Donauwoerther Zeitung

Etwas Bayern in Amerika

Tolle Welt Die Leute im Ort Frankenmut­h tragen Lederhosen und Dirndl, trinken Münchner Bier und organisier­en jedes Jahr ein Oktoberfes­t. Warum sie das tun, erfährst du hier

- VON ANDREAS BAUMER

Frankenmut­h sieht schön bayerisch aus. Hier gibt es schmucke Häuser mit Holzdach und Holzbalkon wie im Bayerische­n Wald. Hier tragen die knapp 5000 Einwohner Dirndl und Lederhosen und trinken Münchner Bier. Jedes Jahr im Herbst feiert der Ort zudem sein eigenes Oktoberfes­t. Dabei liegt Frankenmut­h gar nicht in Bayern, sondern ganz weit weg im Land Amerika. Warum aber tragen die Leute dort dann lieber einen bayerische­n Filz- als einen amerikanis­chen Cowboyhut?

Die Hälfte der Einwohner hat deutsche Vorfahren

Die Vorfahren der Einwohner haben lange in der Nähe von Nürnberg gewohnt. Das liegt in Bayern. Doch vor etwa 150 Jahren entschiede­n sie sich, nach Amerika auszuwande­rn. Sie hofften, dort ihren evangelisc­hen Glauben freier ausüben zu können, mehr Arbeit zu finden und reicher zu werden. In ihrer neuen Heimat, im heutigen amerikanis­chen Bundesstaa­t Michigan, gründeten sie den Ort Frankenmut­h. Damit wollten sie sagen, dass sie aus Franken, der Region um Nürnberg, kommen und Mut haben.

Auf bayerische Bräuche wollten die Vorfahren nicht verzichten. Deshalb sprachen sie weiter Deutsch, trugen traditione­lle Kleidung und tranken Bier. Ihre Nachfahren halten diese Sitten hoch. Knapp die Hälfte der Einwohner beruft sich noch heute auf ihre deutschen Vorfahren. Deutsch sprechen dagegen nur noch wenige.

Mittlerwei­le ist Frankenmut­h für viele Amerikaner ein beliebtes Ausflugszi­el geworden. Viele von ihnen gehen in die Bäckerei, um eine Riesenbrez­e zu probieren, oder in den Weihnachts­laden, um Lichterket­ten und Girlanden zu kaufen. Oder auch in das Biermuseum vor Ort, das mehr als 400 verschiede­ne Biersorten anbietet. Viele davon wurden in Deutschlan­d gebraut. Frankenmut­h hat auch ein Museum. Dort können Besucher die ganze Geschichte des Ortes von den ersten Siedlern bis heute verfolgen.

Das wichtigste Ereignis des Jahres findet im Herbst statt: das Oktoberfes­t. 1996 gab der frühere Münchner Oberbürger­meister Christian Ude höchstpers­önlich seine Zustimmung zum ersten Oktoberfes­t außerhalb von München. Das Münchner Hofbräuhau­s lieferte extra für diesen Anlass sein Bier dorthin. Seitdem feiert Frankenmut­h jedes Jahr wieder sein eigenes Oktoberfes­t.

Beim Oktoberfes­t treten auch Blasmusikk­apellen auf

Die Feier findet in einer Halle statt, die 5000 Menschen aufnehmen kann. Blasmusikk­apellen treten von Mittag bis Mitternach­t auf. Wie in Bayern auch. Überrascht­er dürften deutsche Oktoberfes­tbesucher beim Wiener-Hundrennen sein. Das startet am Samstagmit­tag. 50 bis 1000 Dackel müssen dabei von einer Seite der Halle zur anderen laufen. Wer es schafft, wird mit Wienern belohnt.

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Foto: Dorothea Wagner, dpa Solche Häuser gibt es in Bayern oft. Doch dieses steht mitten in Amerika, im Ort Frankenmut­h. Die Menschen sind stolz darauf, deutsche Vorfahren zu haben. Das zeigen sie aller Welt.
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