Jung, lebendig und elegant
Das Gitarrenduo Kaiser-Schmidt begeistert im Schloss Bissingen. Was dem Publikum dabei genau serviert wird
Bissingen Zwei bedeutende Ereignisse prägten die Konzertreihe „punkt5“im Schloss Bissingen. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten entschieden sich Karin und Dr. Jürgen Wahl für die Fortsetzung der beliebten Kulturveranstaltung, und das dabei gastierende Gitarrenduo Kaiser-Schmidt konnte nicht nur seine erste CD präsentieren, sondern verkündete freudestrahlend, dass sich dieses Konzert auch auf der frisch geprägten Scheibe wiederfindet.
Jung, unkompliziert, lebendig und elegant betrat das Duo mit seinen Instrumenten das Podium im Schertlinsaal des Schlosses, begann ohne Vorreden und zauberte begeisternde Gitarrenklänge in das historische Gebäude. Musikalisch nahmen die beiden jungen Gitarristen die Zuhörer mit auf eine musikalische Weltreise und „erzählten“von fremden Ländern und Menschen. Dass dabei die Reise zunächst nach Spanien ging, waren die beiden Musikprotagonisten ihren Instrumenten schuldig. In der neunteiligen „Valses Poeticos“von Enrique Granados kombinierten Walzerklänge die Melodien zarter Eleganz mit spanischer Färbung und bestimmten so die Art der musikalischen Sprache. Eigentlich war die „Sonata BWV 525“von Johann Sebastian als Orgelsonate komponiert und flocht folglich einen deutlichen Kontrast in das Konzertprogramm. Die Vorstellung der von den Interpreten gewählten Bearbeitung jedoch war einzigartig, was nicht nur bei diesem Stück die Zuhörer mit deutlichem Applaus quittierten.
An der Genfer Universität lehrt Professor Dusan Bogdanovic, ein musikalischer Weltenbummler, und dessen Musikreisen sowie deren Eindrücke widerspiegeln sich in klassischer Form in der „Sonata Fantasia“. In den drei Segmenten, die unterschiedlicher nicht sein konnten, zeigten Jessica Kaiser und Jakob Schmidt die Klangräume ihrer Instrumente lebendig auf. In diesem, wie sie sagten „atemraubenden Satz“, standen die Gitarrenklänge in Widerstreit, fanden sich aber immer wieder zu fantastischer Einheit und mitunter „rockigem“Gleichklang.
Ein instrumental improvisierter „Riss der Saiten“führte in die Konzertpause, ein genialer Schlusspunkt des ersten Konzertteils. Jessica Kaiser und Jakob Schmidt, in der Region Augsburg beheimatet, arbeiten seit 2006 als „Kaiser Schmidt Guitar Duo“auf höchstem Niveau zusammen und erfuhren als junge Gitarristen bereits zahlreiche Auszeichnungen.
Als ihr „Herzstück“präsentierten sie die ursprüngliche PianokomBach position „Dolly-Suite op. 56“von Gabriel Fauré in ihrer eigenen Bearbeitung. Zauberhaft präsentierten sie die sechs aufeinanderfolgenden Stücke, die zwar die Reife des Komponisten über Jahre hinweg aufzeigten, die beiden Interpreten aber als erfahrene „Profis“erscheinen ließen. Humorvoll verwies Jessica Kaiser darauf, dass sich auch die berühmte „Tango Suite“von Astor Piazzolla im Repertoire der neuen CD befinde. Mit der Suite entführte das klassische Gitarrenduo abschließend das Publikum musikalisch grandios nach Brasilien. Aufmerksamkeit war auch den Zuhörern abverlangt, denn in der vielseitigen Darbietung des Duos entfaltete sich jede Gitarre mal als „Stimmführung“oder als „Begleitung“, um sich dann im Zusammenspiel wieder als einmalige Klangfülle zu präsentieren.
Fasziniert von der beeindruckenden Virtuosität und Harmonie des jungen Gitarrenduos hätten sich die anhaltend applaudierenden Zuhörer wohl mehr als die beiden Zugaben gewünscht, „aber da wäre ja dann doch noch die CD“, womit Jessica Kaiser lächelnd auf ihr Erstlingswerk verwies.
Zum Abschluss geht es nach Brasilien