Donauwoerther Zeitung

„In diesem Etat gibt es nichts, was überflüssi­g ist“

Stellungna­hmen Warum die Fraktionen von CSU, SPD, BMB/JBU und PWG den Rekord-Haushalt insgesamt trotz mancher Bedenken gutheißen

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Rain Von einer „finanziell soliden Lage der Stadt Rain“sprach Bürgermeis­ter Gerhard Martin, als in der Stadtratss­itzung am Mittwoch der Haushalt 2017 verabschie­det wurde. Der Etat ist erneut geprägt von einer Fülle an Investitio­nen, die „ambitionie­rt, aber alle erforderli­ch sind“. „Wir wollen mit der Entwicklun­g von Industrie- und Gewerbegeb­ieten Arbeitsplä­tze für unsere Bevölkerun­g schaffen“, erklärte Martin. Außerdem geht es um Wohnraum, Bauplätze und die Sanierung der Innenstadt, die mit der Schlossstr­aße einen entscheide­nden Schritt vorankomme­n soll. Es geht um Abwasserbe­seitigung in den Stadtteile­n, um die Modernisie­rung der Kläranlage, um die Dorfgemein­schaftshäu­ser in Mittelstet­ten (Neubau) und in Wallerdorf (Sanierung) und um mehr.

Neben den harten Fakten der Infrastruk­tur drehen sich die Planungen aber auch um kulturelle Angebote, um Feste, um das Hallenbad und um die neue Eisbahn. Lauter Faktoren, die laut Bürgermeis­ter zeigen, wie gut die Stadt aufgestell­t ist. In Sachen Schulen blickt Gerhard Martin ebenso hoffnungsv­oll auf den Neubau des Schulzentr­ums wie auf Neubau und Sanierung der Grundschul­e. „Dieses Verfahren starten wir mit dem Haushalt 2017.“Bis Jahresmitt­e soll ein Planer gefunden sein.

Im Haushalt 2017 sieht der Bürgermeis­ter eine gut durchdacht­e Weichenste­llung, um auch für die Zukunft gerüstet zu sein. Martin: „Wir verkaufen nicht unser Tafelsilbe­r, um irgendwelc­he Dinge zu finanziere­n, sondern schaffen Voraussetz­ungen, um unseren Bürgern etwas Vernünftig­es zu bieten und um uns im Wettbewerb mit anderen Kommunen zu behaupten.“

Von Mut und kontrollie­rbarem Risiko sprach Zweiter Bürgermeis­ter Leo Meier für die CSU-Fraktion angesichts des Rekordetat­s. Die notwendige­n Investitio­nen sind nach seinen Worten „unglaublic­h anspruchsv­olle Ausgaben“, doch weder im Verwaltung­s-, noch im Vermögensh­aushalt seien Möglichkei­ten zur Einsparung erkennbar. „Es gibt nichts, was überflüssi­g ist.“

Natürlich sei mit dem Volumen des Vermögensh­aushalts von 11,7 Millionen Euro eine neue Rekordmark­e erreicht. Aber die damit verbundene Neuverschu­ldung könne man verantwort­en, denn „alle Ausgaben sind für die Entwicklun­g unserer Stadt dringend notwendig“. Die Nachfrage nach Bauplätzen etwa sei immens und der Kauf der erforderli­chen Flächen sei ein langwierig­er Prozess. „Es bleibt unsere Aufgabe in den kommenden Jahren, in Stadt und Ortsteilen Wohnen neu zu ermögliche­n. Diese und weitere Investitio­nen – so auch in den Schulstand­ort etwa und in die Kinderbetr­euung – „machen die Stadt reicher.“

Eine „transparen­te Planung, die aufzeigt, welche Wege in eine positive Zukunft erfolgvers­prechend sind“, nannte Peter Senzel (SPD) den Haushalt der Stadt Rain. Es war ihm bewusst, „dass wir bei der Umsetzung der Pläne unseren Bürgern einiges abverlange­n“. Im Gegenzug aber biete die Stadt eine intakte Infrastruk­tur, herausrage­nde Bildungsei­nrichtunge­n, geeignetes Bauland, Aussichten auf Arbeitsplä­tze, Verund Entsorgung und anderes mehr.

Neben diesen und weiteren wichtigen Zielen wie Kultur, Umwelt, Freizeit und Versorgung sei die Erschließu­ng neuer Wohnbaugeb­iete „eine Daueraufga­be unserer Stadt“. Denn die Nachfrage übertreffe das Angebot. „Dabei dürfen auch die nicht vergessen werden, die sich keine überteuert­en Wohnungen, kein Baugrundst­ück und kein Eigenheim leisten können.“Senzel forderte: „Dem Bau von bezahlbare­m Wohnraum, von Sozialwohn­ungen muss in Zukunft mehr Aufmerksam­keit geschenkt werden.“Die SPD beurteilte den Haushalt 2017 unter dem Strich positiv und als zukunftswe­isend.

Für Dritten Bürgermeis­ter Hans Hafner (PWG/JBU) fällt der Etat unter die Kategorie „Höchstinve­st für die Zukunft der Stadt Rain“. Trotz angespannt­er Finanzlage stimme seine Fraktion zu, denn diese Investitio­nen „bringen die Stadt in Bewegung“. Aufgrund der vielen Herausford­erungen bat er um maßvolles Haushalten und darum, fortwähren­d zu prüfen, ob im laufenden Jahr Einsparung­en möglich sind, ob Gebühren eventuell erhöht werden müssen, Mietund Pachtvertr­äge zu ortsüblich­en Konditione­n angeboten werden, Energieein­sparungen möglich sind und Defizite in stadteigen­en Betrieben zu begrenzen sind.

Einen „guten Kompromiss“sah Karl Rehm (PWG) im vorliegend­en Etat. Seine Partei trage diesen mit, „denn bei aller Sorgsamkei­t im Umgang mit Steuergeld­ern werden auch die notwendige­n Investitio­nen in die Entwicklun­g unserer Stadt fortgeführ­t“. Dennoch bezeichnet­e er die Finanzlage als angespannt. „Die Einnahmen der Stadt decken ihre Ausgaben nicht mehr. Insbesonde­re stagniere die Gewerbeste­uer. Die Fülle von Aufgaben sei letztlich mit den bisherigen Einnahmen der Stadt nicht zu bewältigen. Die PWG plädiert dafür, sinnvoll zu sparen und zielgerich­tet zu investiere­n. Priorität haben Investitio­nen in Gewerbeund Industrieg­ebiete, um die Gewerbeste­uern zu steigern, und in Wohnbaugeb­iete, um Einkommens­steuerzuwe­isungen zu erhöhen.

Die PWG behält es sich vor, im Laufe des Jahres kleinere Investitio­nen nochmals kritisch zu hinterfrag­en. „Größere Investitio­nen außerhalb der Substanzer­haltung unserer Grundverso­rgung und Straßen oder in Wohnbau- und Gewerbegeb­iete sehen wir aktuell nicht.“(wüb)

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Karl Rehm
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Hans Hafner
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Peter Senzel
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Leo Meier

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