Donauwoerther Zeitung

Druck auf impfunwill­ige Eltern steigt

Gesundheit Weil die ansteckend­en Krankheite­n Masern und Mumps immer wieder ausbrechen, will die Politik die Kontrolle verschärfe­n. Bayerns Hausärzte-Verband geht das nicht weit genug

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Appelle an Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen, reichen nicht. Das hat Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (CDU) erkannt und will daher die Gesetze verschärfe­n. Denn die hoch ansteckend­en Erkrankung­en Masern und Mumps sind bundesweit immer wieder ausgebroch­en. Zwar muss schon jetzt vor dem Eintritt in eine Kindertage­sstätte eine ärztliche Impfberatu­ng nachgewies­en werden. „Diese Pflicht verschärfe­n wir jetzt nochmals“, sagt Gröhe. „Im Sommer soll eine gesetzlich­e Regelung in Kraft treten, wonach Kitas an die Gesundheit­sämter melden müssen, wenn Eltern die Impfberatu­ng verweigern.“Das gebe den Gesundheit­sämtern die Chance, gezielt auf diese Eltern zuzugehen.

Schon jetzt können Gesundheit­sämter nach Angaben des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums impfunwill­ige Eltern zu einer Beratung laden. Wenn die Kitas die Eltern melden, was sie bisher aber nicht müssen. Dies will Gröhe ändern. Auch ermögliche das Gesetz ein Bußgeld für hartnäckig­e Beratungsv­erweigerer. Doch in Bayern werden derzeit keine Daten an das Gesundheit­samt weitergele­itet, sagt eine Sprecherin des Gesundheit­sministeri­ums. Auch werde kein Bußgeld fällig. Dennoch begrüßt Bayerns Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) die Pläne von Gröhe. Schließlic­h arbeite ihr Ministeriu­m seit Jahren daran, die Impfquoten zu steigern. Die großen Impflücken sind auch der Grund, warum Gröhe eine Verschärfu­ng der Gesetze will.

Die Impflücken führten dazu, dass Masern- und Mumpserkra­nkungen immer wieder auftreten. Und das sind keine harmlosen Kinderkran­kheiten, betont Dr. Jakob Berger. Der stellvertr­etende Landesvors­itzende des Bayerische­n Hausärztev­erbandes befürworte­t nicht nur den Vorstoß von Minister Gröhe, er wünscht sich eine generelle Impfpflich­t. Doch die ist derzeit nicht vorgesehen: „Sie kommt nur als Ultima Ratio infrage“, erklärt Huml. Zunächst setze man auf Inganz formation und Motivation. Und die ist nach Ansicht von Berger nötig, „denn es ist einfach leichtsinn­ig, wenn Eltern ihre Kinder nicht impfen lassen“. Zwar verursache­n Mumps und Masern, wenn sie im Kindesalte­r ausbrechen, in den meisten Fällen keine bleibenden Schäden. „Es gibt aber Ausnahmen und die sind so gravierend, dass jede Mutter und jeder Vater, der diese Kinder gesehen hat, sofort für eine Impfung wäre.“So könnten Masern zu schweren nachhaltig­en Hirnschäde­n und Lähmungen führen. Mumps wiederum ist für junge Erwachsene sehr gefährlich: „Es kann zu Entzündung­en der Bauchspeic­heldrüse kommen, zu Entzündung­en der Ohren und damit zum Hörverlust. Es können Hirnhaut- und Hodenentzü­ndungen auftreten.“

Doch gerade Mumps ist auch in Bayern auf dem Vormarsch. In diesem Jahr seien bereits 61 MumpsErkra­nkungen registrier­t worden. „Das sind mehr als doppelt so viele wie im Vergleichs­zeitraum des Vorjahres.“Die Zahl der Masernfäll­e sei dagegen mit insgesamt 33 Fällen im Jahr 2016 erfreulich niedrig.

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