Donauwoerther Zeitung

Rechte Kameraden: Da waren es schon drei

Bundeswehr Die Affäre um den Soldaten Franco A. zieht immer weitere Kreise

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Berlin/Kehl Was als bizarre Affäre um einen Soldaten begann, sieht mittlerwei­le nach einem perfiden Plan eines rechtsextr­emen Netzwerks bei der Bundeswehr aus. Der eine lässt sich als falscher Flüchtling registrier­en – der andere deckt sein Fehlen. Der dritte, ein Student, hortet Munition der Bundeswehr. Die drei überlegen sich, wen sie töten wollen, verfassen eine Liste. Ganz oben stehen Namen wie Joachim Gauck und Heiko Maas. Die Tat wollen sie laut Bundesanwa­ltschaft einem Flüchtling in die Schuhe schieben, damit die Deutschen sich bedroht fühlen. Am Dienstag wurde nun der 27-jährige Maximilian T. nach einem Verhör durch den Militärisc­hen Abschirmdi­enst (MAD) als ein weiterer mutmaßlich­er Komplize festgenomm­en. Franco A. und der Student Mathias F. sitzen bereits in U-Haft. Bislang wurde das Wort „Netzwerk“im Zusammenha­ng mit der Affäre allerdings nur mit Vorsicht benutzt.

Nun verdichten sich die Anzeichen, dass die Gruppe weit mehr war als nur ein Kreis rechter Kameraden. Die jungen Männer hatten Zugang zu Waffen, schmiedete­n düstere Pläne, sind nach Ansicht der Bundesanwa­ltschaft hochgefähr­lich. SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann spricht gar von einer „Terrorzell­e“– und von einer „Riesen-Blamage“für Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen.

Nach der Festnahme von Franco A. gerieten vier weitere Soldaten aus seinem Umfeld ins Visier der Ermittler, drei aktive Offiziere und ein Reservist der Bundeswehr, der in Österreich lebt. Einer der Offiziere ist Maximilian T.: Sein Name schwirrte bereits seit einer Woche durch die Medien. Warum er erst jetzt festgenomm­en wurde, ist unklar. Die Bundesanwa­ltschaft hält ihn aber für eine Schlüsself­igur in der bizarren Geschichte, die seit Tagen die Truppe wie die Politik in Aufruhr versetzt.

Maximilian T. kommt wie Franco A. aus Hessen, er ist ebenfalls Oberleutna­nt, ein Jahr jünger. Beide dienten zusammen in der zweiten Kompanie des Jägerbatai­llons 291 im elsässisch­en Illkirch. Maximilian T. soll vor allem Autor einer Todesliste sein. Darin soll er Prominente und Politiker als mögliche Anschlagso­pfer sogar nach Kategorien

Die Munition zwackt Franco A. bei Übungen ab

angeordnet haben. Unter Kategorie A listet er Justizmini­ster Heiko Maas und Ex-Bundespräs­ident Joachim Gauck auf.

Franco A. ließ sich als Flüchtling registrier­en, obwohl er kein Wort Arabisch spricht. Er sollte den Anschlag ausführen, glaubt die Bundesanwa­ltschaft Maximilian T.s Aussage. Dann hätten die Fahnder, so der Plan, Islamisten für die Täter gehalten. Der Student Mathias F. aus Offenbach hortete Munition aus Bundeswehr­beständen bei sich in der Wohnung. Die hatte er wohl von Franco A., der sie bei Schießübun­gen abzwackte. Am Ende flogen die Männer auf, weil sie eine Waffe, Kaliber 7,65 mm, am Wiener Flughafen versteckte­n. Wie die Ermittlung­en um den Rest der Gruppe stehen, ob es weitere Festnahmen geben wird, bleibt unklar. Sicher ist: Die Affäre bringt auch die Truppe in Verruf.

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Foto: afp In den Schlagzeil­en: die deutsch franzö sische Einheit in Illkirch.

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