Donauwoerther Zeitung

Jung, lebendig und elegant

Das Gitarrendu­o Kaiser-Schmidt begeistert im Schloss Bissingen. Was dem Publikum dabei genau serviert wird

- VON WALTER ERNST

Bissingen Zwei bedeutende Ereignisse prägten die Konzertrei­he „punkt5“im Schloss Bissingen. Nach Abschluss der Renovierun­gsarbeiten entschiede­n sich Karin und Dr. Jürgen Wahl für die Fortsetzun­g der beliebten Kulturvera­nstaltung, und das dabei gastierend­e Gitarrendu­o Kaiser-Schmidt konnte nicht nur seine erste CD präsentier­en, sondern verkündete freudestra­hlend, dass sich dieses Konzert auch auf der frisch geprägten Scheibe wiederfind­et.

Jung, unkomplizi­ert, lebendig und elegant betrat das Duo mit seinen Instrument­en das Podium im Schertlins­aal des Schlosses, begann ohne Vorreden und zauberte begeistern­de Gitarrenkl­änge in das historisch­e Gebäude. Musikalisc­h nahmen die beiden jungen Gitarriste­n die Zuhörer mit auf eine musikalisc­he Weltreise und „erzählten“von fremden Ländern und Menschen. Dass dabei die Reise zunächst nach Spanien ging, waren die beiden Musikprota­gonisten ihren Instrument­en schuldig. In der neunteilig­en „Valses Poeticos“von Enrique Granados kombiniert­en Walzerklän­ge die Melodien zarter Eleganz mit spanischer Färbung und bestimmten so die Art der musikalisc­hen Sprache. Eigentlich war die „Sonata BWV 525“von Johann Sebastian als Orgelsonat­e komponiert und flocht folglich einen deutlichen Kontrast in das Konzertpro­gramm. Die Vorstellun­g der von den Interprete­n gewählten Bearbeitun­g jedoch war einzigarti­g, was nicht nur bei diesem Stück die Zuhörer mit deutlichem Applaus quittierte­n.

An der Genfer Universitä­t lehrt Professor Dusan Bogdanovic, ein musikalisc­her Weltenbumm­ler, und dessen Musikreise­n sowie deren Eindrücke widerspieg­eln sich in klassische­r Form in der „Sonata Fantasia“. In den drei Segmenten, die unterschie­dlicher nicht sein konnten, zeigten Jessica Kaiser und Jakob Schmidt die Klangräume ihrer Instrument­e lebendig auf. In diesem, wie sie sagten „atemrauben­den Satz“, standen die Gitarrenkl­änge in Widerstrei­t, fanden sich aber immer wieder zu fantastisc­her Einheit und mitunter „rockigem“Gleichklan­g.

Ein instrument­al improvisie­rter „Riss der Saiten“führte in die Konzertpau­se, ein genialer Schlusspun­kt des ersten Konzerttei­ls. Jessica Kaiser und Jakob Schmidt, in der Region Augsburg beheimatet, arbeiten seit 2006 als „Kaiser Schmidt Guitar Duo“auf höchstem Niveau zusammen und erfuhren als junge Gitarriste­n bereits zahlreiche Auszeichnu­ngen.

Als ihr „Herzstück“präsentier­ten sie die ursprüngli­che PianokomBa­ch position „Dolly-Suite op. 56“von Gabriel Fauré in ihrer eigenen Bearbeitun­g. Zauberhaft präsentier­ten sie die sechs aufeinande­rfolgenden Stücke, die zwar die Reife des Komponiste­n über Jahre hinweg aufzeigten, die beiden Interprete­n aber als erfahrene „Profis“erscheinen ließen. Humorvoll verwies Jessica Kaiser darauf, dass sich auch die berühmte „Tango Suite“von Astor Piazzolla im Repertoire der neuen CD befinde. Mit der Suite entführte das klassische Gitarrendu­o abschließe­nd das Publikum musikalisc­h grandios nach Brasilien. Aufmerksam­keit war auch den Zuhörern abverlangt, denn in der vielseitig­en Darbietung des Duos entfaltete sich jede Gitarre mal als „Stimmführu­ng“oder als „Begleitung“, um sich dann im Zusammensp­iel wieder als einmalige Klangfülle zu präsentier­en.

Fasziniert von der beeindruck­enden Virtuositä­t und Harmonie des jungen Gitarrendu­os hätten sich die anhaltend applaudier­enden Zuhörer wohl mehr als die beiden Zugaben gewünscht, „aber da wäre ja dann doch noch die CD“, womit Jessica Kaiser lächelnd auf ihr Erstlingsw­erk verwies.

Zum Abschluss geht es nach Brasilien

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