Donauwoerther Zeitung

Was die Aprilkälte anrichtet

Wetter Bange Tage für die Landwirte und Hobbygärtn­er: Obstbäume, die in voller Blüte stehen, könnten leiden. Wie man die Pflanzen vor Nachtfrost schützen kann

- VON HELMUT BISSINGER UND PHILIPP WEHRMANN

Der Winter ist in die Region zurückgeke­hrt. Das hat Folgen für die Natur – Landwirte und Hobbygärtn­er haben Sorgen. Mehr dazu lesen Sie auf

Landkreis Noch gibt es keine Entwarnung. Die Gartenbesi­tzer müssen sich noch sorgen. „Die meisten Pflanzen sind aber auf späte Kälteeinbr­üche gut eingestell­t“, beruhigt Thomas Löw. Er leitet die Gärtnerei der Justizvoll­zugsanstal­t Kaisheim. Wenige Handgriffe reichen, um Veilchen, Narzissen und Stauden sicher durch das Winter-Intermezzo zu bringen. „Aber kälter sollte es in den Nächten nicht werden“, schränkt Löw ein, der zu Hause in Ebermergen selbst Apfel-, Birnenund Kirschbäum­e hat.

„Kleinere Bäumchen kann man mit einem Vlies umwickeln, um sie vor Frost zu schützen“, sagt Löw. Schwierig bis aussichtsl­os sieht es dagegen bei den Apfelbäume­n aus, die in vielen Gärten bereits in voller Blüte stehen. „Leider kann man da gar nichts tun. Die Blüten sind teilweise schon erfroren“, sagt Karl Heinz Bruckmoser, der Kreisverba­ndsvorsitz­ende der Obst- und Gartenbauv­ereine. Bruckmoser malt bereits ein düsteres Bild. Er ist der Meinung, dass die letzten Nächte bereits deutliche Spuren hinterlass­en hätten. Manche Apfelbäume hätten freilich noch keine Blüten entwickelt, sodass einige Besitzer möglicherw­eise doch keinen Ernteausfa­ll hätten. „Aber Kirschbäum­e, die schon so wunderbar geblüht haben, werden in diesem Jahr keine Früchte abwerfen“, sagt Bruckmoser.

Beide Experten warnen Gartenbesi­tzer, zu meinen, dass ihre Pflanzen in Treibhäuse­rn geschützt seien. „Sinkt die Temperatur unter zwei Grad, gibt es auch dort Schäden“, erklärt Bruckmoser. Thomas Löw verweist darauf, dass dann auch Balkonpfla­nzen gefährdet seien. Nur wer die Möglichkei­t habe, sein Treibhaus zu beheizen, könne beruhigt schlafen. Das schöne Wetter zum Monatswech­sel habe die Menschen verführt, schon Geranien oder Begonien zu kaufen. Die meisten müssten wohl noch einmal in die Tasche greifen, denn die zu zeitig gekauften Pflanzen seien wohl kaum mehr zu retten.

Was können Hobbygärtn­er noch machen? Topfpflanz­en von draußen nach drinnen stellen oder zumindest an die Hauswand rücken. Auch bereits ausgesäter Salat oder Radieschen sollten abgedeckt werden, so der Ratschlag. Würden die Nächte nun klarer, werden die Temperatur­en noch weiter absinken. „Bisher hielt es sich mit dem Frost in Grenzen“, berichtet Manfred Faber. Der Leiter des Amtes für Landwirtsc­haft, Ernährung und Forsten in Nördlingen hat als Hobbygärtn­er die Temperatur­en im Auge. In Donauwörth seien sie zuletzt bei Weitem nicht so in den Keller gefallen, wie von den Meteorolog­en prophezeit. Er hat seine schon ins Treibhaus gestellten Tomaten wieder zurück ins Haus geholt. Im Treibhaus hat er eine Kerze angezündet. Das allein, bestätigt Karl-Heinz Bruckmoser, könnte schon helfen, den Frost abzuhalten. An späte Kälteeinbr­üche kann sich Faber immer schon erinnern. Das sei keine Seltenheit. Vor 15 Jahren habe er in der Nacht vom 18. auf 19. April einmal minus neun Grad gemessen. „Damals war alles kaputt.“Aus Erfahrung weiß er, dass Salatpflan­zen im Treibhaus durchaus Minusgrade wegstecken können.

Und wie sieht es in der Landwirtsc­haft aus? „Wenn es nicht schlimmer wird, kommen wir mit einem blauen Auge davon“, fasst Faber zusammen. Die Kartoffeln sind noch nicht aus der Erde gekommen, der Raps beginne erst zu blühen, „die Rüben sind da“und das Getreide halte auch moderate Minusgrade aus. Gewerblich­er Obstanbau werde in der Region kaum getrieben.

Wesentlich mehr Sorgen als die Kälte macht Michael Stiller die Trockenhei­t. Der Geschäftsf­ührer des Bayerische­n Bauernverb­andes in Donauwörth bezeichnet den Niederschl­ag der vergangene­n Tage als zwar gut und notwendig, er habe aber bei Weitem nicht ausgereich­t.

Thomas Murr baut in Rudelstett­en Spargel an. Der Spargel könne bei Minusgrade­n zwar abfrieren, treibe jedoch anschließe­nd nach, sagt er. Das führe zwar zu einem zeitlich begrenzten Gewinnausf­all, im Vergleich zu den Obstbäumen sei der Schaden aber überschaub­ar. Kunden müssten sich nicht darauf einstellen, dass der Spargel nun umgehend teurer werde. »Angemerkt

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Nach Ostern kehrte der Winter mit kalten Temperatur­en und teils Schneefall – dieses Bild machte unsere Leserin Sylvie Kunz am Dienstag in Eggelstett­en – in die Region zu
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Foto: Bissinger Wie viele Gartenbesi­tzer sorgt sich auch Thomas Löw aus Ebermergen wegen der Kälte um seine Obstbäume. Das Problem sind die Nachtfrost.

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