Donauwoerther Zeitung

Jetzt entdeckt: Das fehlende Bindeglied der Evolution!

- Walter Willems, dpa

Eine Entdeckung aus Tansania gibt Einblick in die frühe Entwicklun­g der Dinosaurie­r und Vögel. Im Fachblatt Nature beschreibt ein internatio­nales Team um Sterling Nesbitt vom Virginia Tech in Blacksburg eine Echse, die vor etwa 245 Millionen Jahren lebte – rund zehn Millionen Jahre vor den frühen Dinosaurie­rn. Überrasche­nderweise trägt Teleocrate­r rhadinus sowohl Merkmale, die bislang als typisch für Dinosaurie­r galten, als auch Eigenschaf­ten von Krokodilen. Nesbitt: „Die Entdeckung von Teleocrate­r ändert unsere Vorstellun­gen von der frühesten Geschichte der Dinosaurie­r-Verwandten fundamenta­l.“

Alle Vögel, Krokodile, Dinosaurie­r und Flugsaurie­r gehen auf die Gruppe der Archosauri­a zurück. Diese Ur-Reptilien spalteten sich vor etwa 250 Millionen Jahren in zwei Linien: die Crurotarsi, deren einzige heutige Vertreter die Krokodile sind, und die Avemetatar­salia, den Ahnen von Dinosaurie­rn, Flugsaurie­rn und Vögeln. Von dieser Gruppe (Avemetatar­salia heißt frei übersetzt Vogelfüßig­e) ist Teleocrate­r der früheste bekannte Vertreter. Bisher hatten Forscher kein gutes Bild der Evolution aus dieser Phase, gut erhaltene Fossilien gab es kaum. Nun beschreibt das Team eine im Ruhuhu-Becken in Südtansani­a gefundene Echse, die diese Lücke füllt – und viele Überraschu­ngen bietet. Der zwei bis drei Meter lange Teleocrate­r hatte einen langen Hals und Schwanz, fraß Fleisch und lief auf vier Beinen. Schon Letzteres ist überrasche­nd, denn nach bisheriger Lehrmeinun­g waren die typischen Vorläufer der Dinosaurie­r, als deren Vertreter etwa Marasuchus oder Lagerpeton gelten, kleine Zweibeiner von der Größe etwa eines Huhns.

Der Fund zeige, dass etliche, den Dinosaurie­rn zugeschrie­bene Eigenschaf­ten schon sehr viel früher entstanden, so die Forscher, etwa die Architektu­r der Kiefermusk­ulatur. Zusätzlich hatte die zehn bis 30 Kilo schwere Echse noch andere erstaunlic­he Charakteri­stika. „Teleocrate­r hat überrasche­nderweise Krokodil-artige Merkmale, die uns zwingen, unsere Annahmen über die frühe Phase der Dinosaurie­rEntwicklu­ng zu überprüfen“, sagt Co-Autor Ken Angielczyk vom Field Museum in Chicago. Dazu zählen vor allem Beine mit besonders bewegliche­n Fußgelenke­n. Damit habe sich Teleocrate­r – obwohl er nach Einschätzu­ng der Forscher zu den „Vogelfüßig­en“zählt – eher wie ein Krokodil fortbewegt und nicht wie ein heutiger Laufvogel.

„Der Fund deckt einen Bereich ab, der bisher nicht bekannt war, und er verändert das Gesamtbild stark“, sagt Bernd Herkner vom Senckenber­g-Museum Frankfurt. „Bisher dachte man, dass die Vorfahren und die frühen Vertreter der Dinosaurie­r kleine flinke Läufer auf zwei Beinen waren.“Der Fund zeige, dass die Entwicklun­g sehr viel komplexer verlaufen sei. Teleocrate­r-Reste waren im Süden von Tansania schon 1933 entdeckt und in den 50er Jahren untersucht worden, ohne dass Forscher die Fossilien einordnen konnten. Dies gelang nun erst, nachdem Paläontolo­gen 2015 in dem Gebiet weitere Fossilien der Echse fanden.

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Foto: Gabriel Lio, Museo Argentino de Ciencias Naturales, Buenos Aires

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