Hoffenheim zeigt mehr Biss
Fußball Bundesliga Das Team von Trainer Nagelsmann fügt den Münchner in dieser Spielzeit die zweite Niederlage zu. Bayern offenbart vor Spielen gegen Dortmund und Madrid Schwächen
Sinsheim Mit fulminantem Fußball hat 1899 Hoffenheim den FC Bayern München zu Fall gebracht und eine Woche vor dem ChampionsLeague-Kracher gegen Real Madrid einige Schwachstellen beim Rekordmeister aufgedeckt. Die Mannschaft von Jungtrainer Julian Nagelsmann fügte dem Bundesliga-Spitzenreiter am Dienstagabend beim 1:0 (1:0) die zweite Saisonniederlage zu. Der herausragende Kramaric krönte in der 21. Minute mit seinem elften Saisontreffer den Gala-Auftritt des Tabellendritten. Damit hält die TSG weiter Kurs auf ihre erste Teilnahme in der Königsklasse. „Ich habe vor dem Spiel gesagt, ein Unentschieden würde mich zufrieden machen. Der Sieg ist jetzt unfassbar. Das war ein großer Schritt Richtung Europa“, sagte Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. Und Trainer Nagelsmann ergänzte: „Ein Sieg gegen die Bayern tut immer gut. Unser Vertrauen steigt natürlich. Wir haben mutig Fußball gespielt.“
Vor 30 150 Zuschauern in der ausverkauften Sinsheimer RheinNeckar-Arena blieben die Kraichgauer zu Hause ungeschlagen und feierten im 18. Anlauf den ersten Sieg im Oberhaus gegen die Münchener. Nach 27 Spielen haben die Bayern aber immer noch 13 Punkte Vorsprung auf Verfolger RB Leipzig, der an diesem Mittwoch in Mainz gastiert.
Im Duell zwischen dem TrainerRoutinier Carlo Ancelotti, 57, und dem erst 29 Jahre alten Bayern-Fan Nagelsmann ließ der Italiener die Weltmeister Lahm und Boateng sowie Ribéry zunächst auf der Bank. Die verletzten Nationalspieler Neuer und Müller sowie Thiago hatte Ancelotti gut eine Woche vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid ohnehin nicht mitgenommen.
Die eingesetzten Edelreservisten Coman und Sanches kamen kaum zum Zug, da die Hoffenheimer wie von Nagelsmann angekündigt mutig angriffen und eine furiose Startphase hinlegten: Zweimal Kramaric und Amiri vergaben in den ersten zehn Minuten dicke Chancen. Als sich die Bayern einigermaßen sortiert zu haben schienen, nutzte der quirlige Kramaric nach einer zu kurzen Kopfballabwehr von Hummels seine Freiheit: Der kroatische Nationalstürmer zog aus gut 20 Metern ab und Neuer-Vertreter Ulreich bekam die Hand nicht mehr richtig an den Ball – 1:0 für die Gastgeber.
Die Münchener kamen im ersten Durchgang oft einen Schritt zu spät gegen ungemein spritzige und spielstarke Hoffenheimer. So schimpfte Torjäger Lewandowski nach so manchem missglückten Angriff des Tabellenführers vor sich hin. In der rasanten Partie rettete dann Ulreich mit einem Reflex, als Demirbay (41.) nach einem Kramaric-Pass frei vor ihm auftauchte. Kurz vor der Pause brachte dann Lewandowski die TSG mal in Schwierigkeiten, bugsierte den Ball aber nur an die Latte.
Nach dem Wechsel waren die Bayern am Drücker: Lewandowski (55.) und Coman (60.) hatten den Ausgleich auf dem Fuß. Die Hoffenheimer konnten nicht mehr an das Tempospiel der ersten 45 Minuten anknüpfen, obwohl Nagelsmann mit Schwegler und Szalai frische Kräfte brachte. Eine überzeugende Partie gegen ihren künftigen Arbeitgeber boten die Nationalspieler Rudy und Süle. Der auffälligste der „Nagelsmänner“aber blieb Kramaric, der in der 67. Minute frei vor Ulreich das 2:0 knapp verpasste.
Mit der Hereinnahme Ribérys wuchs der Druck der Gäste. Der Franzose schoss in der 73. Minute knapp am TSG-Gehäuse vorbei. Der Tabellenführer rannte in der Schlussphase zwar entschlossen an, konnte die zweite Saisonniederlage nach dem 0:1 bei Borussia Dortmund am 11. Spieltag aber nicht mehr abwenden.