Donauwoerther Zeitung

„Das reiche Bayern ist ein Mythos“

Studie Forscher machen Regionalpo­litik von Minister Söder für soziale Unterschie­de im Freistaat verantwort­lich

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München Die regionalen Unterschie­de in Bayern könnten sich nach einer aktuellen Studie durch die Heimatstra­tegie der Staatsregi­erung weiter verschärfe­n. „Im interkommu­nalen Wettbewerb stehen sich starke und schwache Kommunen gegenüber und konkurrier­en um die begrenzte Anzahl an Unternehme­n, Arbeitsplä­tzen, Einwohnern, Fördergeld­ern und Behörden“, heißt es in der Arbeit „Gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse zwischen Wettbewerb­sfähigkeit und sozialer Daseinsvor­sorge“von den Wissenscha­ftlern Andreas Kallert und Simon Dudek. Sie haben die Arbeit im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung erstellt, die der Partei die Linke nahesteht.

Die Staatsregi­erung forciere den Wettbewerb mit ihrer Regionalpo­litik, indem sie auf Chancengle­ichheit setze, ignoriere aber die ungleichen Ausgangsla­gen. So stelle die von Finanzund Heimatmini­ster Markus Söder (CSU) vorangetri­ebene Fortentwic­klung des Landesentw­icklungspl­ans eine Verschärfu­ng des interkommu­nalen Wettbewerb­s dar. Verantwort­lich dafür sei insbesonde­re die Lockerung des Anbindegeb­ots. Diese sieht vor, dass neue Gewerbegeb­iete künftig nicht mehr in direkter Nähe von Siedlungen geplant und gebaut werden müssen.

Das soziale Auseinande­rdriften der bayerische­n Regionen habe „erschrecke­nde Ausmaße“angenommen, heißt es in der Studie. Auch der kommunale Finanzausg­leich sei in seiner aktuellen Form nicht geeignet, die Situation für die Menschen in den klammen Kommunen zu verbessern. Er sei zu gering, um die regionalen Unterschie­de auszugleic­hen. Generell lokalisier­t die Studie die benachteil­igten Regionen im Norden Bayerns sowie fernab der Ballungsze­ntren. Um ihre Lage zu verbessern, brauche es nach Ansicht der Autoren eine durch den Staat zur Verfügung gestellte „Grundausst­attung an sozialer Infrastruk­tur rund um Bildung, Gesundheit, Mobilität und Wohnen“.

„Das reiche Bayern ist ein Mythos, wenn man sich die Entwicklun­gen in den einzelnen Regionen anschaut“, sagte der Sprecher der bayerische­n Linken, Ates Gürpinar. In Söders Ministeriu­m zeigte man sich unbeeindru­ckt. Im Freistaat seien die Unterschie­de zwischen Stadt und Land bei den Arbeitslos­enzahlen, bei der Wirtschaft­skraft und bei der Lebensqual­ität deutlich geringer als in anderen Ländern, sagte eine Sprecherin.

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Foto: Ebener, dpa Ein mobiler Laden auf dem Land: In vie len Orten fehle die „Grundausst­attung an sozialer Infrastruk­tur“.

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