzer, Vorstandsvorsitzender der Anceka Vermögensbetreuung in Kaufbeuren, gibt es noch einen anderen Grund: Viele Großinvestoren kauften bis Ende März Aktien, um ihre Bilanzen aufzubessern. Daher der Anstieg, doch das ist nun vorbei. „Die Großinvestoren sind positioniert“, sagt er.
Tatsächlich ist der Dax seit Jahresbeginn nahezu ungebremst. „Wir werden dieses Jahr auch noch ein neues Allzeithoch haben“, nimmt Schweizer an – das letzte erreichte der Dax im April 2015 mit 12390 Zählern. Gestern schloss er mit 12264 Punkten.
Nach Ansicht von Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, hat der stetige Anstieg des Dax mehrere Gründe. Zum einen machen niedrige Zinsen Sparbücher oder Staatsanleihen uninteressant. „Ein gewisser Zufluss für die Aktienmärkte ist schon alleine dadurch begründet, dass die Alternative fehlt“, sagt er. Dazu kommt zweitens, dass die Dividendenrendite im Vergleich zum Sparzins relativ hoch ist. Bei den 30 Aktiengesellschaften, die im Dax vertreten sind, beträgt sie dieses Jahr 2,8 Prozent. „Und der Dax ist kein dividendenintensiver Index“, sagt Halver. Schweitzer warnt davor, die Dividende mit Zinserträgen zu vergleichen. Das Risiko, das hinter dem Ertrag stecke, sei ein anderes.
Für Halver ist der dritte Grund für den Erfolg des Leitindex, dass die Angst vor Trumps HandelsProtektionismus bei deutschen Unternehmen nachlasse. Auch die Angst vor europafeindlichen Parteien habe nach der Wahl in den Niederlanden abgenommen. Bleibt die Frage, wie es weitergehen wird.
Für den Kaufbeurer Vermögensberater Schweitzer ist die Wahl in Frankreich der nächste kritische Punkt. Er rechnet damit, dass der Dax bis zur Wahl am 23. April erst sinke. Auch Halver hat eine klare, wenn auch gegenteilige Meinung. Zunächst werde der Index weiter steigen, weil die Bedingungen gut seien. „Einen wirklichen Einbruch würden wir nur dann erleben, wenn die europäischen Notenbanken ihre Zinsen anhöben. Und das wird nicht passieren. Das wäre die letzte Ölung für die europäische Wirtschaft.“Seine Schlussfolgerung: Die Zinsen bleiben niedrig, der Dax hoch.
Für Anleger bedeutet das erst einmal nicht allzu viel, sagt Anke Puzicha von der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn Prognosen seien ungenau. „Wie es wirklich kommt, wissen wir immer erst hinterher“, sagt die Finanzexpertin. Deshalb rät sie Anlegern, ihre Entscheidungen nicht von äußeren Einflüssen wie dem Stand des Dax leiten zu lassen. Eine Investition in Aktien empfiehlt sie nur, wenn man das Geld nicht sofort wieder brauche. Das sagt auch Heinz Landwehr, Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest. Zehn Jahre sollte man die Wertpapiere mindestens behalten, meint er. Für deutsche Anleger spiele der Dax eine große Rolle. Wie eine Untersuchung von Finanztest zeigt, haben die meisten Deutschen auch überwiegend deutsche Aktien im Depot. Landwehr sagt, dass deren Anteil im Aktienportfolio höchstens zehn bis 20 Prozent betragen solle. Stattdessen sollten Anleger weltweit investieren, um nicht nur vom deutschen Markt abhängig zu sein.
Wer jetzt Geld in Wertpapieren anlegen möchte, dem empfehlen die Experten Fondssparpläne, also einen festen, monatlichen Betrag für den Kauf von Aktien. Deren Wert bleibe erhalten, selbst wenn der Index falle, da man dann für den gleichen Betrag mehrere Aktien bekomme. Finanzexpertin Puzicha empfiehlt sogenannte ETF-Fonds, die sich an Aktienindizes wie dem Dax orientieren. „Die sind nur den allgemeinen Schwankungen der Märkte unterworfen. Es gibt also kein weiteres Risiko – etwa durch Managemententscheidungen“, sagt sie. Dazu komme, dass sie meist relativ günstig sind. Chefredakteur Landwehr rät, auf einen weltweiten Index zu setzen. Und er gibt Sparern noch einen Tipp: Vergleichen lohnt sich. Statt den Sparplan bei der Hausbank abzuschließen, solle man die Konditionen verschiedener Anbieter gegenüberstellen. Diese unterschieden sich häufig sehr.