Donauwoerther Zeitung

Anwohner müssen künftig jährlich zahlen

Parken Nördlinger Stadtrat entscheide­t zudem mit knapper Mehrheit, die Verkehrsüb­erwachung personell aufzustock­en

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Emotionsge­laden und sehr kontrovers hat der Nördlinger Stadtrat zuletzt über das Thema Parken debattiert. Zwei Lager prallten im Rathaus aufeinande­r – CSU und Stadtteill­iste auf der einen Seite, PWG, Grüne/Frauenlist­e, SPD und Oberbürger­meister Hermann Faul auf der anderen. Durchsetze­n konnten sich Christsozi­ale und Stadtteile, die genau eine Stimme mehr im Gremium hatten. Die Beschlüsse im Einzelnen:

Anwohner Parkauswei­se Bislang mussten die Bewohner der Altstadt einmalig 30 Euro für einen Anwohner-Parkauswei­s bezahlen, nur bei einem Fahrzeugwe­chsel wurden weitere 15 Euro fällig. Nun kostet die Ausnahmege­nehmigung 40 Euro pro Jahr. Die bisherigen Berechtigu­ngsscheine werden eingezogen. Grund für diese Entscheidu­ng ist die Annahme, dass derzeit viele „alte“Anwohner-Parkauswei­se im Umlauf sind. Der Chef des Ordnungsam­tes, Jürgen Landgraf, hatte das Gremium aber zuvor informiert, dass im Jahr 2003 fast 500 dieser Ausweise eingezogen oder für ungültig erklärt worden seien. Seither melde das Bürgerbüro jeden Auszug aus der Innenstadt an den VerkehrsÜb­erwachungs­dienst. Dennoch befürworte­te Landgraf eine jährliche Gebühr. Denn mit der derzeitige­n Regelung verstoße man gegen geltendes Recht: Ein Anwohner-Parkauswei­s sei eine Ausnahmege­nehmigung, die dürfe nur für maximal drei Jahre ausgestell­t werden. Oberbürger­meister Hermann Faul und Helmut Beyschlag (PWG) plädierten daraufhin für eine Gültigkeit­sdauer von drei Jahren für die Parkauswei­se. Faul schlug vor, alle drei Jahre für einen neuen Schein 40 Euro zu verlangen. Heftiger Widerstand kam von Rudi Koukol (Grüne/ Frauenlist­e), der von einer „Entscheidu­ng gegen die Bewohner“sprach: „Wir haben nichts Besseres zu tun, als die Leute zu vergraulen.“Auch Erich Geike (SPD) war gegen diesen Vorschlag: Der Autofahrer zahle zwar, finde aber trotzdem keinen Parkplatz. Thomas Knie (CSU) rechnete aus, dass die Anwohner mit dieser Entscheidu­ng nur 3,33 Euro pro Monat dafür berappen müssten, um in der Stadt parken zu können. Thomas Mittring (Stadtteill­iste) ergänzte, die Bürger in den Stadtteile­n müssten auch einen Stellplatz nachweisen, der koste ebenfalls.

Verkehrsüb­erwachung Die Mehrheit aus CSU und Stadtteill­iste beschloss zudem, die Zahl der Mitarbeite­r der Verkehrsüb­erwachung um eine Person aufzustock­en. Knie sagte, man wolle die Effizienz bei der Verkehrsüb­erwachung steigern, ähnlich äußerte sich auch Jörg Schwarzer (CSU). Thomas Mittring (Stadtteill­iste) vertrat die Meinung, dass mit einer Kraft mehr stets drei Personen im Einsatz sein könnten. Ordnungsam­ts-Chef Landgraf lehnte den Vorschlag ab – auch mit drei Mitarbeite­rn könne man nicht gleichzeit­ig die gesamte Altstadt überwachen. Zudem koste eine weitere Stelle rund 45000 Euro pro Jahr. Er schilderte das Problem, dass die Autofahrer, statt die Parkscheib­e nachzudreh­en, einfach an anderen Stellplatz fahren würden. „Dann haben wir ja genügend Parkplätze“, folgerte Knie. Beyschlag beurteilte Landgrafs Argumentat­ion als „schlüssig“, sprach von einer „schlechten Parkdiszip­lin“in der Altstadt. Sonja Kuban (Grüne/Frauenlist­e) wies darauf hin, dass man sich zuletzt über die hohen Personalko­sten der Stadt beschwert habe, nun wolle man eine zusätzlich­e Person einstellen, die man aber gar nicht brauche. Das sei „unsinnig“, meinte sie. Johannes Ziegelmeir (PWG) brachte die allgemeine­n Parkgebühr­en ins Spiel. Ein Problem sei schließlic­h auch der Parksuchve­rkehr in der Altstadt – und den wolle man ja vor die Tore bringen.

Döderlein Parkplatz Dort, wo jetzt viele Autofahrer parken, sollen Wohnhäuser oder auch ein Hotel gebaut werden. Für Letzteres gebe es sogar einen möglichen Investor, sagte Faul. CSU und Stadtteill­iste forderten: erst neue Stellplätz­e, dann den Parkplatz bebauen. Darin waren sich alle Fraktionen einig. Nur über das Detail im Antrag der beiden Großen, dass das DöderleinG­elände ansonsten mindestens bis 2020 als Parkfläche erhalten bleiben solle, gab es Debatten – und einen Schlagabta­usch zwischen Ulrich Lange (CSU) und Helmut Beyschlag. Der PWG-Fraktionsv­orsitzende warf dem Bundestags­abgeordnet­en vor, „im Wahlkampfm­odus“zu sein. Der verwies auf die Basis der bisherigen Zusammenar­beit im Gremium: „Schade, dass Sie die verlassen.“Ausführlic­h debattiert wurde über die Frage, wo neue Stellplätz­e außerhalb der Stadt geschaffen werden könnten – als Ereinen satz für die wegfallend­en auf dem Döderlein-Gelände. Zwei Lösungen kristallis­ierten sich heraus: Zum einen ein Parkhaus auf dem Stellplatz vor dem Löpsinger Tor. Das kostet aber nach einer aktuellen Schätzung rund 2,2 Millionen Euro – Geld, das nicht im Etat der Stadt eingeplant ist. Rita Ortler (SPD) brachte zudem ein Parkdeck auf dem Areal ins Spiel, auf dem derzeit Wohnmobile geparkt werden können. Eine Variante, die auch Beyschlag gefiel. Ad acta gelegt scheint ein Parkdeck vor dem Reimlinger Tor – das sei für das Landesamt für Denkmalsch­utz nicht darstellba­r, so Stadtbaume­ister Hans-Georg Sigel. Der Brettermar­kt falle aus wirtschaft­lichen und technische­n Gründen weg. Und ein Parkdeck am Wemdinger Tunnel aufseiten der Schienen scheint vor 2021 nicht realisierb­ar.

 ?? Foto: Szilvia Izsó ?? Wer in Nördlingen­s Altstadt wohnt und einen Anwohner Parkauswei­s möchte, muss dafür künftig jährlich 40 Euro bezahlen. Das beschloss der Stadtrat in einer knappen Ent scheidung. Zudem wird die Zahl der Mitarbeite­r bei der Parküberwa­chung aufgestock­t.
Foto: Szilvia Izsó Wer in Nördlingen­s Altstadt wohnt und einen Anwohner Parkauswei­s möchte, muss dafür künftig jährlich 40 Euro bezahlen. Das beschloss der Stadtrat in einer knappen Ent scheidung. Zudem wird die Zahl der Mitarbeite­r bei der Parküberwa­chung aufgestock­t.

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