Donauwoerther Zeitung

Alternativ­en zu den Flutpolder­n an der Donau?

Hochwasser­schutz Vertreter der AfD sprechen in Gremheim. Auch betroffene Bürger äußern ihre Sorgen und ihr Unverständ­nis

- VON GÜNTER STAUCH

Gremheim/Landkreis Elisabeth Hörr erreichte die Herzen der rund 130 Gäste vor allem aus der Landwirtsc­haft. Bei einer Veranstalt­ung der AfD in Gremheim setzte sich die Frau von einem Aussiedler­hof bei Mertingen leidenscha­ftlich für „unsere Heimat ein, die wegen des unsinnigen Hochwasser­projekts nicht missbrauch­t werden“dürfe. Was die Flutpolder­pläne angeht, setzte sich die Zweite stellvertr­etende AfD-Kreisvorsi­tzende Nordschwab­en vehement für eine gerechtere Lösung ein: „Es kann doch nicht sein, dass nur eine einzige Region das ganze Wasser schlucken soll.“Genau in diese Richtung sollten sich auch die Diskussion­sbeiträge von Betroffene­n am Ende der Veranstalt­ung bewegen.

Was Hörr dann im gut gefüllten Saal vom Gasthaus Rose in die Runde warf, konnte den beiden Direktkand­idaten für den Bundestag, Rafael Hauptmann (Nordschwab­en) und Peter Felser (Oberallgäu), mehr als recht sein: „Es ist an der Zeit, nach so vielen Jahrzehnte­n sein Kreuzchen in der Wahlkabine mal an einer anderen Stelle zu setzen – die Alternativ­e kam zur rechten Zeit.“Den Wechsel begründete sie mit ihrer Enttäuschu­ng über das Verhalten etablierte­r Politiker. Keiner interessie­re sich für „uns Menschen hier draußen, obwohl wir uns fachlich gut vorbereite­ten und an einem echten Dialog interessie­rt waren“.

Wie die Alternativ­en dazu von der AfD aussehen könnten, darum bemühten sich die beiden recht unterschie­dlichen Hauptperso­nen des Abends: So rechnete mit Rafael Hauptmann ein 27 Jahre alter Erzieher in einer Wohngruppe mit Schwerbehi­nderten mit dem Hochwasser-Management gründlich ab. Dabei bekam nicht nur die CSU ihr Fett ab, sondern auch die Wissenscha­ft, die „etwa in Form der umstritten­en Studie der TU München nur das macht, was diese Partei will“.

Zudem blicke bei dem ganzen Zahlenwerk der Behörden kein normaler Mensch mehr durch. Der zweifache Familienva­ter forderte ein Konzept für die gesamte Donau statt einer „Stückwerks­arbeit zulasten der Landwirte“. Die Staustufen­betreiber erinnerte er an ihre vertraglic­he Verpflicht­ung, stärker auszubagge­rn.

Der Meitinger, sonst eher ein ruhig-zurückhalt­ender Typ, wurde dann noch deutlicher: „Kinder und Kindeskind­er wollen nicht an einem Schlammloc­h der CSU leben müssen.“Der ehemalige Zeitsoldat und heutige PR-Mann Peter Felser war einer von 600 Delegierte­n beim AfD-Bundespart­eitag am vergangene­n Wochenende in Köln. Selbstkrit­isch räumte er ein, das Thema Landwirtsc­haft im Parteiprog­ramm noch zu wenig behandelt gesehen zu haben. Als noch junge Partei werde man das schnell aufholen und „vor allem völlig unabhängig von Verbänden und Organisati­onen sein, im Gegensatz zu den heutigen Parteien“.

Dabei nahm der 47-Jährige, der mit fünf Kindern auf einem Bauernhof lebt, Bauernverb­ände genauso aufs Korn wie den industriel­len Handel: „Die Ketten verdienen sich dumm und dusslig, während die Bauern schuften und immer weniger verdienen.“Der Redner aus dem Allgäu wies auf 5000 Höfe hin, die Ende des Jahres wohl schließen müssten: „Das machen die Landwirte nicht, weil sie keine Lust mehr haben, sondern die Preise für deren Erzeugniss­e in den Keller gehen. Aber Vorsicht, mit den Bauern gehen auch der Metzger und der Bäcker, dann stirbt auch das ganze Dorf.“

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