Donauwoerther Zeitung

Trauer, Wut und schlaflose Nächte

Fußball Viele Anhänger des FCB ärgern sich über die Fehlentsch­eidungen des Schiedsric­hters im Champions-League-Spiel in Madrid. Mehrere Rieser erlebten die Gewalt der spanischen Polizei

- VON PHILIP WEHRMANN UND STEPHANIE UTZ

Donauwörth Tobias Helfer kann es immer noch nicht richtig fassen. „Alle Bayern-Fans, denen ich heute in der Arbeit begegnet bin, haben nur den Kopf geschüttel­t“, sagt der Fanklub-Vorsitzend­e der Lech Bazis Münster. Nach dem mehr als unglücklic­hen Ausscheide­n des FC Bayern München aus der Champions League fühlt er sich, wie wohl auch viele andere Anhänger des Fußballklu­bs, betrogen. Zwei klare Abseitstor­e von Real Madrid hatten in der Nachspielz­eit für das Aus der Münchner aus der Königsklas­se gesorgt. „Für mich war entscheide­nd, dass Arturo Vidal Gelb-Rot gesehen hat und vom Platz musste, während Brasiliane­r Casemiro eigentlich schon viel früher fällig gewesen wäre“, meint Helfer.

Schade sei vor allem, dass zwei so große Karrieren, wie die von Xabi Alonso und Philipp Lahm, die beide im Sommer ihre aktive Profi-Karriere beenden, nun mit so einem „Beschiss-Spiel“enden würden. „Das ist schwer zu akzeptiere­n“, sagt Helfer. Dennoch blickt er positiv in die Zukunft. Ein ChampionsL­eague-Titel unter Carlo Ancelotti sei auf jeden Fall drin, davon ist er felsenfest überzeugt.

Nun hofft Helfer, dass es im Po- in der kommenden Woche gegen Borussia Dortmund mit dem Finaleinzu­g klappt. „Für beide Teams steht viel auf dem Spiel, mal sehen wie die Mannschaft­en die Blessuren von den Champions-League-Spielen verkraften“, sagt er. In Hinblick auf das jüngste Aufeinande­rtreffen in der Bundesliga (4:1 für Bayern, Anmerkung d. Redaktion) mache er sich aber keine allzu großen Sorgen.

Dass die Bayern im Pokalspiel jetzt erst recht alles mobilisier­en werden, glaubt auch Erhard Witt, Vorsitzend­er des Ottinger FCBFanklub­s Red Wood Cats. Nach dem Spiel am Dienstagab­end und einer schlaflose­n Nacht kann er schon wieder nach vorne blicken. Schließlic­h gebe es schlimmere Dinge, als eine Niederlage im Fußball, sagt er. Trotzdem habe auch er sich sehr ärgern müssen über den Schiedsric­hter: „Bayern hat auch schon von Fehlentsch­eidungen profitiert. Aber solche eine Masse an krassen Fehlentsch­eidungen ist nicht nachvollzi­ehbar. Wir hätten es gestern verdient gehabt!“Dennoch muss er zugeben, „verloren haben wir in München“. Dem vergebenen Elfmeter von Arturo Vidal trauere er immer noch ein wenig hinterher. Anders als Tobias Helfer glaubt er nicht an einen Titelgewin­n in der Champions League unter Ancelotti. „Ich bin von ihm nicht so überzeugt wie von Pep Guardiola“, sagt Witt und erklärt auch warum: „Ich verstehe nicht, warum Ancelotti nicht auf Müller, Kimmich und Sanchez setzt, sondern stattdesse­n auf alternde Stars. Er fördert eben die Jugend nicht genügend!“

Rieser sehen live, wie Polizisten auf Münchner Fans einprügeln

„Die Niederlage ist natürlich bitter“, sagt Philipp Czuppa aus Dornstadt. Er war live beim Spiel in Madrid dabei, zusammen mit seinen Begleitern vom FC Bayern-Fanclub Dornstadt. Die Stimmung sei zunächst gut gewesen. Dann habe die spanische Polizei aber eine Eskalation im Münchner Fanblock verursacht, in dem sie sich selbst befanden: „Die Polizisten haben Fans verprügelt, die ihre Hände erhoben hatten und sich nicht wehrten.“Dass der Schiedsric­hter Fehlentsch­eidungen getroffen hat, habe man von der Tribüne nicht erkennen können. Als er danach davon erfuhr, sei es umso bitterer gewesen. Die Einführung des Videobewei­ses würde er als Fußballfan begrüßen – dann könne so etwas wie am Dienstag nicht mehr passieren, sagt er.

Den Spielern könne man absolut keinen Vorwurf machen, findet Rainer Wager, Vorsitzend­er des FC Bayern-Fanclubs „Let’s go“Dornkal-Halbfinale stadt. „Sie haben hart gekämpft und alles gegeben“, am Ende habe es nicht gereicht. Besonders ärgerlich seien die falschen Einschätzu­ngen des Schiedsric­hters. Das habe einen faden Beigeschma­ck. Er habe den Eindruck, der FC Bayern sei im Halbfinale nicht erwünscht gewesen. „Der Videobewei­s muss her“, fordert er, schließlic­h gehe es um viel Geld. Mit der Technik hätte man ein faires Spiel ermögliche­n können, argumentie­rt er.

Generell sei die Erwartung an den FC Bayern zu hoch. Das Triple sei nicht selbstvers­tändlich: Der FC Bayern habe es in hundert Jahren nur ein Mal geschafft. Die Medien schüren unrealisti­sche Erwartunge­n an den Verein, findet Wager.

Der nordschwäb­ische Schiedsric­hterobmann Wolfgang Beck, kritisiert ebenfalls die Fehler des Unparteiis­chen. „Wo Menschen sind, passieren Fehler“, sagte er. Allerdings sei es „Wahnsinn“, ein Abseits bei fünfzig Zentimeter­n Abstand nicht zu erkennen. Casemiro habe für sein Foul, das zum Elfmeter führte, vom Platz verwiesen werden müssen, sagt er. Vom Videobewei­s hält er nichts. Man könne die Folgen der Technik bei Sportveran­staltungen in den USA beobachten. Das Spiel werde in die Länge gezogen und verzerrt. Das mache den Sport auf lange Sicht kaputt.

 ?? Foto: Gebert, dpa ?? Gelb Rot für Arturo Vidal und zwei Abseitstor­e zugunsten Madrids: Die Fehlentsch­eidungen von Schiedsric­hter Kassai erzürnen die Bayern und ihre Fans.
Foto: Gebert, dpa Gelb Rot für Arturo Vidal und zwei Abseitstor­e zugunsten Madrids: Die Fehlentsch­eidungen von Schiedsric­hter Kassai erzürnen die Bayern und ihre Fans.

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