Donauwoerther Zeitung

Der Heimat blieb sie immer treu

Gedenken Vor 20 Jahren ist die bekannte deutsche Theater- und Filmschaus­pielerin Luitgard Im gestorben. Sie stammt aus Wemding und blieb ihren Wurzeln ein Leben lang treu – selbst noch im Tod. Ihr Neffe erinnert sich an die öffentlich­e Künstlerin und priv

- VON THOMAS UNFLATH

Wemding Sie hat ihre Heimat nie vergessen – im Gegenteil. Obwohl Luitgard Im mehr als 40 Jahre lang auf Theaterbüh­nen und vor Kameras quer durch die Republik zu Hause war, kehrte sie immer gerne nach Wemding zurück – zur Familie, zu Freunden, in die Straßen und Gassen der Kindheit. Am heutigen 21. April ist es genau 20 Jahre her, dass Luitgard Im starb. Zum Jahrestag ist es an der Zeit, sich wieder einmal an die große Mimin zu erinnern.

Doch sie war mehr als bloß eine Persönlich­keit der Zeitgeschi­chte. „Sie war eine Tante zum Liebhaben“, erinnert sich ihr Neffe Alexander Im. Er habe sie außerdem als eine „große Persönlich­keit mit Stil“in Erinnerung, eine „feine Dame der damaligen Generation“. Der Zweite Weltkrieg, der auch in Wemding seine Spuren hinterlass­en hatte, war gerade ein Jahr vorüber, als die 16-jährige Luitgard Im ihrem großen Wunsch folgend, eine Ausbildung an der Münchener Otto-Falckenber­g-Schule begann. Von 200 Bewerbern wurden nur sechs Kandidaten angenommen. „Sie hat die Schauspiel­erei, dieses Handwerk, von der Pieke auf gelernt“, erinnert sich Alexander Im. Dies sei mit sehr viel Arbeit und Schweiß verbunden gewesen. Dazu kam die schwierige finanziell­e Situation in der Nachkriegs­zeit. „Mein Vater, der damals Lehramtsan­wärter war, unterstütz­te jeden Monat seine Schwester von seinem ohnehin schmalen Salär“, so Alexander Im.

Nach der absolviert­en Ausbildung und ersten Engagement­s war Luitgard Im lange Jahre auf vielen deutschen Bühnen zu sehen. Dabei interpreti­erte sie Rollen aus vielen klassische­n Stücken. Boleslav Barlog, der 1999 verstorben­e langjährig­e Intendant des Berliner Schlosspar­kund Schillerth­eaters, meinte in einem Nachruf über die Schauspiel­erin: „Sie war sehr einfühlsam und sehr disziplini­ert – als Tragödin wie Komödianti­n. Im klassische­n Theater fühlte sie sich ebenso zu Hause wie in gesellscha­ftskritisc­hen Rollen.“

Auch die Film- und Fernsehbra­nche entdeckte das Naturtalen­t aus Nordschwab­en. Zu den bekanntest­en Werken gehören „Judith“(wofür sie die Goldene Kamera erhielt), „Wenn süß das Mondlicht auf den Hügeln schläft“, „Die Weichselki­rschen“und „Es gibt noch Haselnusss­träucher“(mit Heinz Rühmann). Zudem war sie in populären Krimiserie­n wie „Der Kommissar“und „Derrick“zu sehen. Mit dem ebenfalls aus Schwaben stammenden Schauspiel­er und Autor Robert Naegele, den sie bei einem Fernsehfil­m von Tom Toelle kennenlern­te, arbeitete sie im Rahmen der Hörfunkrei­he „Bayerische­s Herz“im Bayerische­n Rundfunk zusammen. Naegele erinnerte sich: „Wir waren sehr gut befreundet und haben viel gelacht.“Luitgard Im sei „eine große Stütze und wundervoll­e Kollegin“gewesen. Naegele starb 2015 im Alter von 91 Jahren und hat seinen künstleris­chen Nachlass dem Museum seiner Heimatstad­t Krumbach hinterlass­en.

Von vielen Weggefährt­en ermuntert, ihre zahlreiche­n Geschichte­n und Anekdoten aus der schwäbisch­en Heimat niederzusc­hreiben, verfasste Luitgard Im den in hiesiger Mundart gehaltenen Erzählband „Arm, aber reich – Wemdinger G’schichten“, der in der Buchhandlu­ng Appl & Rösch erhältlich ist.

Luitgard Im selbst blieb unverheira­tet und kinderlos. Sicher ein Grund mehr dafür, dass sie ihre Familie und das heimatlich­e Wemding bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t besuchte. Dort fand sie bei der Gartenarbe­it, bei vielen Wanderunge­n in der Natur oder auch beim zwanglosen Plausch mit „ihren Wemdingern“die nötige Entspannun­g von der anstrengen­den Bühnenarbe­it, erinnert sich ihr Neffe.

In ihren letzten Lebensjahr­en kehrte sie von einer schweren Krebserkra­nkung gezeichnet ganz nach Wemding zurück. Am 21. April 1997 starb Luitgard Im 67-jährig in ihrer Heimatstad­t, wo sie auch ihre letzte Ruhestätte fand. Zum ersten Todestag veranstalt­ete der Wemdinger Kulturzirk­el im Rahmen der Rieser Kulturtage eine Luitgard-Im-Woche, wobei auch eine von Ernst Steinacker geschaffen­e Gedenktafe­l an ihrem früheren Wohnhaus in der Wallfahrts­straße enthüllt wurde. Damit erinnert die Stadt dauerhaft an eine große Künstlerin, die – gleichwohl auf den großen Bühnen zuhause – immer gerne in ihre Heimat zurückkehr­te, „um der lieben Seele neue Kraft zu geben“– wie sie es ausdrückte.

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Foto:Deutsches Filminstit­ut, Frankfurt / KINEOS Sammlung Luitgard Im (rechts) im Film „Wenn süß das Mondlicht auf den Hügeln schläft“mit Rolf Zacher und Diana Körner.
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Foto: sisu Luitgard Im mit dem früheren Wemdin ger Bürgermeis­ter Theo Knoll.
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Foto: Nachlass Im Luitgard Im 1955 als Cleopatra am Ber liner Schillerth­eater.

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