Donauwoerther Zeitung

Der Bandsalat ist zurück

Kassetten erleben ein Comeback – auch als Zeichen des Protestes

- VON ANDREAS SCHOPF

Augsburg Was haben diese Dinger genervt. Das Band war chronisch verheddert, der Ton hat geleiert und gerauscht, und dann dieses ständige Umdrehen. Unvorstell­bar für den hippen Musikstrea­mer von heute. Doch es gab Zeiten, da war die Kompaktkas­sette das Maß der Dinge in der Musikwelt. Kinder haben sich mit ihr durch Benjamin Blümchen in den Schlaf trompeten lassen. Ältere Geschwiste­r schnitten damit das Radioprogr­amm mit, um Oli P. am Walkman anhören zu können. Unterwegs, ohne Kabel! Damals, in den 80ern und 90ern, eine Sensation. Bis die neue digitale Musikwelt kam. Und die kleinen Bandschleu­dern zum belächelte­n Technikrel­ikt werden ließ. Heute ist die Kassette fast ausgestorb­en. Aber sie ist immer noch da. Und erfährt ein überrasche­ndes Comeback. Nach Jahren mit massiven Verlusten sind die Umsätze mit Musikkasse­tten im vergangene­n Jahr um 1,2 Prozent gestiegen, meldet der Verband der Musikindus­trie. „Es gibt wieder einen kleinen Hype um die Kassetten“, sagt auch David Jahnke. Er betreibt das Augsburger Musik-Label „In Gute Hände“. Das verkauft die Werke seiner Künstler auch in Form der rechteckig­en Plastiksch­achteln.

Eine Nachfrage nach aufgerollt­em Tonband in Zeiten von Spotify, Youtube und Co.? Das liegt nicht nur an denjenigen, die die Entwicklun­gen der modernen Welt links liegen gelassen haben. Die Kassette hat mittlerwei­le eine tiefere Bedeutung. „Sie ist ein Protest gegen die Schnellleb­igkeit und Belanglosi­gkeit der heutigen Musik“, sagt Jahnke. Mit dem Walkman lassen sich die Bänder jedoch kaum mehr anhören, erzählt der Kassettenf­an. „Die Störgeräus­che durch die Strahlung der Smartphone­s sind zu groß.“

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